Fortsetzung der bislang erfolgreichen Arbeit wichtig. Stadtteil Nord wird neuer Handlungsschwerpunkt.
Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann hat am Dienstag, 12.01.2009, gemeinsam mit dem Baubeigeordneten Michael Brandt über die bisherigen Ergebnisse und die zukünftige Strategie des Stadtumbaus in Brandenburg an der Havel informiert. Das Stadtoberhaupt hob hervor, dass der bisherige Stadtumbau deutlich sichtbare Wirkungen zeigt. Durch verschiedenste Aufwertungsmaßnahmen, wie zum Beispiel die Gestaltung öffentlicher Straßen, Wege und Plätze, hat die Stadt – und hierbei insbesondere die Brandenburger Kernstadt – an Attraktivität gewonnen.
Auch die „Wohnnachfragen“ der Bürgerinnen und Bürger belegen dies: Die Kernstadt hat in den vergangenen fünf Jahren (2003 – 2008) 1.263 Einwohner gewonnen (6,7 %), während alle anderen Stadtteile Einwohner verloren haben.
Zeitgleich sind im Zeitraum 2003 bis 2008 insgesamt 2.719 Wohnungen in Brandenburg an der Havel im Rahmen des Stadtumbauprozesses abgerissen worden. Schwerpunkt des Rückbaus bildete der Stadtteil Hohenstücken, der aufgrund der starken und weiterhin anhaltenden Bevölkerungsverluste einen überdurchschnittlich hohen Wohnungsleerstand aufweist. 1.994 Wohnungen sind in den Jahren 2004 bis 2008 allein in Hohenstücken abgerissen worden (24 % des Gesamtwohnungsbestands). Der Leerstand konnte dadurch deutlich reduziert werden, liegt aber immer noch bei 21 % (Ende 2008). Flankiert wurde dieser Rückbau durch Aufwertungsmaßnahmen in Wege, Plätze und öffentliche Einrichtungen. Hohenstücken ist dadurch zwar kleiner, aber auch „grüner“ geworden.
Fortsetzung des Stadtumbaus unerlässlich
Der Stadtumbau in Brandenburg an der Havel muss fortgesetzt werden. Die Bevölkerungsprognose verdeutlicht, dass die Stadt Brandenburg an der Havel durch die natürliche Einwohnerentwicklung auch weiterhin an Einwohnern verlieren wird. Für das Jahr 2020 wird prognostiziert, dass die Bevölkerungszahl zwischen 64.700 und 67.200 liegen wird – das sind 5.200 bis 7.700 Personen weniger als noch Ende 2008.
Ende 2008 lag der Wohnungsleerstand bei rund 5.470 Wohnungen bzw. 12,6 %. Gegenüber Ende 2004 konnte der Leerstand um fast drei Prozentpunkte reduziert werden; ohne Rückbau läge er bei ca. 20 %. Ziel ist es, den gesamtstädtischen Wohnungsleerstand auf rund 10 % zu reduzieren. Hierfür müssen im Gesamtzeitraum 2003 bis 2020 rd. 5.900 Wohnungen abgerissen werden. 43 % des Gesamtvolumens sind bis Ende 2008 bereits realisiert worden.
Strategische Grundlagen liegen vor: Hohenstücken und Kernstadt haben weiterhin Priorität, Nord wird neuer Handlungsschwerpunkt
Strategische Grundlagen für die Fortsetzung des Stadtumbauprozesses sind im vergangenen Jahr erarbeitet worden. Die Stadtumbaustrategie der Stadt Brandenburg an der Havel ist fortgeschrieben und dem Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) am 1. Dezember 2009 als Entwurf übergeben worden. Voraussichtlich im 2. Quartal 2010 wird das Ministerium über die Aufnahme in das Folgeprogramm Stadtumbau Ost (2010 – 2016/20) entscheiden.
Die Erarbeitung der Fortschreibung der Stadtumbaustrategie erfolgt unter maßgeblicher Mitwirkung der in der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Stadtumbau zusammengeschlossenen sechs Wohnungsunternehmen. Die aktuelle Stadtumbaustrategie wird in den 2010 fortzuschreibenden Masterplan der Stadt Brandenburg an der Havel integriert werden.
Der Stadtumbauprozess soll sich weiterhin von außen nach innen vollziehen. Drei Schwerpunktstadtteile sind in der Stadtumbaustrategie definiert worden. Diese Strategie basiert im Wesentlichen auf den bisherigen und künftigen „Wohnnachfragen“ der Bewohnerinnen und Bewohner. Die weitere Wohnungsmarktkonsolidierung, d.h. der Rückbau, vollzieht sich „von außen nach innen“«, und zwar
- schwerpunktmäßig weiterhin in Hohenstücken,
- mittelfristig und in geringerer Intensität in Nord,
- auf nicht entwicklungsfähige Altbauten kleinteilig beschränkt in der Kernstadt sowie in anderen Stadtteilen.
Die weitere Aufwertung vollzieht sich „von innen nach außen“, d.h.
- mit dem Schwerpunkt weiterhin auf der Kernstadt und hierbei in zunehmendem Maße im gründerzeitlichen Ring,
- mit wachsender Intensität zur nachhaltigen Stärkung im Stadtteil Nord und
- nur noch flankierend in Hohenstücken.
Der Stadtteil Nord war bisher in der Stadtumbaukulisse berücksichtigt worden, hat aber als nunmehr größtes, aber stark überaltertes Wohngebiet deutlich an Priorität gewonnen.
Rückbau weiterhin notwendig
Der Strategiemix aus Aufwertung und Rückbau hat sich im Stadtumbauprozess bewährt und wird fortgesetzt. Aufwertungsmaßnahmen mit Schwerpunkt im öffentlichen Raum werden fortgesetzt. Im Zusammenhang mit einer weiteren Sanierung von Wohngebäuden gewinnen die Bestandssicherung von stadtbildprägenden unsanierten Altbaubeständen in der Kernstadt sowie die Modernisierung dieser Gebäude an Bedeutung.
Die Fortsetzung des Rückbauprozesses ist unerlässlich, wird aber zunehmend schwieriger. An die Phase mit sehr hohen Rückbaumengen in den Jahren 2007 und 2008 wird eine Phase mit geringeren Mengen anschließen, die der Generierung weiterer konkreter Rückbauobjekte dient. Ein stärkeres strategisches Leerziehen von Wohnungen bzw. Gebäuden ist notwendig. Umzugskosten und -management werden durch einen höheren Aufwand zum aktiven Leerziehen potenzieller Rückbauobjekte deutlich an Bedeutung gewinnen. Auch aufgrund des reduzierten Fördersatzes werden die finanziellen Spielräume für Rückbauvorhaben insgesamt schwieriger für die Eigentümer.
Kooperation wird intensiver – Akteurskreis muss sich erweitern
Die Umsetzung der Stadtumbaustrategie erfordert eine Fortsetzung und Intensivierung der bisherigen Management-, Monitoring-, Kommunikations- und Kooperationsformen. Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) und Wohnungsbaugesellschaft (WOBRA) waren die bisherigen Hauptakteure am Stadtumbauprozess und daher maßgeblich am Erfolg beteiligt. Abstimmungen mit diesen und den anderen in der ARGE Stadtumbau beteiligten Wohnungsunternehmen werden aufgrund der zunehmenden Kleinteiligkeit des Stadtumbaus noch intensiver.
Die Einbeziehung privater und Einzeleigentümer in den Stadtumbauprozess gewinnt an Bedeutung. Im Zusammenhang mit der Aktivierung leer stehender unsanierter Altbaubestände im Stadtteil Ring sind neue Beteiligungs- und Aktivierungsformen, wie zum Beispiel der Einsatz eines „Kümmerers“, vorgesehen.
Kommunikation wird fortgesetzt
Intensive Bürger- und Mieterinformationen sowie -beteiligungen im Stadtumbauprozess wird es weiterhin in Hohenstücken, aber künftig verstärkt auch im Stadtteil Nord und der Kernstadt geben. Hierzu wird auch weiterhin das breite Spektrum an Informationsmitteln der Stadt und Wohnungsunternehmen genutzt. Die positive Resonanz auf die 2008 durchgeführte Bürgerbefragung im Stadtteil Nord hat gezeigt, welchen Stellenwert die unmittelbare Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner für die Stadtentwicklungsplanung, aber auch für die Wohnungsunternehmen, hat.