Undine-Märchen vorgestellt: „Das geheimnisvolle Mädchen“

Pressemitteilung vom 02.05.2020

Jedes Jahr rufen die Fouqué-Bibliothek und das Brandenburger Wochenblatt BRAWO den stadtweiten Undine-Wettbewerb aus. In der ersten Stufe des Wettbewerbs können junge Literaten im Alter von 7 – 25 Jahre ihre eigenen Märchen einreichen, in der zweiten Stufe werden bildkünstlerische Darstellungen der zuvor eingereichten Märchen von Kindern und Jugendlichen entgegen genommen.

In diesem Jahr musste die Siegerehrung der Märchen-Beiträge zum 16. Undine-Wettbewerb leider ausfallen. Um die literarischen Werke dennoch zu ehren – und um den Familien in Brandenburg an der Havel eine kreative Abwechslung zu bieten – werden seit dem 27.03.2020 jedes Wochenende (freitags und samstags) zwei Siegermärchen vorgestellt.

„Das geheimnisvolle Mädchen“

Sonderpreis für eine richtig gute Klassenarbeit „Geschichten über Einhörner und andere Märchen“
der Klasse 5c der Wilhelm-Busch-Schule, Brandenburg an der Havel
dazu stellvertretend für die ganze Klasse von Emily Roick 

"Es war einmal ein Mädchen, das sah so schön aus. Es hatte blondes, glattes Haar und Lippen so rot wie Feuer. In ihren Augen glänzten die Sterne. Sie wohnte in einem kleinen Haus am Rand der Straße. Früher hatte sie eine Mutter, aber sie verstarb. Also waren nur noch ihr Vater und sie daheim. Ihr Vater hatte braunes Haar, blaue Augen und war sehr arm. Er arbeitete als Bäcker und hatte nicht viel Zeit für seine Tochter. Immer wenn er zur Arbeit ging, dachte er an seine verstorbene Frau. Er war so traurig darüber, dass er sich in ein Zimmer einsperrte und darin für immer bleiben wollte. 

So blieb seine Tochter allein. Sie hielt es lange Zeit aus, aber irgendwann wurde sie so traurig, dass sie es nicht mehr aushielt. In einer Nacht wachte sie auf und packte ihre wichtigsten Sachen in einen Beutel: eine Flasche, ein paar silberne Münzen, eine Flöte und ein Kleid so schön wie alles auf der Welt. Es glitzerte und war mit Blumen bedeckt. Sie musste ihren Vater aus dem Zimmer retten, er würde sonst vor Trauer verhungern. Sie musste ein Zauberhorn von einem Einhorn finden. 

Sie schlich auf leisen Zehenspitzen nach unten. Als sie angekommen war, lief sie zur Tür hinaus. Alles war dunkel, sie hatte eine Taschenlampe vergessen. Sie erinnerte sich an einen Ort im Wald, früher waren sie oft dort gewesen. Da lief sie los, es fing an zu schneien. Als sie halb erfroren ankam, war sie außer Puste. Auf einmal hörte sie ein Rascheln und zehn Meter vor ihr war ein Einhorn. Es sah so wunderschön aus. Das Einhorn war pink und die Mähne glitzerte gelb. Die Augen waren kleine Sonnen und in dem Horn waren Herzen. Ivie sagte: „Hallo, komm doch näher.“ Aber das Einhorn wollte nicht. Da holte Ivie die Flöte raus und begann zu spielen. Das Einhorn kam näher und legte sich neben Ivie.

Ivie streichelte das Einhorn und sagte: „Ich habe so einen Durst, ich habe zwar eine Trinkflasche mit, aber darin befindet sich kein Wasser.“ Vorne an der Lichtung sah Ivie Wasser. Sie lief hin, das Einhorn folgte ihr. Sie waren bei einem Fluss, er sah wie der Mond am Abend aus. Ivie wollte gerade etwas trinken, da kam ein Ungeheuer aus dem Fluss. Es war aus Wasser und sah wütend aus. Das Einhorn rannte hinter einen Busch und versteckte sich. Ivie sagte: „Was soll ich machen?“ Auf einmal fing das Einhorn an zu reden: „Zwinge es mit Feuerfröschen in deine Flasche.“ Ivie holte die Flasche heraus und warf Feuerfrösche vom Flussufer auf das Monster. Es wurde kleiner und verschwand in der Flasche. 
Das Einhorn saß immer noch hinter dem Busch, über ihm saß eine Krähe. Diese hatte gerade das Horn geklaut. Da kam Ivie und sagte: „Nimm diese Münzen, aber bitte gibt mir das Horn.“ Die Krähe konnte nicht widerstehen, nahm die Münzen, ließ das Horn fallen und flog weg. Ivie hob das Horn auf. 
Der Himmel wurde dunkel und von den Seiten waren komische Gestalten zu sehen. Ivie rannte weiter, da kamen sie an einer Bibliothek vorbei. Das Einhorn und Ivie gingen hinein, alles war sehr eng und geordnet. Vorne saß ein Kobold mit einer rot gestreiften Mütze auf dem Kopf. Ivie sagte: „Hallo.“ Der Kobold sagte darauf: „Name?“ „Ivie Strange.“ Der Kobold guckte nach oben. „Strange?“ Er stand auf, suchte ein Buch heraus und sagte: „Gucken Sie schnell auf Seite 68, unser Land ist in Gefahr.“ Ivie blätterte, aber nirgends war die Seite. Der Kobold sagte: „Finden Sie die Seite, aber schnell! Ich habe sie mit einem Zauber belegt. Nur eine echte Strange kann ihn brechen.“ Ivie legte ihre Hand auf das Buch und auf einmal öffnete sich die Seite 68. Auf der Seite stand:

Viele Ideen braucht die Fantasie, 
gehen sie verloren, stirbt sie. 
Darum sollen alle wieder Gedanken denken, 
sich und der Welt Hoffnung schenken. 
Sie sollen frei im Geiste sein, 
dann können wir das Fantasieland befrei’n. 

Sie las den Zauberspruch laut vor. Als sie ihn deutlich ausgesprochen hatte, sah sie, wie sich alles veränderte. Es wurde alles heller und fröhlicher. Als Ivie rausging, wartete das ganze Fantasieland auf sie und alle klatschten. Abends zog Ivie ihr Kleid von ihrer Mutter an. Sie sah wunderschön aus. Sie tanzte glücklich bis in den Morgen. Am helllichten Tag hatte Ivie Heimweh, sie war bereit zu gehen. Sie nahm ihre Sachen, verabschiedete sich und bekam noch ein Horn vom Einhorn, mit dem konnte sie ihren Vater retten. Sie ging nach Hause und ging in das Zimmer ihres Vaters. Sie legte das Horn auf seine Stirn und er konnte wieder lächeln. Er nahm sie in den Arm und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."

Bilder in Hochauflösung

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