Rückblick zum Digitaltag 2023: Friedenswarte bietet Aussicht auf Smart City

Pressemitteilung vom 16.06.2023

Prof. Dr. Nitze und Bernd Prieß auf der Friedenswarte mit Blick auf den Marienberg
Foto: THB© Bianca Kahl
Abbildung drei technischer Gerate mit den Beschreibungen "Gateway zur Abfrage aller Daten", "Feuchtigkeitssensor" und "Leistungsfähige Batterie"
Funk- und Messtechnik im Einsatz
Überschrift "Pilotprojekt Bodensensor 2", darunter zahlreiche Daten und ein Diagramm
Visualisierung der Messergebnisse

THB-Professor baut die Infrastruktur in der Stadt aus, um Datenauswertung zu ermöglichen.

Die Friedenswarte auf dem Marienberg ist seit Kurzem ein virtuelles Portal: Prof. André Nitze von der Technischen Hochschule Brandenburg hat dort eine Schnittstelle zur Datenübertragung installiert, mit deren Hilfe unter anderem die Feuchtigkeit im Boden gemessen werden kann. Die notwendige Technologie nahm er gemeinsam mit Bernd Prieß aus der Stadtverwaltung von Brandenburg an der Havel im September 2022 in Betrieb.

Lange Trocken- und Hitzeperioden als Auswirkungen des Klimawandels setzen den Alt- und gerade den Neupflanzungen seit Jahren zu. Viele der mehr als 50.000 Stadtbäume leiden unter Trockenstress und können ohne zusätzliche Bewässerung nicht mehr überleben. Da in der Stadt Brandenburg an der Havel keine verlässlichen Daten wie z. Bsp. in Berlin vorliegen, kann momentan nicht abgeschätzt werden, wieviel Liter Wasser/Baum/Zeitpunkt wirklich erforderlich ist. Die Bewässerung erfolgt mehr oder minder aus dem „Bauch“ heraus. Unberücksichtigt bleiben zurzeit in den jeweiligen Stadt-oder Ortsteilen die vorhandene Bodenfeuchte (Bodentiefe des Oberflächenwassers, mögliche Regenwasserspeicherung), Bodenart (Lehmböden haben andere Speicherkapazitäten als reine Sandböden), Baumart (zerstreutporige / ringporige Baumarten – eine baumartengerechte Baumgrube und optimale Wasserversorgung sind bei Pflanzungen von Zerstreutporern zwingend erforderlich).

Aufgrund von Niederschlagsdefizite der letzten Jahre und der nicht optimalen zusätzlichen Wasserversorgung ist mit Folgeschäden an Bäume zu rechnen, was mit einem verstärkten Monitoring zur Baumgesundheit verbunden ist (steigende Kosten).

Die mit der Bewässerung beauftragten Bäume werden von den Regiebetrieben zeitlich und mengenmäßig (Liter Wasser/Baum) gleichwertig betrachtet, dadurch werden weder Personal, Energieverbrauch (LKW mit Wasserbehälter), Zeitaufwand und die Ressource Wasser optimal eingesetzt.

Deshalb ging die Fachgruppe Umwelt und Naturschutz der Stadtverwaltung in einem Pilotprojekt digitale Wege in der Baumbewässerung. Denn das ist die Lösung für die grüne Stadtoase von morgen. Zusammen mit der Technischen Hochschule Brandenburg wurden drei Testbäume mit Bodenfeuchtesensoren auf dem Marienberg ausgestattet. Für die Datenübertragung nutzt das System das bestehende LoRaWAN-Funknetz. Über die Sensoren wird die Bodenfeuchte digital gemessen und damit die Wassermenge, die die Bäume benötigen abgeleitet.

Ziel ist die Optimierung der Baumbewässerung auf Basis von Datenanalysen im kommunalen Anwendungsbereich und dadurch auch die Sicherung des städtischen Baumbestandes.

Um die erforderliche Wassermenge in den Stadt- und Ortsteilen verlässlich zu bewerten, ist das Ziel, in den einzelnen Stadt-Ortsteilen jeweils fünf repräsentative Baumstandorte mit Sensoren auszustatten. So können die Bodenfeuchtedaten und die daraus benötigte Wassermenge in diesem Stadt-oder Ortsteil auf eine beliebige Anzahl von Bäumen unter gleichen Bedingungen durch Mittelwertbetrachtung ermittelt werden. Studenten der THB sollen die Daten von den verschiedenen Sensorstandorten in den Stadt- und Ortsteilen mit Daten des Deutschen Wetterdienstes und den Daten aus dem Baumkataster zu Art, Alter, Größe und Standort für die Mittelwertbetrachtung analysieren um diese dann in ein umfassendes städtisches „Stadtklima-Monitoring für die Klimafolgenanpassung” zu integrieren und letztendlich ein verlässliches Frühwarnsystem bzw. ein effizientes Bewässerungsmanagement zur Verfügung zu stellen.

Die Testphase des Pilotprojekts ist sehr vielversprechend und zeigt einen Weg auf, wie die Bewässerung des so wichtigen und kostbaren Stadtgrüns optimiert werden kann. Gerade wegen der zunehmend verschärften Wasserknappheit ist das eine wichtige Maßnahme. Mit Hilfe der digitalen Technik LoRaWAN und den Bodenfeuchtedaten lässt sich der Großteil eigener aber auch Ressourcen von beauftragten Dritten, wie Personal, Wasser und Zeit, für anstehende Aufgaben im Sinne des Klimaschutzes bedarfsgerechter einsetzen. Die ermittelten Daten stehen dann auch der Untere Wasserbehörde, der Stadtentwicklung (für das Klimakonzept) sowie den Städtischen Werken (BRAWA) zur Verfügung.

Zukünftig sollen die Daten öffentlich zugänglich werden, denn dadurch werden die Daten eine weitere Dimension erreichen: Neben dem Erfassen der Bewässerungsmengen durch THB und Stadt Brandenburg an der Havel und den oben genannten weiteren Nutzern sowie den beauftragten Pflegefirmen, soll dann auch den Bürgerinnen und Bürgern, die sich für die Bewässerung der Bäume zusätzlich zur Stadt engagieren, ein Meldeportal für die Dokumentation ihrer Leistung zur Verfügung stehen. Geplant ist, mit einer Visualisierung auf der Internetseite der Stadt Brandenburg an der Havel die ehrenamtliche Hilfe weitergehendend zu unterstützen.

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