Wissenswertes
Überlieferung der Brandenburger Mühlen online recherchierbar
Mühlen im Stadtbild von Brandenburg an der Havel sind nicht wegzudenken, bieten sie mittlerweile doch Wohnraum wo einstmals Arbeitsplätze waren. Genauso wenig sind die Unterlagen der Mühlenbetriebe Tiede und Heidrich sowie deren Nachfolgebetriebe aus der Wirtschaftsüberlieferung im Stadtarchiv wegzudenken, da sie historische Einblicke in die Geschichte von 1800 bis 1994 bieten.
Vor allem die nicht amtliche Überlieferung, in Form von Unternehmen, Nachlässen, Vereinen, Verbänden und Initiativen, spielt in Archiven eine wichtige Rolle. Unterlagen von diesen Stellen kommen nicht ohne weiteres zu uns! Im Vergleich zu Unterlagen der Stadtverwaltung, welche aufgrund rechtlicher Vorschriften abzugeben sind, werden nicht amtliche Unterlagen häufig nur durch Zufall Teil unserer überlieferten Vergangenheit. Regelmäßig suchen Privatpersonen Kontakt zum Stadtarchiv, da sie verborgene Schätze auf Dachböden, in Kellern oder als Teil von Nachlässen entdecken. Und hin und wieder wird aus diesen privaten Kostbarkeiten auch Kulturgut, welches, um die Geschichte der Stadt Brandenburg an der Havel zu überliefern, dauerhaft und unter archivfachlichen Bedingungen im Stadtarchiv gelagert wird.
Auch der Bestand der Brandenburger Mühlen ist solch ein Glücksfall. Die reiche Überlieferung von 221 Archivalien verdanken wir hauptsächlich dem Liquidator der Brandenburger Mühlenwerke und einer Nachfahrin der Familie Tiede. Dass noch längst nicht alle Unterlagen dieser Betriebe im Stadtarchiv überliefert sind, daran besteht kein Zweifel! Führte doch gerade die ostdeutsche Wirtschaftsgeschichte ab 1990 dazu, dass die Unterlagen oftmals herrenlos gelagert und womöglich „weggefunden“ wurden. Das Bestreben des Stadtarchivs ist es, solche Unterlagen einer öffentlichen Nutzung zuzuführen, um die Stadtgeschichte zu ergänzen oder sogar neu zu schreiben.
Im Fall der Mühlenbetriebe ist nun der Grundstein gelegt, da aufgrund eines Praktikums des FH-Studenten Steffen Weber die Unterlagen der Firmen Tiede und Heidrich sowie deren Nachfolgebetriebe erschlossen wurden. Diese sind zudem online recherchierbar (Findbuch.Net oder als Findbuch). Eine Einsichtnahme in die Unterlagen erfolgt jedoch nur in analoger Form im Zuge einer Benutzung im Stadtarchiv.
Darüber hinaus kann auch der Vortrag, welcher von Steffen Weber anlässlich des Tags der Archive am 5. März 2022 gehalten wurde, digital nachgelesen werden.
Namensverzeichnisse der Personenstandsregister online nutzbar
Familienforscher und Hobby-Genealogen dürfte es freuen, dass das Stadtarchiv Brandenburg an der Havel ab sofort seine überlieferten Namensverzeichnisse der Geburten-, Ehe- und Sterberegister online zur Verfügung stellt. Diese 26 Namensverzeichnisse aus 4 Standesämtern sind unter der Rubrik Archivbestände, 2.6. Melde- und Personenstandsunterlagen einsehbar.
Die Namensverzeichnisse sind Hilfsmittel zur Recherche gesuchter Personen sowie zur Ermittlung entsprechender Registernummern aus den Personenstandsunterlagen. Die Verzeichnisse weisen einen bestimmten zeitlichen Umfang auf und sind alphabetisch sortiert, wodurch der Zugriff erleichtert wird. Da die Geburten-, Ehe und Sterberegister chronologisch angelegt wurden, ist die aus den Namensverzeichnissen ermittelte Registernummer, welche aus einer fortlaufenden Nummer sowie dem entsprechenden Jahrgang besteht, essenziell.
Sind Sie bei uns fündig geworden? Gern fertigen wir Ihnen auf Anfrage kostenpflichtig Kopien aus den Geburten-, Ehe- oder Sterberegistern an. Diese sind entsprechend der im Personenstandsgesetz festgelegten Fristen im Stadtarchiv überliefert. Register jüngeren Datums finden Sie im Standesamt der Stadt Brandenburg an der Havel.
Alle weiteren Informationen sowie eine Auflistung der archivierten Personenstandsregister finden Sie unter der Rubrik Personenstand.
Vortrag zum Thema Ausreise in den 1980er Jahren in der Stadt Brandenburg an der Havel online verfügbar
Der am 7. März 2020 auf dem Tag der Archive gehaltene Vortrag „Ich will fort, ich akzeptiere dies nicht“: Dokumente zur Ausreise aus dem Bestand Rat der Stadt Brandenburg, Abteilung Innere Angelegenheiten von Kristin Birnstein (Mitarbeiterin des Stadtarchivs) ist nun auch kostenlos digital nachlesbar.
Bereits letztes Jahr erschien der Beitrag im 29. Jahresbericht des Historischen Vereins Brandenburg (Havel) e. V.
Von Nachtwächtern, Unternehmern und Einwohnern der Stadt Brandenburg
Dass Adressbücher mehr sind als bloße Auflistungen von Personen und Straßen wird spätestens dann ersichtlich, wenn man sich Adressbücher vergangener Jahrzehnte oder Jahrhunderte anschaut. Ob Magistratsmitglied, Telegrafenbote, Prediger, Lehrer, Nacht- und Turmwächter oder eben doch nur einfacher Bürger – sie alle werden in den Büchlein genannt. Daneben findet man aber auch Werbeanzeigen der Unternehmen, Fahrtpreise für Droschkenfahrten und vieles Interessante mehr.
Das Stadtarchiv Brandenburg an der Havel bewahrt eine komplette Serie der Adressbücher von 1847 bis 1939 in gedruckter Fassung. Um die Originale zu schützen, wurden diese mikroverfilmt. Während der Benutzung vor Ort konnten die Mikrofilme für Recherchen herangezogen werden.
Nun geht das Stadtarchiv einen Schritt weiter: In einem Projekt wurden die Mikrofilme digitalisiert und stehen mittlerweile auf der Internetseite des Stadtarchivs unter Archivbestände kostenfrei zur Verfügung.
Hedemann-Pläne nun digital benutzbar
Ein gut gehüteter Schatz des Stadtarchivs Brandenburg an der Havel kann zukünftig digital im Stadtarchiv eingesehen werden. Dabei handelt es sich um eine Auswahl von 27 Plänen, die von Christoph Gottlieb Hedemann (1703-1776) angefertigt sowie um Kopien, die Ende des 18. Jahrhunderts erstellt wurden und auf den Hedemann-Plänen beruhen.
Hedemann ist in Brandenburg an der Havel vor allem durch seinen „Plan intra et extra Moenia der beiden Chur- und Hauptstädte Brandenburg“ bekannt, der 1722/1724 auf Befehl des Soldatenkönigs Friedrich-Wilhelm I. entstand. Daneben wurde in weiteren Karten auch das städtische Umland des frühen 18. Jahrhunderts kartographisch festgehalten.
Ende 2019 wurden die Pläne im Auftrag des Stadtarchivs Brandenburg an der Havel durch das Digitalisierungslabor der Fachhochschule Potsdam gescannt. Die herausragende Qualität der Digitalisate offenbart den Detailreichtum der Werke, die aufgrund des teilweise fragilen Zustandes bisher weitgehend nicht benutzbar waren. Dies ändert sich nun durch die Digitalisate der Archivalien, welche auf Voranmeldung zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs (dienstags 9-12, 13-18 Uhr) im Benutzerraum eingesehen werden können.
- Juni 2020 -
Endlich benutzbar!
„Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!“ – DDR-Alltag im Spiegel des Bestan-des 27. Nationale Front
Der Bestand 27. Nationale Front des Stadtarchivs Brandenburg an der Havel enthält Doku-mente aus der Zeit, als sich die Aufgaben der Nationalen Front bereits von der gesamtdeut-schen Zielsetzung zugunsten des sozialistischen Aufbaus in der DDR verschoben hatte. Es handelt sich um schriftliche Unterlagen und Fotos aus dem Zeitraum seit Mitte der 1960er Jahre bis zur Auflösung der Nationalen Front im Jahre 1990, wobei sie in diesem Zusammenhang vom Kreissekretär Günter Heider dem Stadtarchiv übergeben worden waren. Sie legen Zeugnis von der Tätigkeit der Organe der Nationalen Front ab, die insbesondere mit der Organisation der Wahlvorbereitungen und mit bürgernahen Aktionen, wie der Durchfüh-rung des Wettbewerbs „Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!“ betraut waren. Der Bestand zeichnet sich durch eine umfangreiche Fotosammlung aus, die sowohl aus Porträts von Aktiven als auch aus Fotos von Einzelaktionen der Nationalen Front besteht.
Ab sofort steht das Findbuch dieses Bestandes unter „Archivbestände“ zur Verfügung.
- August 2014 -
Eine Festschrift für Friedrich-Karl-Grasow – Ehrenbürger der Stadt Brandenburg an der Havel
Friedrich-Karl Grasow, Pädagoge, Heimatforscher und seit 1992 Ehrenbürger der Stadt Brandenburg an der Havel, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums ehren wir ihn, indem der Öffentlichkeit ausgewählte Teile seines publizistischen Werkes in einer Publikation in gesammelter Form zugänglich gemacht werden.
Friedrich-Karl Grasow publizierte vorrangig in der Regionalpresse und im „Kulturspiegel“, einer von 1959 bis 1994 in unserer Stadt erschienenen Kultur- und Informationsbroschüre. Seine populärwissenschaftlichen Beiträge dienten der heimatgeschichtlichen Bildung und der historischen Forschung gleichermaßen.
Die Herausgeber, der Historische Verein, Dr. Klaus Heß und die Stadtverwaltung, das Stadtarchiv, Frau Anke Richter, wählten 73 von den insgesamt 185 veröffentlichten Artikeln im „Kulturspiegel“ aus und sortierten sie in Kapitel.
Alle Kulturspiegel sowie die Publikation befinden sich, für jeden nutzbar, im Stadtarchiv Brandenburg an der Havel. Die Publikation ist außerdem im Buchhandel zu erwerben.
- Dezember 2012 –
Von der Feinjute AG zum VEB Folieerzeugnisse – Ein großer Wirtschaftsbestand im Stadtarchiv Brandenburg an der Havel ist jetzt für die Forschung nutzbar
Über einen Zeitraum von mehreren Monaten des Jahres 2011 ist im Stadtarchiv Brandenburg an der Havel der Bestand „Erste Deutsche Fein-Jute-Garn-Spinnerei AG“ für eine allgemeine Nutzung zugänglich gemacht worden. Die mehr als 20 laufenden Meter Akten des ehemals an der Bauhofstraße ansässigen Brandenburger Traditionsunternehmens enthalten Informationen von der Zeit der Gründung als Kommandit- und Aktiengesellschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts über die Jahre der Weltkriege bis hin zur Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb 1948 und in eine GmbH nach Auflösung der DDR 1990.
#Überliefert sind die für ein Wirtschaftsunternehmen typischen Unterlagen, wie z. B. Bilanzen, Geschäftsberichte, Produktionsstatistiken, Korrespondenzen mit dem Aufsichtsrat, mit Behörden und Unternehmerverbänden sowie Finanz-, Steuer- und Personalangelegenheiten – ergänzt durch die zur DDR-Zeit entstandenen Besonderheiten, wie Brigadebücher, Akten zum Neuererwesen und zum sozialistischen Wettbewerb.
Wie aus dem Gründungsnamen ersichtlich, war das Unternehmen das erste im Deutschen Reich, das die aus Indien importierte Rohjute zu feinen Garnen von 9600 Metern pro Kilogramm verarbeitete. Daraus wurden dann Dekorationsstoffe, Teppiche, Säcke sowie Kabel- und Zündergarne gefertigt. Besonders umfangreich ist die Überlieferung aus den Jahren von 1930 bis 1945. Durch diese Dokumente lassen sich die Ein- und Auswirkungen der deutschen Kriegswirtschaftsverordnung auf ein Unternehmen der Textilindustrie beispielhaft nachvollziehen. Ebenfalls gut dokumentiert ist die unmittelbare Nachkriegszeit ab 1945. Von diesem Zeitpunkt an erhielt das Unternehmen Rohstoffzuteilungen und Lieferanweisungen von den Zentral-, Landes- und Provinzialverwaltungen in der Sowjetischen Besatzungszone.
Zum Ende der 60er Jahre wurde der nun als VEB Feinjute und Hanfspinnerei Brandenburg firmierende Betrieb grundlegend reorganisiert und entwickelte sich von einer klassischen Spinnerei zu einem modernen Industriebetrieb, der vor allem Hochdruckpressenfäden für die Landwirtschaft produzierte. 1982 erfolgte die Umbenennung in VEB Folieerzeugnisse Brandenburg und nach der Privatisierung 1990 in Folieerzeugnisse GmbH Brandenburg. 1994 wurde die Firma nach 110 Jahren liquidiert.
Die Archivalien können vor Ort im Stadtarchiv eingesehen werden, das Findbuch ist auch online über die Internetseite „Bestände“ des Stadtarchivs abrufbar.
- Dezember 2011 -
„Alles für den Kaffee-Tisch – Vom Konditor gut und frisch!“ – Kaffeehauskultur in den 30er Jahren am Molkenmarkt 26
Im Antiquariatshandel ist vor wenigen Wochen ein für die Stadt Brandenburg an der Havel interessantes zeitgeschichtliches Dokument aufgetaucht, das das Stadtarchiv als Sammlungsgut erwerben konnte.
Dabei handelt es sich um eine Speisekarte des Cafe Oske am Molkenmarkt 26 aus den 30er Jahren.
Eine Speisekarte ist an und für sich nicht sonderlich aufregend, aber bemerkenswert ist das ca. 80 Jahre alte und äußerlich mit Nieten versehene Stück allemal. Denn auch der Inhalt geht über eine Auflistung der von Oske produzierten Kuchen und Törtchen, in einer im Vergleich mit heutigen Bäckereien nicht mehr gekannten Vielfalt, weit hinaus. Neben regionaler Reklame sind auch zwei Fotos vom Sommergarten und dem Großen Festsaal abgedruckt, wo man entweder entspannt genießen oder auch das Tanzbein schwingen konnte. Und genau deshalb könnte die Karte auch für Musikhistoriker interessant sein, denn das Repertoire der bei Oske engagierten Musiker, gut 600 verschiedene Stücke, ist ebenfalls mit publiziert.
Märsche, Walzer und Boston, Ouvertüren, Opern-Fantasien, Operetten-Potpourris, Konzert-Stücke und Hymnen sorgten beim kulinarischen Genuss auch für den gewünschten Ohrenschmaus. So konnte man z. B. Übers Meer für Deutschlands Ehr’, Parade der Maikäfer, Mondnacht auf der Alster, Stücke aus der Zauberflöte oder Zigeuner-Sehnsucht von Siegfried Kempner ertönen lassen. Auch auf internationales Publikum war man bestens vorbereitet. Bayern, Badener, Hamburger und Sachsen konnten sich im Cafe Oske mit ihren Nationalliedern das Heimweh ebenso vertreiben lassen wie z. B. Ägypter, Australier, Japaner oder Mexikaner mit ihren Hymnen.
Das „gehaltvolle“ Stück ist im Stadtarchiv unter der Signatur StABibBRB 301 zu finden.
- November 2011 -
Lehrer unter zwei Diktaturen – eine Veröffentlichung auf Grundlage von Archivalien des Stadtarchivs
Charles B. Lansing, Professor an der Universität zu Connecticut, USA, hat kürzlich sein Buch „From Nazism To Communism. German Schoolteachers Under Two Dictatorships“ (Vom Nationalsozialismus zum Kommunismus. Lehrer unter zwei Diktaturen) veröffentlicht. Diese Arbeit ist zu großen Teilen auf der Grundlage umfangreichen Quellenstudiums in den Beständen des Stadtarchivs entstanden.
Lansing wählte die Stadt Brandenburg an der Havel, um am Beispiel einer mittelgroßen deutschen Stadt die Entwicklung des Bildungswesens während der Phasen eines zweifachen radikalen Systemwechsels von der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zum Sozialismus in der frühen DDR auf lokaler Ebene darzustellen. Dabei untersucht er sowohl die gezielte Einflussnahme staatlicher Stellen auf die Lehrerschaft als auch die Interaktion zwischen beiden.
Im Einzelnen behandeln die Kapitel:
- Nationalsozialistische Angriffe auf deutsche Lehrer
- Die unvollendete Revolution des nationalsozialistischen Lehrerbundes
- Die Weiterführung des Schulunterrichts während des Krieges
- Die Auswechslung der Lehrerschaft unter der sowjetischen Besatzungsmacht
- Die Gründung eines wirklichen Lehrerverbandes
- Die Sowjetisierung von Lehrern und ihres Verbandes
Fachkollegen Lansings loben u. a., „Das Material ist frisch, die Argumentation originell, die Sprache klar“ und, dass „…diese einzigartige Arbeit ein neues Licht auf einen Teil der Geschichte im östlichen Nachkriegsdeutschland werfe“.
Ob Zeitzeugen aus den Anfangsjahren der DDR Lansings mit großem zeitlichem Abstand aus den Akten gewonnenen Erkenntnissen in vollem Umfang zustimmen können, sei dahingestellt. Anregungen zur Diskussion über dieses Thema liefert die Veröffentlichung allemal, sodass man sich eine baldige Übertragung ins Deutsche wünscht.
Der Band ist unter der Signatur 636 in der Bibliothek des Stadtarchivs katalogisiert.
- Oktober 2011 -
Kuriosum in der Bibliothek des Stadtarchivs
Einen interessanten Fund gab es kürzlich in der Bibliothek des Stadtarchivs. In einem Exemplar von Christoph Entzelts „Altmärkischer Chronik“ von 1911 fanden sich Kaufbelege anhand derer sich zwei prominente Vorbesitzer des Buches nachweisen lassen. Der erste Kaufbeleg ist für die „Fürstin Bismarck, Friedrichsruh“ ausgestellt, die den Band in der Berliner Mohrenstraße 52 bei Gsellius erstanden hat. Dabei handelt es sich um Marguerite Hoyos, der Ehefrau Herbert von Bismarcks und Schwiegertochter des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck.
Die zweite im Buch enthaltene Rechnung belegt, dass neun Jahre später kein geringerer als Friedrich Grasow den Band zusammen mit Fritz Gottlobs „Formenlehre der norddeutschen Backsteingotik“ über eine Potsdamer Versandbuchhandlung erworben hat.
Kurios ist es auch, den Band heute in die Hand zu nehmen, denn dann wird man mit einem leichten Schmunzeln feststellen, dass er noch unaufgeschnitten ist – weder die Fürstin Bismarck noch Grasow haben in der „Altmärkischen Chronik“ auch wirklich gelesen.
- September 2011 -
Naturschutz in Brandenburg und Berlin
Beitrag des Stadtarchivs Brandenburg an der Havel zum Lexikon der Naturschutzbeauftragten
Kürzlich ist im Steffen-Verlag Friedland der dritte Band aus der Reihe „Lexikon der Naturschutzbeauftragten“ mit dem Titel „Naturschutzgeschichte und Naturschutzbeauftragte in Berlin und Brandenburg“ erschienen.
Autor und Bearbeiter ist Hermann Behrens, Professor an der Hochschule Neubrandenburg, der in den vergangenen Jahren schon die Bände eins für Mecklenburg-Vorpommern und zwei für Sachsen-Anhalt veröffentlich hat.
Im jetzt vorliegenden dritten Band ist auf der Grundlage langjähriger Archivrecherchen erstmalig die Geschichte des Naturschutzes in Brandenburg und Berlin von der Gründung der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen 1906 bis in die heutige Zeit in ausführlicher Form dargestellt worden.
Im ersten Teil des Buches wird die wechselvolle Geschichte des Naturschutzes und der ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten in Brandenburg und Berlin im Gesamtzusammenhang dargestellt. Bereits in den 1920er Jahren gab es in Brandenburg Naturschutzbeauftragte die anfangs „Vertrauensmänner“ und bis 1934 „Kommissare“ genannt wurden. Ab 1935 wurden im Deutschen Reich „Beauftragte“ auf Grund des Reichsnaturschutzgesetzes und später in der DDR ab 1954 auf Grundlage des Naturschutzgesetzes der DDR flächendeckend für die Kreise und Bezirke berufen. Auch im heutigen Brandenburgischen Naturschutzgesetz (§ 62) ist durch die Bildung von Naturschutzbeiräten bei den Naturschutzbehörden eine ehrenamtliche Tätigkeit fachkundiger Bürger weiterhin vorgesehen.
Im zweiten Teil wird das Engagement aller ca. 350 Naturschutzbeauftragten, die seit 1908 auf dem Gebiet der heutigen Länder Brandenburg und Berlin tätig waren oder es zum Teil sogar noch sind, durch Kurzbiografien und Fotos gewürdigt. So sind z. B. für den Zeitraum nach 1945 als Naturschutzbeauftragte für den Stadt- und den Landkreis Brandenburg Friedrich-Karl Grasow (1949-1951), Alfred Gierszewski (1952-1979), Erich Insel (1977-1992) und Michael Weggen (1979-1993) enthalten.
Das Stadtarchiv Brandenburg an der Havel hat durch die Bereitstellung von Archivalien und Informationen zum Entstehen dieses Standardwerkes der Geschichte des Naturschutzes in den neuen Bundesländern einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet.
Der Band ist unter der Signatur 450 in die Archivbibliothek eingearbeitet worden und kann zu den Öffnungszeiten eingesehen werden.
- August 2011 -
Fotoalbum des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) „Aktivisten des Aufbaus“, 1948
Ein bemerkenswertes Dokument aus der unmittelbaren Nachkriegszeit wird seit kurzem im Stadtarchiv verwahrt.
Dabei handelt es sich um eine Dokumentation mit Industriefotografien aus dem Land Brandenburg. Sie wurde durch die Werbeagentur „Kobow“ Berlin/Potsdam gestaltet und verdienten Mitgliedern des FDGB als Würdigung ihrer Leistungen beim Wiederaufbau durch den Landesverband Potsdam überreicht.
Insgesamt sind 22 Fotografien und 20 Berichte über die Wiederaufnahme der Produktion nach Beendigung des 2. Weltkrieges in den verschiedensten Betrieben enthalten. Die Aufnahmen zeigen Fabrikgebäude, Produktionsanlagen sowie Arbeiterinnen und Arbeiter bei ihren Tätigkeiten.
Aus der Stadt Brandenburg gibt es Fotografien von der Feinjute, der Siedemühle, dem Lineol-Werk und von Motz & Co. Als Beispiele für Abbildungen aus dem Land Brandenburg seien die Lokomotivenfabrik Orenstein & Koppel Babelsberg, die Textilfabrik Heinrich Jäger Cottbus, Minimax Neuruppin und das Kraftwerk 1 in Potsdam genannt.
Diese interessante Archivalie ist unter der Signatur StABRB L.3., Nummer 7 verzeichnet und kann von Interessierten zu den Öffnungszeiten im Stadtarchiv eingesehen werden.
- Juli 2011 -