Staatssekretär Dr. Benjamin Grimm, Digitalbeauftragter der Landesregierung, besuchte am Donnerstag, dem 11. August 2022, die Regionalleitstelle in Brandenburg an der Havel, um sich über digitale Systeme zur Unterstützung der Ersthilfe in Notsituationen zu informieren. Empfangen wurde er von Thomas Barz, Beigeordneter zuständig u.a. für die Feuerwehr und das Rettungswesen, Martin Hochstatter, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst der Stadt Brandenburg an der Havel, Hendrik Hänig – 1. Vertreter des Leiters der Regionalleitstelle, und weiteren Kollegen der Feuerwehr.
Seit 2020 wird bundesweit in allen Leitstellen die App nora eingesetzt, um Notrufe vom Handy aus ohne Anruf entgegenzunehmen. Vorrangig ist das System an Menschen mit Hör- und Sprech-Beeinträchtigungen gerichtet, kann aber auch von allen anderen Personen genutzt werden, um beispielsweise in Gefahrensituationen einen „stillen Notruf“ abzusetzen. Die App nora ermöglicht nach dem Eingang des Notrufs in der Leitstelle dem zuständigen Disponenten, einen Chat mit dem Absender des Notrufs zu eröffnen sowie Personal- und Standortdaten direkt aus der App abzurufen. Doch Hendrik Hänig betonte:
„Der direkte telefonische Notruf ist im Normalfall dennoch die beste Möglichkeit, um die wichtigsten Fragen direkt zu klären und beispielsweise bei einem medizinischen Notfall den Anrufenden bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen zu begleiten und anzuleiten.“
Für eben jene Notsituationen, in denen die Überlebenschancen maßgeblich von Erste-Hilfe-Maßnahmen abhängig sind, setzt das Land Brandenburg seit 2020 die App „KatRetter“ ein. Die App soll erfahrene Ersthelfer*innen, die sich zufällig in der Nähe einer Notfall-Situation befinden, für Erste-Hilfe-Maßnahmen hinzurufen, bis der Rettungswagen eintrifft. Bisher sind 667 Personen im Bereich der Leitstelle Brandenburg an der Havel bei der App registriert – vorrangig Menschen aus lokalen Hilfsorganisationen, den freiwilligen Feuerwehren und dem THW sowie aus medizinischen Berufen, da ein gewisser Grad an Erfahrung und regelmäßiger Erste-Hilfe-Übung für den Einsatz als „KatRetter“ vorausgesetzt wird. In den 1,5 Jahren der aktuellen Pilotphase konnten mithilfe der App schon in 450 Fällen Personen in Notlagen durch „KatRetter“ in der Nähe unterstützt werden.
Rettungsdienstleiter Martin Hochstatter erklärte:
„Bei einem Herzstillstand verdoppeln oder verdreifachen sich die Überlebenschancen durch eine frühzeitige Herz-Druck-Massage innerhalb der ersten Minuten. Selbst wenn ein Angehöriger, der den Notruf ausgelöst hat, zunächst mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnt, so können die herbeigerufenen KatRetter den oft auch unter Schock stehenden Angehörigen ablösen und die Hilfeleistung fortsetzen, bis der Rettungswagen eintrifft.“
Beigeordneter Thomas Barz lobte den Einsatz der digitalen Technik:
„Diese schnelle Hilfe ist insbesondere in ländlichen Regionen lebenswichtig, in denen die Fahrtzeit der Rettungswagen durch längere Distanzen, Baustellen und Ausfälle recht lang sein kann.“
Die Weiterentwicklung der KatRetter-App sieht vor, dass in Kürze die KatRetter mehrerer Leitstellenbereiche kontaktiert werden können, wenn diese sich außerhalb ihres Wohnort-Bereichs befinden, sowie die Ergänzung von Daten, wo die Ersthelfer das nächstgelegene AED-Gerät auffinden können. Außerdem ist denkbar, in Zukunft nicht nur Ersthelfer*innen, sondern auch medizinische unerfahrene Personen als Mithelfer*innen zu registrieren, die dann beispielsweise im Katastrophenfall nicht-medizinische Unterstützung leisten können.
Zur Unterstützung der Rettungskräfte wird derzeit der Einsatz eines Telenotarzt-Dienstes vorbereitet. Rettungssanitäter können damit am Einsatzort mit einem Notfallarzt in Kontakt treten, um beispielsweise bei der Gabe von Medikamenten in schwierigen Fällen Rücksprache zu halten.