Der Freundeskreis Stadtmuseum e.V. hat dieses Jahr ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk für das Stadtmuseum und damit auch für die Stadt Brandenburg an der Havel: eine Zeichnung von Gertrud Körner (1866 – 1924). Übergeben wurde das Geschenk in Anwesenheit von Oberbürgermeister Steffen Scheller am Dienstag, 17. Dezember 2024 im Frey-Haus inmitten der Gemälde der Malerin.
Dargestellt ist ein für die Ostseeküste typisches Boot: das sogenannte Zeesenboot mit gesetzten Rahsegeln. An Bord sind zwei Männer mit schwarzen Mützen und schwarzen Jacken zu erkennen. Es herrscht Windstille, die Segel hängen schlaff am Mast. Die ruhige Stimmung der glatten See an einem dunstigen Morgen interessierte die Künstlerin mehr als die technischen Details des Bootes.
Das Besondere an dem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk: die zu Lebzeiten deutlich bekanntere Brandenburger Malerin fertigte diese sicherlich in der Spätzeit ihres Lebens an, denn es unterscheidet sich stilistisch deutlich von den bislang bekannten Werken in der Sammlung des Stadtmuseums. Wir sehen hier eine von der in den 1920er Jahren aufkommenden Neuen Sachlichkeit beeinflusste Arbeit, deren wichtigste Vertreter Otto Dix, George Grosz oder auch Lotte Laserstein waren.
Gertrud Körner stand mit vielen Künstlern und Künstlerinnen ihrer Zeit in Kontakt: so war sie auch Mitglied des Hiddensoer Malerinnenbundes, der von 1922 bis 1933 bestand. Soweit bekannt, war die Brandenburgerin mit Berliner Atelier häufiger auf Hiddensee. Bislang kennen wir jedoch nur sehr wenige Werke aus ihrer spätesten Schaffenszeit bis zu ihrem Tod nach schwerer Krankheit am 28. Dezember 1924 in Berlin.
Museumsleiterin Anja Grothe:
„Wann bzw. wie lange vor ihrem Tod die Zeichnung entstanden ist, wissen wir nicht. Ebenfalls nicht zu klären ist, ob die Zeichnung im Freien an der Ostseeküste oder im Atelier entstanden ist. Schwarze Ölkreide, Wasserfarbe und weiße Pastellkreide auf dem Malkarton sind sehr intensiv auf den Malkarton aufgebracht, so dass er an einer Stelle von der Malerin sogar beschädigt wurde. Die Signatur „G. Körner“ findet sich links unten in der für ihre jüngere Schaffenszeit typischen Schreibweise mit „ö“.“
Der Freundeskreis Stadtmuseum e.V. erwarb die Zeichnung vor wenigen Wochen im Kunsthandel in Bremen. Olaf Lamp, 1. Vorsitzender des Vereins freut sich, die Zeichnung als Schenkung zu übergeben:
„Es ist wirklich selten, ein Werk Gertrud Körners zu entdecken und eine noch größere Seltenheit, eines erwerben zu können. Ihre Bilder spiegeln auch ein Stück Stadtgeschichte wider.“
Anja Grothe ergänzt:
„Und für uns ist es eine außerordentliche Freude und Seltenheit, ein so außergewöhnliches Werk geschenkt zu bekommen.“
Oberbürgermeister Steffen Scheller lobt die Kreativität der Künstlerin aus Brandenburg an der Havel und bedankte sich für das Engagement des Förderkreises Stadtmuseum, der schon mehrere Bilder für das Museum gekauft hat und dieses auch bei Veranstaltungen unterstützt. Viele Stadtansichten wie etwa ein Blick vom Marienberg oder aufs Altstädtische Rathaus seien heute noch erkennbar, aber in der Stadt habe sich seitdem vieles verändert.
Wie für viele Malerinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gilt auch für Gertrud Körner: es ist noch viel Forschung um die Künstlerinnen notwendig, um Werke, Lebenswege und Persönlichkeiten besser kennen zu lernen.
Die Zeichnung wird in einer Kabinettausstellung im kommenden März im Original zu sehen sein, digital ab dem 17. Dezember 2024 in museum-digital in der Sammlung „Mutige Frauen“. Gertrud Körners Gemälde hingegen sind bereits jetzt in der Ausstellung „FlussLandStadt“ des Stadtmuseums an prominenter Stelle im Frey-Haus zu sehen: im großen Saal im Obergeschoss.