Blechspielzeug des Ernst Paul Lehmann Patentwerkes Brandenburg (Havel) von 1881 bis 1948: Katalog zur Spielzeugausstellung liegt vor
Der soeben erschienen Katalog zur Spielzeugausstellung des Museums im Frey-Haus wurde am Dienstag, 03.04.2007, im Beisein von Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann und Museumsdirektor Hans-Georg Kohnke von den beiden Autorinnen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei der Präsentation anwesend waren auch Landtagspräsident Gunter Fritsch und Generalstaatsanwalt Erado Rautenberg sowie weiteren Gäste.
Mit dem Erscheinen des ersten Spielzeugkataloges des Museums der Stadt Brandenburg an der Havel ist ein lang gehegter Wunsch vieler Freunde und Sammler des Brandenburger Blechspielzeuges in Erfüllung gegangen. Er wurde von der Museumsmitarbeiterin Heike Köhler vom gemeinsam mit Katharina Kreschel, die über viele Jahrzehnte hinweg im Museum tätig war, erarbeitet. Der vorliegende Katalog stellt den Bestand des Museums an mechanischem Blechspielzeug der Firma Ernst Paul Lehmann Patentwerk (1881 – 1948) vor. Gleichzeitig ist dieser Katalog ein Begleitheft zur Geschichte des Patentwerkes und der dazugehörigen Exponate in der Spielzeugausstellung des Museums im Frey-Haus.
Das Patentwerk war die älteste Fabrik zur Herstellung von Blechspielzeug in der Havelstadt. Die Fabrik produzierte in großen Stückzahlen farbenfrohes und qualitativ hochwertiges, mechanisches Spielzeug. Die Spielzeugartikel erhielten originelle Namen und wurden patentrechtlich geschützt. Das Spielzeug weist eine große Vielfalt und Farbigkeit auf. Bei der Entwicklung seiner Produkte orientierten sich Ernst Paul Lehmann und sein Nachfolger Johannes Richter an den zeittypischen Trends der in- und ausländischen Spielzeugbranche. Er nutzte Vorbilder aus dem alltäglichen Leben, reagierte auf aktuelle Ereignisse und Begebenheiten sowie auf wichtige technische Neuerungen. Damit spiegelt das Spielzeug des Patentwerkes ein Stück Kultur- und Industriegeschichte eindrucksvoll wider. Das Werk entwickelte sich sehr rasch zu einem international bedeutenden Unternehmen.
Dass dieser Industriebereich zur Herstellung von Blechspielzeug auch bei den Brandenburger Bürgern nicht in Vergessenheit geriet und immer im Bewusstsein gehalten wurde, ist seit 1957 den unermüdlichen Bemühungen des Museums Brandenburg, im besonderen Katharina Kreschel, Dipl.- Ethnografin und von 1956 bis 1997 Mitarbeiterin des Museums im Frey-Haus, zu verdanken. Sie erkannte schon frühzeitig den großen Wert der Sammlung und die Notwendigkeit des Bewahrens und der Popularisierung des „Nachlasses“ des Spielwarenbetriebs von Ernst Paul Lehmann. Katharina Kreschel gelang es, die damals erhalten gebliebenen Spielzeuge aus der Zeit vor 1945 – durch Vertrag geregelt – vom damaligen volkseigenen Betrieb Mechanische Spielwaren für das Museum zu übernehmen. Es handelte sich zunächst um einen Teil der Mustersammlung von E.P. Lehmann. Daraus entstand schon 1957 im Museum eine erste Sonderausstellung zum Brandenburger Spielzeug. Schrittweise wurde später die gesamte Sammlung dem Museum vom Spielwarenbetrieb übergeben. Einzelstücke kamen durch Ankauf oder Schenkung aus privater Hand dazu. 1986 folgte eine umfangreiche Ausstellung mit der ersten komplexen Darstellung, u.a. zur Geschichte des Patentwerkes von E.P. Lehmann, die ein Besuchermagnet war. Danach wurde das Spielzeug-Thema zur Brandenburger Spielwarenindustrie in die Dauerausstellung des Museums integriert und wird seit dem ständig präsentiert. 1999 wurde eine neue, aktualisierte Ausstellung eröffnet.
In Sammlerkreisen von historischem Spielzeug ist dieser attraktive Bestand von großem Interesse und übt einen ungeheuren Reiz auf Liebhaber aus. Lehmann-Spielzeug besitzt heute einen hohen Sammlerwert. Es wird nach wie vor wegen seiner ausgezeichneten Qualität in der Ausführung und seiner technischen Raffinessen sehr geschätzt. Einige Artikel gibt es nur noch sehr selten. Der überwiegende Teil der im neuen Katalog vorgestellten Objekte ist im Museum im Frey-Haus in der gegenwärtigen Dauerausstellung zur Brandenburger Spielwarenindustrie zu sehen. Der Bestand reflektiert einen großen Teil der Produktpalette des Patentwerkes, aber nicht das vollständige Sortiment des Patentwerkes von 1881 – 1948, da es im Museumsbestand einige Lücken gibt.
138 verschiedene Spielzeugartikel, Sparbüchsen und Blechemballagen, d.h. aus Blech gefertigte Behälter, die zum Produktionssortiment gehörten sowie ein Spielzeug aus der durch E.P. Lehmann 1897 übernommenen Spielzeugfirma in Königsberg werden im Bild und Text vorgestellt. Die Darstellung der Geschichte der Fabrik ist dem Bildteil vorangestellt und mit historischen Fotos illustriert. Eine übersichtliche Chronologie der Betriebsgeschichte schließt das Heft ab. Zum leichteren Auffinden gibt es ein alphabetisches Verzeichnis aller Abbildungen. Die Spielzeugfotos fertigte der Brandenburger Fotograf Hans-Uwe Salge an. Die Förderung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam ermöglichte die endgültige Realisierung des Projektes.
Der Katalog wird im Museum im Frey-Haus, Ritterstraße 96, sowie im Museum im Steintorturm in der Steinstraße zu den bekannten Öffnungszeiten für 7,50 Euro zum Verkauf angeboten.