Die Stadt Brandenburg an der Havel ist mit immer mehr Altersjubiläen gesegnet. Allein im Januar 2024 wurden oder werden Glückwünsche von Oberbürgermeister Steffen Scheller für sechs 100-Jährige auf den Weg gebracht. Auch zu besonderen Hochzeitsjubiläen, wie 60., 65. oder 70. Hochzeitstage, werden Glückwünsche übermittelt; zum 65. und 70. Hochzeitstag auch vom Oberbürgermeister persönlich.
Anlässlich der Gnadenhochzeit von Ilse und Karl-Heinz Zappe gratulierte Steffen Scheller am 9. Januar. Die beiden Brandenburger Urgesteine hatten sich 1951 im Traktorenwerk in der Geschwister-Scholl-Straße kennengelernt, wo er zum Motorenschlosser und sie zur Spitzendreherin ausgebildet wurden. Allerdings galt es erst einmal Steine zu klopfen und die Lehrwerkstatt aufzubauen. Nach der gemeinsamen Silvesterfeier in der einstigen „Stadthalle“ (heute Brandenburger Theater) sowie einigen Kinobesuchen und Tanzveranstaltungen ging alles ganz schnell: 1953 kam der erste Nachwuchs, am 9. Januar 1954 wurde geheiratet.
„Wir feierten zuhause bei meinen Eltern im Dahlienweg. Es war tiefster Winter und fürs Essen hatten wir die Fleischmarken zusammengelegt,“
erinnert sich Karl-Heinz Zappe, der später bei der Post, dann für die HO und schließlich beim Kraftverkehr arbeitete und Verkehrsmeister wurde. Ilse Zappe hatte sich da längst zur Krankenschwester – ihr Traumberuf – ausbilden lassen und für die Gesundheit im VEB Mechanische Spielwaren gesorgt. 1960 war die Familie sechsköpfig -, das glückliche Paar hatte zwei Jungs und zwei Mädchen. Als zwei Kinder in den 1980er Jahren in den Westen ausreisten, wo es auch Karl-Heinz‘ Schwester hingezogen hatte, wurden Zappes berufliche Steine in den Weg gelegt. Doch der Fahrt in den Westen zum 70. Geburtstag der Tante stimmten die Staatsorgane 1988 dennoch zu. Ilse Zappe:
„Wir hatten nicht vor, dort zu bleiben. Was wir nicht wussten: Unsere Kinder hatten uns in Hanau eine Wohnung eingerichtet. Mein Mann übernahm einen ATU-Filiale. Wir blieben.“
Bis die Sehnsucht sie 1996 Brandenburg an der Havel besuchen ließ. Vom Hanauer Industrieschmutz genervt, von Heimweh geplagt und von der Natur in ihrer alten Heimat begeistert, entdeckten sie neue Wohnungsbauten im Veilchenweg und wurden Erstbewohner einer schönen hellen Eckwohnung, in der sie sich bis heute wohlfühlen und den Lebensabend genießen.
„Wir sind im Leben viel verreist, haben alle Kanareninseln, Frankreich und Italien besucht und freuen uns heute über Spaziergänge im Gördenwald,“
schildert Ilse Zappe und verrät:
„Unser 70. Hochzeitsjubiläum feiern wir unter anderen mit unseren vier Kindern, den sechs Enkeln und fünf Urenkeln im Axxon-Hotel.“
Das Geheimnis ihres langen gemeinsamen Glücks beschreibt die 90-Jährige mit gegenseitiger Rücksichtnahme und dem Zulassen von Diskussionen.
„Außerdem ziehen sich Gegensätze bekanntlich an. Er ist impulsiv, ich bin ruhig. Das Wichtigste aber ist wohl: Wir haben mit Nichts angefangen. Das schweißt zusammen.“