Undine-Märchen vorgestellt: „Der schwarze Berg“

Pressemitteilung vom 18.04.2020

Jedes Jahr rufen die Fouqué-Bibliothek und das Brandenburger Wochenblatt BRAWO den stadtweiten Undine-Wettbewerb aus. In der ersten Stufe des Wettbewerbs können junge Literaten im Alter von 7 – 25 Jahre ihre eigenen Märchen einreichen, in der zweiten Stufe werden bildkünstlerische Darstellungen der zuvor eingereichten Märchen von Kindern und Jugendlichen entgegen genommen.

In diesem Jahr musste die Siegerehrung der Märchen-Beiträge zum 16. Undine-Wettbewerb leider ausfallen. Um die literarischen Werke dennoch zu ehren – und um den Familien in Brandenburg an der Havel eine kreative Abwechslung zu bieten – werden seit dem 27.03.2020 jedes Wochenende (jeweils freitags und samstags) zwei Siegermärchen vorgestellt.

„Der schwarze Berg“

Sonderpreis für ein ziemlich schönes Märchen
Autoren: Freidrich Joop, 9 Jahre, und Luise Gutezeit, 10 Jahre

"Wenn ihr jetzt einen normalen Märchenanfang erwartet, dann muss ich euch enttäuschen, denn dies ist kein normales Märchen. Aber, es handelt immerhin von einem ziemlich normalen Bauern.
Also: Es war einmal ein ziemlich normaler Bauer. Er wohnte in einem ziemlich kleinen Dorf. Eines Tages ging er in den ziemlich großen Wald, um etwas Feuerholz zu sammeln. Er ging ziemlich tief in den Wald. Und wenn du jetzt denkst: Mann, ist das langweilig… dann irrst du dich gewaltig, denn nur so wirst du erfahren, wie der Bauer seinen wahren Bruder fand. Also: Er ging in den Wald um Feuerholz zu sammeln. Es wurde dunkler und dunkler. Auf einmal spürte er eine eiskalte Hand auf seiner Schulter. Er lies das ganze Holz fallen, das er mühevoll gesammelt hatte. Er drehte sich ganz langsam um und starrte mit offenem Mund die schwarze Gestalt an. Die schwarze Gestalt bewegte langsam seinen Mund und sagte mit leiser
Stimme: „Du hast dich doch schon immer mal gefragt ob du nicht einen Bruder hast, oder?“ Der Bauer nickte langsam und erstaunt. Woher, fragte der Bauer sich, woher wusste die schwarze Gestalt, dass er sich schon immer mal gefragt hatte, ob er nicht vielleicht einen Bruder hätte?

Die schwarze Gestalt sagte: „Ich werde dir helfen deinen Bruder zu finden. Komm morgen wieder in den Wald, dann werde ich dir helfen, deinen Bruder zu finden.“ Mit diesen Worten verschwand die schwarze Gestalt genauso geheimnisvoll wie sie gekommen war. Der Bauer ging wieder nach Hause. Und als er abends in seinem Bett lag, dachte er nochmal darüber nach, was die schwarze Gestalt gesagt hatte. Am nächsten Tag ging er wieder in den Wald, an die Stelle, wo die schwarze Gestalt gekommen und wieder gegangen war. Da sagte eine leise Stimme: „Du bist also doch gekommen. Dann las mal sehen. WAS wo ist denn deine Ausrüstung?“ „Meine Ausrüstung? Ich habe keine“, sagte der Bauer. „Wieso hast du keine Ausrüstung?“, fragte der Mann. „WEIL ICH NUR EIN BAUER BIN“, sagte der Bauer mit ziemlich lauter Stimme. „OK, dann komm mit zu meinem Schloss.“

Sie liefen sehr lang durch den Wald. Nun sahen sie ein ungewöhnliches riesiges Schloss vor sich. Sie gingen hinein, es sah aus wie eine riesige Ritter-Festung. Sie standen nun vor einer riesigen Tür. Sie war fest verschlossen. Hinter dieser Tür war eine kleine Kammer. Nimm dir ein Schwert und ein Schild. Der Bauer tat, was der Mann ihm gesagt hatte Das Schwert war aus dem härtesten Stahl der Welt, und es war mit Diamanten besetzt worden. Und ein Schild, abermals aus dem härtesten Stahl der Welt. Der Mann sagte: „Das war eine gute Wahl. Wir werden uns morgen auf den Weg machen. Ich bringe dich zu deinem Zimmer.“ Der Bauer legte seine Sachen in den Schrank und stellte ein Bild auf den Nachtschrank, auf dem auch eine kleine Lampe stand. Auf dem Bild waren er und sein Bruder zu sehen. Er legte sich ins Bett und schlief ein.

Als er am nächsten Morgen erwachte, zog er sich schnell an und ging zu dem Mann. Der Mann sagte: „Super! Wir können sofort losgehen.“ Sie packten noch etwas Proviant ein und gingen los. Sie liefen und liefen und der Proviant wurde immer weniger. Bis sie endlich zu einer Hütte kamen. Sie gingen hinein. Der Mann sagte: „Hier drin finden wir es.“ Dem Bauern schossen tausend Fragen durch den Kopf. Was sollten sie denn hier finden? Und was sollte dieses Ding denn sein? Der Mann zog ein Buch aus dem Regal, doch es passierte erstmal gar nichts. „Mist! Falsches Buch!“, sagte der Mann. Er stellte das Buch wieder zurück ins Regal. Dann nahm er ein weiteres Buch, diesmal ein in dickes Leder gebundenes. Der Mann gab dem Bauern das Buch in seine Tasche. Auf einmal bewegte sich das Regal. Der Bauer staunte nicht schlecht. Sie sahen beide in einen Tunnel. Der Bauer erkannte einen pechschwarzen Stein. Auch diesen steckten sie ein. Der Mann sagte: „Wir brauchen das Buch, wenn wir den Stein benutzen wollen, damit wir den Zauber machen können. Wenn wir es richtig machen, wird der Stein blau. Gehen wir zurück in mein Schloss!“ Als sie nach langer Wanderung wieder im Schloss waren, aßen sie sich erstmal satt. Danach gingen sie hinunter in den Schlosskeller. Durch eine schwere Eisentür traten sie in das Labor.

"Gut, gib mir das Buch!“ sagte der Mann. Er hatte sich einen dicken Umhang umgelegt und einen merkwürdigen Hut aufgesetzt. Und lederne Handschuhe angezogen. Er nahm das Buch: „Halte das Buch an dein Herz!“ Der Bauer befolgte aufgeregt seine Anweisungen. „Warum hast du denn diesen Stein nicht schon vorher benutzt?“ fragte er den Mann. „Ach weißt du,“ sagte der Mann, „es können nur diejenigen den Stein benutzen, die Gutes damit vorhaben.“ Der Mann sprach ganz leise. „So, gib mir mal das Buch!“ Der Bauer gab ihm das Buch und er schlug eine Seite auf. Er las vor: „Stecke die Spitze von dem Stein in dieses Loch…“ Der Mann suchte das Loch. Er fand keins. Der Bauer sagte: „Meinen die vielleicht das Loch hier?“ und zeigte auf ein Loch in der Seite des Buches. Der Mann sagte: „Schnell, gib mir den Stein!“ und steckte die Spitze, die in das Loch passte, hinein.

Da spritzten plötzlich violette Funken aus dem Stein. Der Stein veränderte seine Farbe in ein Blau. Der Stein schwebte und es blitzte und der Bauer hielt nun eine Karte in der Hand. Die beiden Männer staunten sehr. Da sagte der Mann: „Gib mir die Karte! Siehst du hier, genau an diesem Punkt wirst du deinen Bruder finden!“ Der Bauer freute sich. „Du musst bei diesen Ruinen lang, dann durch den dunklen Wald, dann irgendwann kannst du diesen schwarzen Berg sehen. Aber leider wirst du es nicht erleben.“, sagte der Mann drohend. „Wieso? Was meinst du?“, fragte der Bauer. Er sah den Mann an und erschrak. Der Mann zog ein Schwert. „Warum tust du das denn?“, rief der Bauer ängstlich. „Weil du immer der Held warst!“, rief der Mann aufgebracht. „Aber was habe ich denn Heldenhaftes getan?“, fragte der Bauer verwirrt. „Du hast unseren König gerettet, als du noch ganz klein warst.“ „Warum kann ich mich nicht daran erinnern“, wunderte sich der Bauer. „Weil du von einem verzauberten Pfeil getroffen wurdest. Den hat der dunkle Rabe abgefeuert! Aber, wo waren wir? Ach ja, du solltest ja jetzt sterben!“ Der Bauer suchte sein Schwert, doch es war nicht in seinem Gürtel, sondern in der Hand des Mannes.

Der Bauer dachte nicht lange nach, schnappte sich Karte und Stein und rannte um sein Leben, aus dem Haus. Er schaute auf die Karte und folgte den Anweisungen des Mannes. Er rannte und erreichte die „Ruinen der alten Weisen“. Er schaute auf die Karte. Plötzlich leuchtete der Stein. Der Bauer legte den Stein auf einen anderen Stein und schaute ihn an. Es erschienen Buchstaben. Er las: „Du bist beim ersten Halt. Du musst die alten Weisen finden und ihnen sagen, dass sie den Stein bis zum Herz des Steines aufschleifen sollen.“ Die Worte verschwanden. Er suchte die alten Weisen bei den Ruinen, doch fand niemanden. Er setzte sich an eine Steinwand, um sich auszuruhen. Doch der Boden gab nach und er rutschte in die Erde immer an der Wand entlang. Er fiel immer weiter in die Tiefe. Es blitzte. Durch gleißende Blitze fiel er in einen großen Saal, der uralt erschien. Seine Hand umklammerte den Stein immer noch fest. Er ging in den Saal hinein und da sagte eine Stimme: „Stell dich in die Mitte!“ Er tat es. Aus einer dunklen Ecke kam ein alter Mann hervor. „Ich bin Futur! Der letzte der Weisen.“ Der Bauer staunte und sprach: „Du musst das Herz des Steines befreien“ und er reichte ihm den Stein. „Das mache ich gern!“ sagte Futur. „Komm mit mir.“ Sie gingen in einen Raum mit einem Schleifstein: „Gib mir deinen Stein,“ sagte Futur. „Halte Abstand!“ Der Bauer tat wie geheißen. Futur nahm den Stein und legte ihn auf einen Tisch und nahm einen Hammer und schlug auf den Stein. Er hielt er einen Splitter des Steines an den Schleifstein. Das Stück war nur noch so groß wie eine Kinderfaust, als er begann, rot zu leuchten.
„Hier hast du das Herz des Steines!“ Der Bauer nahm das Herz und war plötzlich ganz müde geworden. „Darf ich mich hier hinlegen und übernachten?“ fragte er Futur erschöpft. „Ja, das kannst du! Hier bist du sicher!“
Am nächsten Morgen verabschiedete sich der Bauer von Futur. Futur sprach zum Abschied: „Wenn du am schwarzen Berg bist, wird das Herz dir den Weg zeigen!“

Wenig später erreichte er den dunklen Wald von der Karte. Hinter dem Wald ragte der schwarze Berg in den Himmel. Mitten im Wald auf eine Lichtung arbeiteten mehrere winzige Leutchen mit Zylindern auf ihren Köpfen. Es waren Zwerge. Einer hielt eine Laterne in der Hand. Er fragte die Zwerge: „Was macht ihr denn da?“ Da sagte der eine Zwerg mürrisch: „Riese! Geh weiter. Ich habe zu tun!“ Der Bauer sagte: „Ich bin kein Riese, ich bin ein ziemlich normaler Bauer!“ „Wenn das so ist, dann kannst du uns helfen, Pilze anzupflanzen!“, sagte der kleine mürrische Mann. Das tat der Bauer gern. Nach getaner Arbeit luden sie ihn ein, mit ihnen zu Abend zu essen. Am Feuer saßen sie und aßen und tranken und einer fragte den Bauern: „Wohin des Weges?“ „Zum schwarzen Berg! Ich suche meinen Bruder.“ Er zeigt das Herz des Steines. Die Zwerge pfiffen anerkennend. Zwerge kennen sich gut mit Steinen aus. Der Zwerg mit der Laterne sagte: „Das klingt gefährlich. Wir kommen mit dir mit, Riese.“

Am Morgen machten sich der Bauer und drei Zwerge auf den Weg zum schwarzen Berg. An einem See am Fuße des schwarzen Berges füllten sie ihre Flaschen auf. Der Anstieg war mühsam, doch gen Mittag erreichten sie eine Höhle. In der Höhle stand eine Statue aus Stein. „Da bist du ja endlich!“, sagte wieder die Stimme und hervor trat der Mann, der den Bauern umbringen wollte. Der Bauer hatte immer noch kein Schwert. Die Zwerge jedoch hatten ihre Pilzhacken dabei und standen dem Bauern zur Seite. Der Mann rannte auf die Vier los und schwang sein Schwert. Die Vier wichen auseinander und der Mann lief ins Leere. Dann rannten die Vier aus der Höhle und der Mann rannte hinterher. Das Schwert war schwer und als der Mann auf die Vier zu rannte gingen sie auseinander und der Mann konnte nicht mehr anhalten, verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Zurück in der Höhle, schossen ihnen Pfeile entgegen. Da sagte eine Stimme: „Niemand rührt diese Statue an.“

Aus einer dunklen Seite in der Höhle trat ein menschengroßer Rabe in schwarzer Rüstung. Das Herz leuchtete grell und wurde heiß. Die Zwerge riefen ihm zu: „Schnell, gib den Stein her, wir kennen uns mit Steinen aus!“ Ein Zwerg fing den Stein auf und sie rannten zu der Statue und einer kletterte auf des nächsten Schulter, bis der dritte Zwerg das Herz des Steines in die Statue stecken konnte, dort, wo der Statue das Herz fehlte.
Es donnerte gewaltig und die Zwerge purzelten durcheinander, der Berg bebte und der Bauer zitterte vor Angst. Doch da stand kein Rabe mehr, sondern ein junger Mann in königlicher Rüstung. 
„Ich bin dein Bruder!“ sagte der Mann. „Erkennst du mich nicht?“

Da erinnerte sich der Bauer wieder. Der Mann, der ihn umbringen wollte, hatte auch seinen Vater und seinen Bruder umbringen wollen, um an das Herz des Steines zu kommen. Jedoch seine Absichten waren böse und so verwandelte er den Bruder in einen Raben. Der Rabe hatte Pfeile verschossen, doch der kleine Bruder hatte sich zwischen Vater und Pfeile gestellt. So hatte er ihn gerettet, wurde aber von einem der Pfeile getroffen, war aus Angst weggelaufen und hatte sein Gedächtnis verloren. Bauern hatten den Jungen aufgenommen und großgezogen. Nun wusste er, dass er doch kein ziemlich normaler Bauer war.
Die beiden Brüder wurden Könige und die Zwerge wurden Minister. Ziemlich normale Minister."

Bilder in Hochauflösung

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