Zur traditionellen Gedenkveranstaltung am Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges legten Vertreter des politischen und gesellschaftlichen Lebens Kränze nieder.
Am Montag, 01.09.2021, fand in Brandenburg an der Havel die traditionelle gemeinsame Veranstaltung der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde und der Stadt zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Aktion T4 statt, bei der allein in der Havelstadt zwischen Februar und Oktober 1940 mehr als 9.000 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder ermordet wurden.
Mit Blick auf die Freiluft-Ausstellung „Vergesst uns nicht… Opfer deutscher Vernichtungspolitik im Nordkaukasus 1942/43“, die im Anschluss an die Kranzniederlegung im Innenhof der Gedenkstätte eröffnet wurde, sagte SVV-Vorsitzender Walter Paaschen in seiner Rede u.a.: „Der perfiden Art des Tötens, die einst hier im Zentrum unserer Stadt 'erprobt' wurde, fielen nicht nur die in Brandenburg an der Havel sowie in Grafeneck, Hartheim, Sonnenstein, Bernburg und Hadamar ermordeten mehr als 70.000 Menschen zum Opfer. Was in der Öffentlichkeit bisher größtenteils unbekannt ist: Die Spuren dieser deutschen Vernichtungspolitik reichen bis in den Nordkaukasus, wo 1942/43 schätzungsweise 1.700 Patientinnen und Patienten aus psychiatrischen Kliniken und anderen Einrichtungen sowie jüdische Medizinerinnen und Mediziner durch die deutschen Besatzer ermordet wurden.“
Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und Diskussionen erinnerte der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung daran, dass gerade wir Deutschen, auf deren Schultern diese historische Last drückt, besonders aufmerksam sein und unsere Stimme erheben müssen, „wenn in der Gegenwart Versuche unternommen werden, geschichtliche Ereignisse zu revidieren und die NS-Verbrechen zu verharmlosen oder mit populistischen Parolen bekannte Vorurteile und Ressentiments bedient und Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit geschürt werden.“
Veranstaltungshinweis:
Am 01.09.2021 lädt die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde um 18:30 Uhr zu einem Podiumsgespräch mit Ausstellungskuratorin Irina Rebrova und Jörg Morré (Direktor des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst) über das Thema „Krieg und ‚Rassenhygiene‘: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion vom 22. Juni 1941 und die vergessenen Opfer“ ein. Dabei wird es um Fragen nach den Verbindungslinien zwischen den nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten in der Sowjetunion sowie um aktuelle Tendenzen in der russischen Erinnerungskultur gehen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.