Gemeinsam mit den Architekten, Planern und Bauleuten sowie zahlreichen Gästen haben Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann und Stefan Freitag, Presbyter der Ev.-ref. Kirchengemeinde Brandenburg an der Havel, am Donnerstag, 12.12.2013, Richtfest für die St. Johanniskirche am Salzhofufer gefeiert. Die historische Kirche wird seit 2012 umfangreich saniert und soll zur Bundesgartenschau 2015 mit einer Hallenschau in Szene gesetzt werden.
In ihrem Grußwort hob die Oberbürgermeisterin die Bedeutung dieses wichtigen städtebaulichen Projektes hervor: „Die Entscheidung für die BUGA 2015 und die Idee, die St. Johanniskirche für die Blumenschau zu nutzen, eröffnete früher als erhofft, die Chance zur weitergehenden Sanierung, die 2011 geplant und 2012 begonnen wurde.“ Weiter sagte sie: „Es ist schön zu sehen, wie die St. Johanniskirche mit der Montierung des neuen Dachs ihre städtebauliche Bedeutung zurück erlangt.“ Abschließend dankte Dietlind Tiemann allen, die an diesem großen Vorhaben mitwirken.
Mit der Sanierung erhält die Kirchenruine nicht nur einen neuen modernen Westgiebel, neue Fenster und einen Fußboden, sondern vor allem ein neues Dach, das der historischen Dachform entspricht. Um die historische Dachform wiederherzustellen und auf die Schiefstellung zu reagieren, wurden und werden ca. 47 t Stahl und 60 m³ Holz verbaut, bevor die Kupferdeckung im kommenden Jahr erfolgt.
Insgesamt kostet die Sanierung der St. Johanniskirche ca. 3,7 Mio. EUR, die zu 80% aus dem Bund-Land-Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bereit gestellt werden.
Geschichte
Etwa Mitte des 13. Jahrhunderts ließen sich die Franziskaner am Rande der Altstadt nieder und errichteten eine Saalkirche aus Backstein. Dieser Ursprungsbau ist noch in beiden Langhausmauern (Kirchenschiff) erhalten, allerdings wurden die Mauern beim Umbau Anfang des 14. Jahrhunderts auf fast doppelte Höhe gebracht. Die Rosette über dem Nordportal, die Fenstermaßwerke und der Weinlaubfries an der Traufe des Kirchenschiffes gehören zu den schönsten ihrer Art in der Backsteingotik überhaupt.
Im 14. und 15. Jh. wurden Sakristei, Kapellen und Bibliothek im Norden angefügt und der Laternenchor sowie der Glockenturm errichtet.
An die Kirche grenzte ursprünglich südlich eine zweihöfige Klosteranlage, die die südliche Ecke der Stadtbefestigung einnahm. Sie wurde 1865 abgebrochen und die Saldria errichtet.
Auf Morast gegründet, hatte die St. Johanniskirche bald Stabilitätsprobleme. Diese führten unter anderem dazu, dass die Kirche früh ihre gemauerten Gewölbe verlor, die durch Holzgewölbe ersetzt wurden und Verstärkungen der Strebepfeiler notwendig wurden. Vielfache Sanierungs- und Restaurierungsphasen der letzten acht Jahrhunderte haben das Erscheinungsbild des Gebäudes geprägt, in der Karwoche des Jahres 1945 jedoch wurde die Kirche bei einem Bombenangriff stark beschädigt. Die Westwand und Teile des Daches stürzten in das Kirchenschiff.
Notdürftig instandgesetzt, stürzte das beschädigte Kirchendach der St. Johanniskirche infolge unterlassener Reparaturmaßnahmen 1985 – 40 Jahre nach Kriegsende – ein und das Kirchenschiff stand jahrelang ohne Witterungsschutz. Die politische Wende 1989 machte es glücklicher Weise möglich, 1992 als eine der ersten wichtigen Sicherungsmaßnahmen in der historischen Innenstadt ein aus Fördermitteln finanziertes Notdach aufzubringen und so den weiteren Verfall zu verhindern. 2007/ 2008 folgte eine aufwändige Gründungssanierung, um die Standsicherheit der Kirchenruine zu gewährleisten. Die Schiefstellung der Außenwände ist für jedermann sichtbar.
Ausführende Firmen:
- Fa. „RolandSchulze Baudenkmalpflege GmbH“ (Maurer- und Putzarbeiten)
- Fa. Zimmereihandwerk „Aufbau“ GmbH (Zimmererarbeiten und Stahlbauarbeiten Dach)
- Fa. Gerüstbau Z+O GmbH
- AG Hochsieder (Restauratoren, Innenräume)
- Fr. Susanne Nitsch (Restauratorin Malerei Chornische)
- Fa. Elektro-Nimtz GmbH (Blitzschutz)
- Fa. Elektro Brandenburg Havel GmbH (Baustrom)
Planung, Bauüberwachung und Sonderfachleute:
- Dr. Krekeler Generalplaner GmbH (Objektplanung, Bauüberwachung)
- STB – Döhren-Sabotke-Triebold & Partner (Tragwerksplanung)
- KWH Ingenieure (Haustechnikplanung)
- IB Rahn (Bauphysik, Akustikplanung)
- Fr. Jutta Brumme (Restauratorin, Fassungsuntersuchungen)
- Hr. Dirk Schumann (Bauforschung)
- pmp Architekten (Archäologische Begleitung)
- Ing.-Büro Jürgen Wagner (Holzgutachten)
Bauherren/ Behörden:
- BBSM und LBV
- Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege
- Stadtverwaltung Brandenburg an der Havel