Undine-Märchen vorgestellt: „MYTHOS DES MERIDIAN“

Pressemitteilung vom 10.04.2020

Jedes Jahr rufen die Fouqué-Bibliothek und das Brandenburger Wochenblatt BRAWO den stadtweiten Undine-Wettbewerb aus. In der ersten Stufe des Wettbewerbs können junge Literaten im Alter von 7 – 25 Jahre ihre eigenen Märchen einreichen, in der zweiten Stufe werden bildkünstlerische Darstellungen der zuvor eingereichten Märchen von Kindern und Jugendlichen entgegen genommen.

In diesem Jahr musste die Siegerehrung der Märchen-Beiträge zum 16. Undine-Wettbewerb leider ausfallen. Um die literarischen Werke dennoch zu ehren – und um den Familien in Brandenburg an der Havel eine kreative Abwechslung zu bieten – werden seit dem 27.03.2020 jedes Wochenende (jeweils freitags und samstags) zwei Siegermärchen vorgestellt.

„MYTHOS DES MERIDIAN“

Sonderpreis für das Vergessen machen der Einsamkeit
Autorin: Leonie Sandt, 13 Jahre, Rathenow

„Es war einmal ein braves Mädchen namens Cassiopeia, mit langen, gelockten blonden Haaren und glänzend grünen Augen, das mit ihren kleinen Schwestern Filomena und Nelaya zusammen in einem Waisenheim lebte. Es lag tief verborgen in einem Wald, genannt „Wald des Meridian“. Niemand wusste woher diese Bezeichnung stammte, denn diesen Wald gab es seit vielen Jahrhunderten. Doch eines wussten alle: Einst verschwand ein Mädchen aus dem Waisenheim, das nicht zurückkehrte. Man suchte sie, und suchte sie, aber sie wurde nie gefunden.

Eines Tages wusch Cassiopeia, die von ihren Schwestern liebevoll „Caspi„ genannt wurde, die Kleidung der drei Mädchen. Doch dann tauchte urplötzlich eine Stimme in ihrem Kopf auf. Sie sagte: „Wirst du mir gehorchen?“, und Caspi erschrak. Ein paar Sekunden lang blieb sie wie erstarrt stehen. Sie dachte, sie bildet sich diese schauderhafte Stimme nur ein, doch da war es wieder. In strengem, ja schon fast forderndem Ton sagte die Stimme: „Wirst du mir gehorchen, fragte ich?„ Caspi fragte mit zitternder, ängstlicher Stimme: „W-Wer sind sie?“ und die Stimme antwortete: „Ein alter Geist des Waldes. Nenne mich Riro. Ich habe eine Botschaft der Königin Faye des Landes „Meridian„ für dich. Du solltest schnellstmöglich mit mir dorthin reisen.“ Caspi antwortete erschrocken: „Aber meine Schwestern sind doch ganz allein ohne mich! Was ist Meridian denn für ein Land, das habe ich noch nie gehört.. Bitte, sagen sie doch etwas!„ Doch die Stimme verschwand mit einem leisen „Du wirst schon sehen...“.

„Riro. Ein komischer Name. Er macht mir Angst. Wer ist Königin Faye? Ich verstehe das alles nicht!„ Caspi sank zu Boden. Sie merkte etwas auf ihrer Haut, es kribbelte. Auf ihrem Rücken, dann auf ihrer Schulter. Mit einem Mal saß eine behaarte, schwarze Spinne auf ihrem Arm, etwa so groß wie ihre Hand. Bevor sie schreien konnte, piepste die Spinne in einem sanften Ton: „Hab keine Angst Liebes, ich bin Quinn. Die sprechende Spinne deiner Schwester Cataleya! Es tut mir von Herzen leid, falls ich dir Angst eingejagt habe.“ Etwas beruhigter, aber ziemlich verwirrt, sprach Caspi zu Quinn: „Oh, aber ich habe keine Schwester namens Cataleya, meine Schwestern heißen Filomena und Nelaya.„ Mit einem für Spinnen ziemlich ungewöhnlichen Blick, musterte Quinn Caspi. Dann sprach sie mit voller Begeisterung: „Hm, obwohl du genau so wie Cata aussiehst? Sagte ich schon, dass sie deine Zwillingsschwester ist? Entschuldige bitte, ich bin ziemlich vergesslich.“ Caspi wusste nicht was sie sagen soll. Hatte sie wirklich eine Zwillingsschwester?

Quinn unterbrach ihre verwirrten Gedanken: „Du hast doch vom verschwundenen Mädchen gehört, richtig? Das ist deine Zwillingsschwester Cataleya. Sie ist nicht verschwunden, sie lebt in Meridian als Adoptivkind der Königin Faye. Deine Eltern starben früh, deshalb sind deine kleinen Schwestern und du im Waisenhaus. Filomena und Nelaya sind zwar die Schwestern von Cata und dir, aber ich kann mir nicht erklären, warum ihr euch anscheinend nicht an Cata erinnert, obwohl sie sich an euch erinnert. Sie floh eines Nachts aus dem Waisenheim, da sie eine Stimme dazu brachte. Wir retteten sie vor der Stimme, denn wir hatten einen Verdacht. Möglicherweise ist das Lord Chinsiriro zu verdanken.. Nur er hatte bis jetzt die Macht, in eure Dimension zu kommen, deshalb konnten wir dich und deine kleinen Schwestern nicht auch noch zu uns holen.„ Quinn sah etwas betrübt aus. „Moment mal, kurz bevor du aufgetaucht bist, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Sie sagte ich solle sie Riro nennen und mit ihm nach Meridian kommen, weil Königin Faye eine Botschaft für mich hätte.“, warf Caspi in die Stille des Gespräches hinein. „Deshalb bin ich hier. Lord Chinsiriro möchte dich in unser Land locken, um Cata und dich für seine bösen Pläne das Land zu übernehmen, zu benutzen. Er will eure Zwillingsmagie zerstören. Ich vermute, er hat euch getrennt, weil die dunkle Magie der Einsamkeit erst stärker werden musste. Doch wärt ihr zusammen aufgewachsen, wäre diese Energie jetzt schon zu stark, nur nicht zu negativ- stark, sondern positiv- stark um den Plan die Liebe auszulöschen zu verwirklichen. Jetzt scheint es so weit zu sein, würdet ihr euch begegnen, könnte Lord Chinsiriro mit seinem Plan beginnen. Sobald ihr euch kennengelernt habt würde er einen riesen Streit anzetteln, und so die neue, positive Energie in negative Energie umwandeln, wodurch das heilige Band der Zwillinge zwischen euch reißt. Mit dieser negativen Energie würde er all die Liebe auslöschen, und jeder würde ohne die Liebe ein Sklave des Schattens werden. Riro ist der Lord der Finsternis.", erklärte Quinn.

„Er war mir von Anfang an nicht geheuer. Doch was sollen wir jetzt tun?„, fragte Caspi in der Hoffnung, ihre Schwester Cata bald kennenlernen zu dürfen, bevor Riro es herausfindet. „Du wirst mit mir nach Meridian kommen, bevor Riro wiederkommt. Sobald er bemerkt dass du weg bist, wird er sofort wissen was los ist. Ich muss dich schnellstmöglich mit deiner Schwester zusammenbringen, damit ihr Riro mit der Kraft der Zwillinge besiegen könnt, denn die ist stärker als jede andere.“ Stellte Quinn entschlossen fest. „Darf ich meine Schwestern mitnehmen?„ war für Caspi im Moment die wichtigste Frage. „Ich werde alle hier mit einem Vergessenszauber belegen. Deine Schwestern werden wir vom Zauber befreien, wenn Meridian sicher ist und deine Schwestern und du außer Gefahr sind. Dann werdet ihr zu uns ziehen, wenn ihr das wollt. Ich hörte, dass ihr hier auch nicht wirklich viele Freunde habt. Deshalb würde Königin Faye gerne für euch sorgen. Unser Land ist magisch, ich bin erstaunt dass du noch keine Fragen über mich, die sprechende Spinne oder den Vergessenszauber gestellt hast.“ stellte Quinn fest. „Nunja, bist du einverstanden, Meridian mit deiner Schwester zu retten?„ Mit dieser Frage war es für Caspi entschieden. „Ja. Bring mich dorthin, ich werde mein Bestes geben! Ich habe Angst, doch für Filomena und Nelayas Sicherheit würde ich alles tun, und außerdem würde ich meine verschollene Zwillingsschwester kennenlernen. Auf geht's, Qui-...“ „Psst! Da kommt jemand!„, zischte Quinn „es ist Zeit für den Zauber. Sag Ciao, Waisenheim!“

Im nächsten Moment wurde es hell, Caspi sah nichts mehr und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stand sie im Eingangssaal eines riesigen Schlosses. „Hier wären wir.„ rief Quinn. Eine junge Frau kam die Treppe hinunter und drehte sich zu einem blond- gelocktem Mädchen mit grünen Augen um. Und da war sie. Cata sah wirklich haargenau aus wie Caspi! Sie stürzte die Treppe hinunter und fiel Caspi in die Arme. Ein violetter Schein umgab Caspi und Cata, doch Quinn und Königin Faye sahen schlagartig so aus, als hätten sie einen Geist gesehen, was im nachhinein sogar stimmte. „Naaa? Habt ihr endlich zueinander gefunden?“ sagte eine tiefe, schauderhafte Stimme. „Denkt ihr etwa, ich wusste nicht, dass Quinn dich besucht hat, Cassiopeia?„ sagte Riro drohend. „Ich kenne deinen Plan! Ich weiß was du vorhast! Aber das wirst du nicht schaffen, niemals!“ antwortete Caspi. Riro murmelte etwas. Dann verschwand die Stimme schlagartig, und draußen polterte es. Man sah Blitze den Himmel entlang zucken. Faye, Quinn, Caspi und Cata rannten hinaus. „Dort! Seht ihr ihn?„ Cata klang genau so wie Caspi, das freute Caspi sehr. Doch diese Freude hielt nicht lange an. „Seht! Er steuert die Blitze auf uns!“ rief Quinn beängstigt. Doch einen kurzen Moment später raste auch schon ein heller Strahl auf Cata zu. Caspi zögerte nicht und sprang vor ihren Zwilling, dabei berührte sie ihren Arm.

„Oh Gott! CATA! CASPI!" Köngin Faye schlug sich die Hände vor ihren Mund. Aber es passierte etwas unglaubliches: Ein riesiges, brennend helles und violettes Energiefeld bildete sich um Caspi und Cata. Es war wie ein sehr starker Sturm, den die Mädchen erschufen. Sie hielten sich gegenseitig fest. Aus einem unbekannten Grund wussten die beiden plötzlich genau, was zu tun ist. Beide hielten sich mit den Händen fest, die andere Hand jeweils in die Luft gestreckt Richtung Lord Chinsiriro und riefen entgegen dem Lord:
„Gegen die Macht der Einsamkeit, stehen wir nach Jahren hier zu zweit. Des einen Glück, des anderen Trauer reißen wir nun ein diese Mauer. Nun lasse den Schatten sich fortan verziehen, lasse uns in Frieden, lasse uns blühen!"
Caspi's und Cata's Haare wehten wild im Sturm umher. Sie schickten das violett- strahlende Kraftfeld mit aller Stärke himmelwärts in Richtung Lord Chinsiriro. Eine riesige Explosion am Himmel ließ ihn laut aufschreien. „WAS HABT IHR GETAN! MACHT DASS ES AUFHÖRT, SOFORT!" Schmerzverzerrte Ausrufe kamen aus Riro's Richtung. Ein letzter, Gänsehaut auslösender Schrei schallte in den Ohren aller, bis es schlagartig still wurde.
„CASPI! CATA! Geht es euch gut?!” rief Königin Faye besorgt und überfordert. „Ja, uns geht es gut.. Aber was ist mit Quinn los? Sie liegt auf dem Rücken!„ Faye, Caspi und Cata rannten zu Quinn. „Da stimmt was nicht. Holt die Flasche mit der Aufschrift „Tarantula vivet“ aus meiner Tasche! Schnell„ Cata holte die Flasche heraus, doch sie war leer. „Das waren zwei Tropfen Zwillingsblut. Damit könnte ich Quinn wiederbeleben, doch es darf nur das Blut meiner wahren Töchter sein, nur leider verschwanden die vier alle damals durch Lord Chinsiriro..“ erzählte Königin Faye.
„Hast du eine Nadel, Caspi?„ fragte Cata kurz danach. Verwundert antwortete Caspi: „Ja, eine zum Flicken, wieso?“ „Nun, ich habe den Verdacht wir sind deine wahren Töchter, Faye.„ Sprach Cata. „Meinst du es wäre Lord Chinsiriro.. Du denkst er hat uns verzaubert, sodass wir uns nicht mehr erinnern können?“ fragte Königin Faye verunsichert. „Wäre ein guter Grund, warum er gerade uns ausgewählt hat, weil wir aus diesem Land stammen und er weiß, dass unsere Magie sehr stark ist.„ überlegte Cata. „Lass es uns probieren, für Quinn.“ Cata stach die Nadel sanft mit einem piksen erst in ihre, dann in Caspi's Hand. Faye fing das Blut von ihnen mit der Flasche auf. Dann tröpfelte sie es auf Quinn's Spinnenarme.
Quinn erwachte augenblicklich. „Du lebst!„ sagte Cata mit Freudentränen in den Augen. Sie schaute zu Faye, die begriff: Cassiopeia und Cataleya waren tatsächlich ihre Kinder, genau so wie wie Caspi's und Cata's Schwestern Filomena und Nelaya. „Ja, jetzt lass uns mit eurer Energie in das Waisenheim reisen und die Kleinen abholen!“ Und so geschah es. Filomena und Nelaya freuten sich zu erfahren, doch eine Familie zu haben. Eine Mutter und zwei Schwestern, die auch noch Zwillinge waren. Mit der Hausspinne und gleichzeitig besten Freundin Quinn, lebten sie von nun an als glückliche, kleine Familie.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."

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