Bei einer Pressekonferenz am Montag, 04.04.2011, gab Beigeordneter Michael Brandt einen Sachstandsbericht zur Hochwassersituation im Winter 2010/2011.
Die Hochwassersituation des Winters 2010/2011 mit den stark gestiegenen Grundwasserständen war die Folge der Niederschläge des Jahre 2010, die sich in Auswertung der vom WSA Brandenburg erhobenen Daten wie folgt darstellten.
Bereits im Mai 2010 führten überdurchschnittlich hohe Niederschläge im Einzugsgebiet der Havel zu mittleren Durchflüssen. Bis Ende Juni stellten sich Niedrigwasserdurchflüsse ein (<25 m³/s). Die ab August/September 2010 ergiebigen Niederschläge führten zu einem bordvollen Abfluss der Havel, der sich nicht mehr verringerte und dazu führte, dass die Havel über vier Monate ein mittleres Hochwasser führte. Die höchsten Pegelstände waren von Mitte Januar bis Mitte Februar 2011 zu verzeichnen. Sie entsprachen statistisch einem zehnjährigen Hochwasserereignis. Alle Wehre der Havel waren lange Zeit vollständig geöffnet bzw. gelegt. Die Havel war in dieser Zeit ein Flachlandfluss ohne Hindernisse durch Staubauwerke und uferte in den tiefliegenden Gebieten weit aus. Es kam auch zum Rückstau der Havel in die in ihr mündeten kleineren Flüsse, wie z. B. der Plane und dem Sandfurtgraben.
Besonders extrem wirkten sich die lang anhaltenden hohen Durchflüsse auf den Grundwasserstand aus. Es waren im gesamten Stadtgebiet hohe Grundwasserstände festzustellen. Auch in den Gebieten, die unmittelbar von den Oberflächengewässern nicht betroffen sind, waren Kellervernässungen oder eindringendes Grundwasser in nicht ausreichend abgedichteten Kellerräumen zu verzeichnen.
Besonders vom Hochwasser betroffene Wochenendhaussiedlungen, Kleingartenanlagen, Vereinsgebäude aber auch Wohnhäuser gab es z. B. in den Bereichen Göttiner Landstraße/ Feldstraße, Am Büttelhandfassgraben, Neuendorf, Wiesenweg, Planeweg, Libellenweg und östliches Beetzseeufer. Betroffen von den hohen Wasserständen waren und sind auch landwirtschaftliche Nutzflächen.
Die höchsten gemessenen Pegelstände am Unter- und Oberpegel Brandenburg stellten statisch gesehen ein ca. zehnjähriges Hochwasserereignis dar. Für die Überplanung und Bebauung von Flächen ist gemäß Hochwassergesetzgebung 2005 ein mindestens einhundertjähriges Hochwasserereignis zugrunde zu legen. Beim Vergleich der diesjährigen Hochwassersituation mit der statistisch einhundertjährigen Hochwassersituation würden sich am UP Brandenburg ca. 48 cm und am OP Brandenburg ca. 36 cm höhere Wasserstände, als die in diesem Winter gemessenen, einstellen. Diese Werte zeigen, dass das Hochwasser zwar für viele betroffenen Menschen unserer Stadt außergewöhnlich war, bezüglich der Wasserstände der Havel jedoch kein Extremereignis darstellte und dass die Wasserstände noch weitaus höher sein können. Extrem waren die lange Zeit anhaltenden hohen Durchflüsse der Havel und der daraus folgende flächendeckende Anstieg des Grundwassers.
Bis Ende 2013 sind durch das Land Brandenburg Überschwemmungsgebiete auf der Grundlage eines statistisch gesehen mindestens einhundertjährigen Hochwasserereignisses auszuweisen. Es ist davon auszugehen, dass davon mehr Flächen betroffen sein werden, als die bisherigen Festsetzungen ausweisen. Es ist deshalb durch die Stadt in jedem Einzelfall zu prüfen, ob Flächen für den Rückhalt und die Ausbreitung des Wassers von Bebauung frei zu halten sind. Auch die Grundstückseigentümer und Anlieger an Oberflächengewässern sind mit zur Freihaltung von Überschwemmungsflächen/ tiefliegenden Flächen aufgerufen. Diese Flächen dürfen nicht durch Aufschüttungen und Ablagerungen beseitigt oder erhöht werden. Nur durch Freihaltung der für Überschwemmungen geeigneten Flächen kann in Hochwassersituationen Wasser möglichst von den bebauten Bereichen fern gehalten werden.