Großes Grundwassersanierungsprojekt gestartet

Pressearchiv - Meldung vom 12.11.2012

Pressemitteilung vom 12.11.2012

Peter Högg erklärt Umweltministerin Anita Tack und Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann die Anlage
Peter Högg erklärt Umweltministerin Anita Tack und Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann die Anlage
Außenansicht der Grundwasserreinigungsanlage
Außenansicht der Grundwasserreinigungsanlage
Grundwasserreinigungsanlage
Grundwasserreinigungsanlage

In Brandenburg an der Havel ist am Montag, 12.11.2012, der offizielle Startschuss für die Grundwassersanierung zur Schadstoffentlastung des Beetzsees in der Mötzower Vorstadt vollzogen worden. In Anwesenheit zahlreicher Gäste setzten Anita Tack, Ministerin für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann und Peter Högg, Geschäftsführer der mit den Sanierungsarbeiten beauftragten Züblin Umwelttechnik GmbH, gemeinsam die in den vergangenen Monaten installierte Grundwasserreinigungsanlage in Betrieb.

Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann bedankte sich bei allen, die sich mit viel Engagement für die Realisierung dieses wichtigen Projektes eingesetzt haben und sagte: „Ich freue mich, dass nach der umfangreichen Planungs- und Abstimmungsphase jetzt mit der eigentlichen Sanierung des Grundwassers begonnen werden kann. Zusammen mit Bund und Land sorgen wir als Stadt in den nächsten acht Jahren dafür, dass die vor rund fünf Jahrzehnten verursachte Belastung des Grundwassers mit Schadstoffen nun endlich nachhaltig bekämpft wird.“

Hintergrundinformationen:

Geschichte, Voruntersuchungen und Sanierungsplanung

Der vom ehemaligen Potsdamer Chemiehandel (PCH) in den 1960-er Jahren verursachte Grundwasserschaden mit überwiegend leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW) wurde seitens der Stadt per Ersatzvornahme seit 2003 detailliert untersucht.

Es wurde festgestellt, dass die Ausdehnung der Grundwasserbelastung mit Schadstoffen eine Fläche von ca. 16 ha umfasst. Nachdem der Umfang des Grundwasserschadens abgegrenzt werden konnte, musste im Januar 2006 aufgrund der Gefahrenlage eine Allgemeinverfügung für einen Bereich in der Mötzower Vorstadt erlassen werden, mit der die Nutzung von Grundwasser als Wasser für den menschlichen Gebrauch vorerst untersagt wurde.

Die Bemühungen der Stadt Brandenburg an der Havel hinsichtlich der Einwerbung von Fördermitteln hatten schließlich im September 2010 mit der Erklärung der Finanzierungszusicherung der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) Erfolg und es konnten die ersten Ausschreibungsverfahren begonnen werden. Bis dahin hatte die Stadt Brandenburg an der Havel etwa 600.000 Euro allein für die Untersuchungsmaßnahmen und die Sanierungsplanungen aufgewendet.

Technik und Verfahren der Grundwassersanierung

In Übereinstimmung mit den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zur Erreichung eines guten chemischen Zustands des Oberflächengewässers und des Grundwasserkörpers wurden als Sanierungsziele die Schadstoffreduzierung im Grundwasser sowie die Reduzierung/Unterbindung des Eintrags von Schadstoffen in den Beetzsee durch verunreinigtes Grundwasser formuliert.

Auf dieser Basis wurden zwei Grundwasserreinigungsanlagen konzipiert und gebaut. Eine davon befindet sich am Quellstandort auf dem PCH-Grundstück (Containerbauweise) und die andere auf dem Grundstück der HESA-Technik GmbH i. L. an der Mötzower Landstraße (Leichtbauhalle).

Die Reinigung des mit LCKW belasteten Grundwassers erfolgt mittels hydraulischer Sanierung (pump & treat). Dabei werden je Sanierungsbrunnen ca. 8 m³/h verunreinigtes Grundwasser gefördert und die Stoffe aus der flüssigen Phase durch physikalische Vorgänge in die Gasphase überführt, indem die Flüssigphase mit Luft im Gegenstromprinzip in Kontakt gebracht wird (Strippung). Die aus dem Wasser eliminierten Schadstoffe werden an Aktivkohlefiltern adsorbiert. Zusätzlich wird die Abluft in der Grundwasserreinigungsanlage 2 katalytisch nachverbrannt, um den Schadstoffaustrag in die Umwelt völlig auszuschließen.

An der Schadstoffquelle auf dem PCH-Quellgrundstück wird an drei Brunnenpaaren verunreinigtes Wasser gefördert und nach der Reinigung reinfiltriert. In der Schadstofffahne gibt es zwei entsprechende Brunnenpaare an der Hagelberger Straße und an der Mötzower Landstraße sowie im Uferbereich des Beetzsees ein weiteres Brunnenpaar.

Mittels hydraulischer Sanierung werden nur die aus der Quelle gelösten Schadstoffe im Grundwasser erfasst. Bei den im Mikroporenraum befindlichen Schadstoffen sind begleitende Maßnahmen zur Sanierung für einen absehbaren Sanierungserfolg unumgänglich. Daher erfolgt auf dem ehemaligen PCH-Grundstück eine zusätzliche Quellensanierung. Mit der Einbringung eines Oxidationsmittels in den Boden (über sogenannte Injektionslanzen) soll die Schadstoffnachlieferung nachhaltig vermindert werden. Durch die rasche Oxidation der vorhandenen Schadstoffe wird deren Umwandlung in ungefährliche Stoffe erreicht.

Alle Grundwasserreinigungsmaßnahmen werden durch ein ständig zu aktualisierendes Schadstofftransportmodell als Prognoseinstrument gestützt bzw. angepasst.

Laufzeit und Kosten des Sanierungsvorhabens

Insgesamt hat die für acht Jahre geplante Sanierung einen finanziellen Umfang von ca. 6,5 Millionen Euro. 80 % der Kosten werden kofinanziert im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes durch das Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg unter Beteiligung des Bundes, vertreten durch die ILB.

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