Ein Jahrhundert nach der ersten Einweihung ist der Südaufgang zum Marienberg in Brandenburg an der Havel am 24.04.2007 erneut eingeweiht worden. Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann und vielen Gästen feierten die Brandenburgerinnen und Brandenburger damit auch den Abschluss des Projektes „Rosenhag-Südaufgang-Friedenswarte“, das zu den wichtigsten im Rahmen des Förderprogramms „Zukunft im Stadtteil – ZiS 2000“ zählte.
Insgesamt wurden seit Beginn der Realisierung des ZiS-Projektes Ende 2005 Mittel im Wert von ca. 1,4 Millionen Euro investiert. Die Finanzierung setzte sich wie folgt zusammen:
Gesamt
- EU-EFRE: 1.047542 €
- BUND: 116.394 €
- LAND: 116.394 €
- STADT: 116.394 €
- GESAMT: 1.396.744 €
Rosenhag/Südaufgang
- EU-EFRE: 653.292 €
- BUND: 72.588 €
- LAND: 72.588 €
- STADT: 72.588 €
- GESAMT: 871.056 €
Friedenswarte
- EU-EFRE: 394.250 €
- BUND: 43.806 €
- LAND: 43.806 €
- STADT: 43.806 €
- GESAMT: 525.688 €
Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann sagte in ihren kurzen Ansprache zum Auftakt der kleinen Einweihungsfeier, dass gerade das gestalterisch Unverwechselbare dieser Anlage die Bürger und Besucher der Havelstadt veranlassen wird, zukünftig beim Aufstieg zum Marienberg an dieser Stelle noch öfter zu verweilen und sich dort niederzulassen. Sie erinnerte aber auch an die mahnenden Worte von Peter Joseph Lenné: „Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.“
1907/08 entstand nach Plänen des damaligen Garteninspektors Fritz Kessler der Aufgang zum Marienberg. Kessler war zu seiner Zeit stark von italienischen Renaissancegärten beeindruckt, dieses zeigt sich speziell am Südaufgang. Anstelle eines 1897 geschaffenen, beidseitig mit Kastanien bepflanzten Weges zwischen dem Aufseherhaus (Gaststätte Marienberg) und dem Volksgarten an der Bergstraße (Gaststätte „Bismarckterrassen“) entstand ein repräsentativer Aufgang in Form eines Terrassengartens. Das gärtnerische Prachtstück bildete der Rosengarten, der sich mit der Brunnengrotte, den seitlichen Gartentorbögen und der immergrünen Heckenpflanzung in den Hang schmiegte und zugleich vom Rest der Anlage absetzte.
Die nach 100 Jahren durchgeführte Rekonstruktion orientierte sich stark nach denkmalpflegerischen Vorgaben. Wichtigster Bestandteil der Sanierung ist der Rosengarten. Als intensiv gestaltetes gärtnerisches Kleinod wurde er nach historischem Vorbild aus dem Jahre 1907/08 wieder angelegt. Der ausgesprochen artifiziell und aufwendig gestaltete Rosengarten mit dem architektonisch abgestimmten Ensemble von Brunnenlaube, Zugangstoren, Mosaikbelag und Muschelfries ist das Highlight des Südaufgangs. Dieser ursprünglich feingliedrige und fast private Charme, den dieser Teil der Gartenanlage bieten ist von großer Bedeutung für die Gesamtanlage.
Das Grundgerüst des Rosenhags aus dem Jahre 1926, bestehend aus Rasenfläche, Baumreihe und Kiosk mit Pergola ist bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Historische Aufnahmen aus den 30er, 50er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts lassen den mehrmaligen Gestaltungswechsel der zentralen Freifläche (Rosen, Ziersträucher, Hochbeete, Rasen) erkennen.
Auf der heutigen Rasenfläche befand sich ursprünglich eine rechteckige bepflanzte Rosenfläche, auf die die Bezeichnung Rosenhag zurückzuführen ist.
Besonderes Augenmerk wurde bei der denkmalgerechten Rekonstruktion des Rosenhags auf die Freistellung der Pergola und auf die architektonisch strenge Form der Gesamtanlage gelegt. Somit ist die Sichtbeziehung bzw. Gartenachse vom Nicolaiplatz, Altstadt, Wallanlage und Humboldthain bis zur Friedenswarte und damit zum gesamten Marienberg wieder stärker in den stadträumlichen Zusammenhang gestellt worden.
Am 01.04.1905 erfolgte die Grundsteinlegung für die von Bruno Möhring geplante Bismarckwarte. Der fast 30 m Hohe Turm wurde im Turmkern aus Klinkern und im Außenbereich aus Granitfindlingen (Feldsteinquader) erbaut. Des Weiteren befand sich im Inneren eine Feuerschale die zu feierlichen Anlässen weit sichtbar angezündet wurde. An der Vorderseite des Turmes befand sich die von Hugo Lederer geschaffene Büste Bismarcks.
Trotz politischer Umbenennung der Warte war der anhaltende Bezug zu Bismarck der Grund, die Bismarckwarte am 22.03.1974 zu sprengen. Die Einbindung des neuen Aussichtsturms „Friedenswarte“ erfolgte direkt im Zentrum des vorhandenen Grundgemäuers. Der zylindrische Schaft in Stahlbetonkonstruktion wird von einer Außensilhouette in Glas-Edelstahl umgeben. Von den fünf offenen und fünf geschlossenen Ebenen ist ein hervorragender Blick über die Stadt an der Havel und deren Umgebung gegeben.
Zwingend notwendig war die Sanierung von Betonschäden durch fortschreitende Korrosion sowohl an den Beton-Bewährungsstählen als auch der verwendeten Stahlbauteile sowie der Oberflächenbeschichtung. Ein weiterer Hauptschwerpunkt war die Erneuerung der verglasten Brüstung aus Sicherheitsglas. Des Weiteren ist die Friedenswarte als Licht- und Klangturm ausgebaut worden. Die angebrachten Lautsprecher in den einzelnen Ebenen ermöglichen es, unterschiedliche Töne und Geräusche sowie Text- oder Musikstücke erklingen zu lassen.