Brandenburger und Gäste feierten bei gemeinsamer Festveranstaltung des Rotary Clubs Brandenburg/Havel und der Stadt Brandenburg an der Havel im Brandenburger Dom den Tag der Deutschen Einheit.
Mit einem Geistlichen Wort eröffnete Dompfarrer André Wiethoelter die Festveranstaltung im voll besetzten Dom zu Brandenburg. Herbert Nowotny, Präsident des Rotary Clubs Brandenburg/Havel begrüßte die Gäste, bevor die Oberbürgermeisterin der Stadt Brandenburg an der Havel, Dr. Dietlind Tiemann, zu den Anwesenden sprach.
In ihrem Grußwort setzte die Oberbürgermeisterin die Ereignisse des Wendeherbstes 1989/90 in den europäischen Kontext. „Der 'Wind of Change', wie es in der bekannten Rockballade der Scorpions heißt, hatte nicht nur die DDR und dann Deutschland insgesamt erfasst, sondern ganz Osteuropa. Auch dort fanden zumeist gewaltfreie Revolutionen statt, auch dort vollzog sich der Übergang zu westlicher Demokratie und Marktwirtschaft. Der Wandel war also nicht nur ein deutscher, er war ein europäischer Prozess.“ Sie erinnerte daran, dass die Entwicklungen in Deutschland und Europa die gleichen Ursachen hatten, eng verflochten waren und in der Folge zu einer weiteren Annäherung in Europa und zum größten Erweiterungsprozess in der Geschichte der EU führten. Das dürfe man gerade jetzt nicht vergessen, wo einige Mitgliedsstaaten der EU große Probleme haben und das Bündnis mit seiner gemeinsamen Währung insgesamt Schwächen zeigt. „Gerade in Krisenzeiten heißt es, zusammenzustehen, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Denn wie wir Deutschen im Prozess des Zusammenwachsens von Ost und West erfahren haben, ist die Entwicklung von Gemeinsamkeit viel schwieriger, als man anfangs denkt oder hofft. Das war bei der Vereinigung der beiden deutschen Staaten so, und das ist auch in der EU nicht anders.“ Bevor die Oberbürgermeisterin das Wort an den ersten und einzigen frei gewählten DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière übergab, sagte sie zum Abschluss ihrer kurzen Rede im Brandenburger Dom: „Die Erinnerung an die Ereignisse von 1989/90 macht uns wieder bewusst, dass wir allen Grund haben, uns zu freuen, in einer Demokratie zu leben. Und somit vermag die Erinnerung daran, was die Menschen 1989/90 alles zusammen errungen haben, auch Kraft und Zuversicht für das Heute und das Morgen zu verleihen.“
Als Festredner konnte der Rotary Club Brandenburg/Havel in diesem Jahr Dr. h.c. Lothar de Maizière gewinnen. Er war nach der Volkskammerwahl vom 18.03.1990 in der Zeit vom 12.04. bis 02.10.1990 der erste demokratisch gewählte und zugleich letzte Ministerpräsident der DDR und vom 03.10. bis zum 19.12.1990 als Minister für besondere Aufgaben Mitglied der Bundesregierung. Bekannt wurde er vor allem durch seine Mitarbeit an den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung. In seinem wiederholt von Beifall unterbrochenen Vortrag bezeichnete de Maizière den Tag der Deutschen Einheit als „schönsten Nationalfeiertag, den wir Deutschen je hatten.“ Er erinnerte an den schweren Neuanfang nach der Wende und würdigte das im Einigungsprozess bereits Erreichte als große Leistung aller Deutschen. In Anbetracht der in den vergangenen Jahren immer weiter gesunkenen Wahlbeteiligung bereite es ihm große Sorgen, dass auch die Menschen im Osten des vereinten Deutschlands das von ihnen 1989/90 so mutig erkämpfte Recht auf freie Wahlen heutzutage immer seltener warnehmen.
Umrahmt wurde die Festveranstaltung von KMD Matthias Passauer an der Orgel und den Brandenburger Symphonikern unter dem Dirigat von GMD Michael Helmrath. Zum Abschluss der Veranstaltung spielten die Brandenburger Symphoniker die Nationalhymne.