Es war bereits das dritte Mal, dass sich Oberbürgermeister Steffen Scheller nach dem Neujahrsempfang mit den Wirtschaftsjunioren Brandenburg auch Zeit für ein „Jahrestreffen“ mit ihnen nahm -, laut www.wj-brandenburg.de treffend „Nachgefragt 3.0: Junge Wirtschaft trifft auf Oberbürgermeister Steffen Scheller“ genannt. 19 Mitglieder des ehrenamtlichen Netzwerkes, das Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer sowie Führungskräfte aus allen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft im Alter bis zu 40 Jahren vereint, waren dabei. Im Rolandraum des Rathauses trafen sie in lockerer und persönlicher Atmosphäre zum Austausch mit dem Stadtchef aufeinander. Ein paar Schwerpunktthemen hatten die Wirtschaftsjunioren zusammengetragen und wurden von Kreissprecher Sascha Bertz als Gesprächs-Fahrplan genutzt. Anfangs bat er um eine Kurzvorstellung aller Teilnehmenden, die bei Steffen Scheller mit der überraschenden Botschaft endete, „Mein Mitgliedsantrag als Fördermitglied liegt bei Sascha auf dem Tisch. Ihr könnt mich somit nun alle duzen. Und wer mich außerdem duzen mag, wird einfach Wirtschaftsjunior oder Förderer!“ Lockerer kann ein Gesprächsabend nicht beginnen. Sodann stand er mit Sascha Bertz leger am Stehtisch 160 Minuten den sitzenden und gut versorgten Gesprächspartnern gegenüber und begann über das Stadtleben, die Stadtpolitik, über Wirtschaft, Gewerbe und Baugeschehen zu plaudern.
„Wir wollen weiter wachsen,“
versicherte er, sprach wohlwollend die neuen Wohngebiete in Neuschmerzke und Gollwitz sowie einen ähnlichen Plan für Klein Kreutz an und stellte klar, dass man sich ansonsten auf die innerstädtische Entwicklung konzentrieren wolle.
Zur positiven Bevölkerungsentwicklung tragen die 6.700 Menschen anderer Herkunft bei, darunter 1.000 Ukrainer,
„und wenn sie alle nicht mehr da wären, würde in vielen Bereichen nicht mehr viel funktionieren.“
Dass dem erwarteten Haushaltsdefizit ein Plus gegenübersteht,
„ist insbesondere den gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen und somit auch Ihnen zu verdanken,“
womit der Schwenk zu den Investitionsschwerpunkten gelang: Schule und Kita haben Priorität, ebenso der Brandschutz, der mit drei neuen Fahrzeugen schnell die eine-Million-Euro-Grenze übersteigt. Für den Bildungscampus am Wiesenweg sei die Bebauungsplanung eingeläutet.
Nachfragen zu Wohnbauprojekten und Stellplätzen führten zu den Packhof-Plänen und zum Neustädtischen Markt, für den Steffen Scheller eine straßenbegleitende Bebauung favorisiert, um den Straßenlärm vom dahinter freibleibenden Platz fernzuhalten und dort – auch mittels Gewerbe – für Aufenthaltsqualität sorgen zu können. Auch eine Tiefgarage sei denkbar, wenn die Stadt bereit sei, die Bewirtschaftungsverluste tragen zu wollen. Gleiches gelte für die angedachten und notwendigen Parkhaus-Standorte am Bahnhof, am Wiesenweg und in der Straße am Klinikum. Zum Ausgleich der finanziellen Verluste könnten, laut Stadtchef, die sechs angedachten Windräder nahe der Deponie Fohrde dienen.
„Und den Brandenburgerinnen und Brandenburger wird zu vermitteln sein, dass einige vertraute und kostenfreie Parkflächen wegfallen werden und dass Parkhäuser für Nutzer Kosten bedeuten. Das wird eine spannende Diskussion,“
so der Oberbürgermeister.
Mit den Wirtschaftsjunioren gab es wenig zu diskutieren, sie hörten interessiert zu, genossen das Faktenbad und hörten manch Überraschendes. Der verbale Exkurs schloss den geplanten Neubau der Medizinischen Hochschule am Gesundheitszentrum sowie die Zahnklinik im einstigen Straßenbahndepot ein, machte vor der bevorstehenden Fernwärmeversorgung nicht halt, wie auch nicht vor den Baustellen.
„Da passieren Dinge, die notwendig sind,“
verallgemeinerte Steffen Scheller und fügte hinzu:
„Auch das Baugeschehen in der Potsdamer Straße wird dafür sorgen, dass es besser wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass wird dort seit Jahren einspurig und tonnagebegrenzt gefahren sind. Erinnert euch an die Bebel-Straße, sie hat im Bau für Umwege gesorgt und sie ist schön geworden.“
Sascha Bertz dankte im Namen der Wirtschaftsjunioren für den aufschlussreichen Abend,
„ich finde es gut, hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Solche Hintergründe sind für uns sehr hilfreich.“
Nach dem offiziellen Teil und einem kurzen Fehlalarm, ausgelöst durch die Ratskeller-Küche, klang der Abend bis 22:00 Uhr mit Snacks und lockeren Gesprächen aus.