Seit dem 11. Januar 2010 ist das Museum im St. Paulikloster um ein wertvolles Ausstellungsstück reicher.
Das etwa 4 Meter hohe und 2,20 Meter breite Kruzifix der St. Paulikirche mit der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Christusfigur ist nach Brandenburg an der Havel zurückgekehrt. Es wurde an seinem letzten dokumentierten Standort vor der Zerstörung des Klosters im Südflügel des Kreuzgangs montiert und ist nach fast sechs Jahren nun wieder der interessierten Öffentlichkeit zugänglich.
Das wertvolle Kunstwerk wurde im Mai 2004 vor Beginn der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen am St. Paulikloster nach Wünsdorf in die Restaurierungswerkstatt des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege gebracht und dort restauriert und konserviert.
Die durchgeführten Maßnahmen beschreibt Werner Ziems, Restaurator des Landesamtes im Detail mit:
- Reinigung der Oberflächen von Staub, Schmutz, Vogelkot und Farbverschmutzungen
- Festigung der Holzsubstanz des Rückseitenbrettes
- Befestigung gelockerter Ausspänungen und Verkittungen
- Befestigung von Absplitterungen und Abspaltungen
- Befestigung von gelockerten Teilstücken (z.B. Dornen der Krone)
- Ergänzung der verlorenen Ausspänung an der Fuge des rechten Armes und eines fehlenden Dorns der Dornenkrone
- Entfernung bzw. Aufhellung der großflächigen Kittstellen
- Eintönung der Holzergänzungen und der Grundierungsreste
Neben den mittelalterlichen Glasmalereien des Chorscheitelfensters, die seit einem Jahr wieder den Kirchenraum schmücken, gehört das Kruzifix zu den wenigen Ausstattungsstücken der Kirche, die von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont blieben und dies vermutlich nur deshalb, weil es sich zu dieser Zeit nicht mehr im Kirchenraum, sondern im Kreuzgang des Klosters befand.
Im November 1956 fand das Kruzifix dann seinen Platz in der Marienkapelle, die nach 1945 mit einem Notdach wieder hergestellt wurde und der Pauligemeinde als Kirchsaal diente. Dies belegt ein Schriftstück des Brandenburger Drechslermeisters Ernst Gericke, das die Restauratoren des Landesamtes bei ihren Arbeiten überraschend im Korpus der Christusfigur fanden. Auf dem Briefbogen des Drechslermeisters Gericke heißt es: „Dieser Christus wurde in der Zeit vom 29.10.56 – 7.11.56 in unserer Werkstatt von Herrn Hans Nitsche, Herrn Wilhelm Borchardt und Werner Gericke restauriert. Er wurde am 7.11.56 in der neu errichteten Paulikirche (gemeint ist die Marienkapelle) wieder aufgestellt.“ Das Schreiben vom 7. November 1956 trägt die Unterschriften der drei genannten Handwerker.
Ob die Restauratoren des Landesamtes dem Kruzifix vielleicht eine ähnliche versteckte Botschaft auf den Heimweg nach Brandenburg an der Havel mitgegeben haben, ist nicht bekannt.