Jedes Jahr rufen die Fouqué-Bibliothek und das Brandenburger Wochenblatt BRAWO den stadtweiten Undine-Wettbewerb aus. In der ersten Stufe des Wettbewerbs können junge Literaten im Alter von 7 – 25 Jahre ihre eigenen Märchen einreichen, in der zweiten Stufe werden bildkünstlerische Darstellungen der zuvor eingereichten Märchen von Kindern und Jugendlichen entgegen genommen.
In diesem Jahr musste die Siegerehrung der Märchen-Beiträge zum 16. Undine-Wettbewerb leider ausfallen. Um die literarischen Werke dennoch zu ehren – und um den Familien in Brandenburg an der Havel eine kreative Abwechslung zu bieten – werden seit dem 27.03.2020 jedes Wochenende (jeweils freitags und samstags) zwei Siegermärchen vorgestellt.
„Das Abenteuer im Wolkenreich“
Sonderpreis für den Sonnenwichtel Samuel
Autorin: Mia Klose, 9 Jahre, Golzow
"Einst lebte ganz oben in einem Wolkenreich der Sonnenwichtel namens Samuel. Er war kein gewöhnlicher Sonnenwichtel, da er gelben, leuchtenden Staub aus seinen Händen zaubern konnte. Samuel war gelb und trug eine rote Latzhose.
Seine Freundin, die Nebelfee Neblina, sah aus wie ein Mensch mit wunderschönen Flügeln und einem pinken Kleid. Samuel sorgte dafür, dass die Sonne immer gut schien und Neblina zauberte die schönsten Wolken am Himmel dazu.
In Lufthausen, dort wo die beiden wohnten, nannte man die Häuser „Flöckchen“. Sie sahen aus wie Schneeflocken. Eines Tages wurde Neblina krank, weil sie ihre Kräfte zu sehr angestrengt hatte. Die Wolken am Himmel verschwanden und es schien nur noch die Sonne. Es wurde furchtbar heiß. Gerade als Samuel zu Neblina ging flüsterte sie: „Du musst für mich in die Gewitterzone um den Wolkenkristall zu holen!„. „Warum?“, fragte Samuel beängstigt. „Weil das, das einzige Mittel gegen meine Schwäche ist!„, antwortete Neblina.“Wenn Du den Kristall siehst, sage: Wolkenkristall, ich bin jetzt hier. Von nun an bleibst Du für immer bei mir.„, fügte sie noch hinzu. „Na gut, das mache ich, wenn es notwendig ist.“ erwiderte Samuel mutig. Gerade als er aus dem Flöckchen stapfte, lag vor der Sternchentür eine Wichtelmütze mit einem Propeller an der Spitze. „Das trifft sich gut." murmelte Samuel.
„Komm, wir wollen los fliegen!„, rief eine quietschige Stimme aus dem Nichts. „Hier unten.“ erklang die Stimme noch einmal. Samuel guckte zu seinen Füßen und schrie „Igitt, was ist das denn?„. „Keine Panik, ich bin der insekten-große, blaue Regenzwerg. Mein Name ist Rainer Ralf Raffael Rasmus Reinert Rene Robert Ronny Renato der zweite. Nenne mich einfach Rene.“, sagte der Regenzwerg. „Und mein Name ist Samuel." entgegnete der Sonnenwichtel.
So machten sich die beiden mit der Wichtelmütze auf den Weg in die Gewitterzone. Sie konnten vor allem die schöne Landschaft bewundern, weil keine Wolke ihren Blick störte. Aber die Hitze war unerträglich.
Nun wurde die Sache ernst, viele Blitze waren bereits zu sehen. Es wurde dunkel. Samuel rief zu Rene: „Schau mal hier ist eine Landkarte von der Gewitterzone. Dort finden wir bestimmt den Wolkenkristall. Wir müssen in die Grummelschlucht!". Plötzlich schlug ein Blitz ein. Samuel und Rene wurden beinahe getroffen.
In der Grunnmelschlucht angekommen, sagte Rene: „Guck mal, wie tief es hier runtergeht. Ab jetzt darf nur noch einer von uns weiter und in das Portal hineinspringen." Sogleich sprang Samuel hinein und war in einer Kristallhöhle. Überall hingen Kristalle an den Wänden. Geradezu sah er den Kristallwächter mit seinen weißen, lockigen Haaren. Direkt hinter ihm befand sich der Wolkenkristall. Samuel ging auf den Kristallwächter zu und sagte:
„Wolkenkristall, ich bin jetzt hier. Von nun an bleibst Du für immer bei mir".
In diesem Moment fielen alle Kristalle von den Wänden und die gesamte Höhle stürzte ein. Glücklicherweise öffnete sich das Portal erneut und Samuel konnte in letzter Sekunde die Höhle mit dem Wolkenkristall in der Hand verlassen.
Voller Glück machten sich Samuel und Rene auf den Rückweg. Samuel bedankte sich bei Rene für dessen Unterstützung und setzte ihn zu Hause ab. Als Samuel vor dem Flöckchen von Neblina stand, holte er tief Luft und öffnete die Tür. „Neblina, ich bin wieder da.", rief Samuel. Doch Neblina antwortete nicht. Samuel ging in das Zimmer von Neblina und sah sie völlig erschöpft in ihrem Bett liegen.
Schnell gab er ihr den Wolkenkristall in die Hände. Sofort öffnete Neblina ihre Augen und ihre alten Kräfte kehrten langsam zurück. Der Bann war gebrochen. Sie plauderten noch ein wenig über die abenteuerliche Reise mit dem Regenzwerg Rene und dann ließ Samuel Neblina allein mit dem Kristall.
Nach ein paar Tagen hatte Neblina all ihre Kräfte zurück. Die Wolken lockerten die Hitze der Sonne und alles war wieder so wie vorher. Neblina ging zu Samuel und sagte: „Dank Dir sind meine Kräfte zurückgekehrt. Ich danke Dir, dass Du den Kristall für mich geholt hast.„. „Bitte, war mir ein Vergnügen.“, antwortete er glücklich.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sieht man den wunderschönen Himmel noch heute."