Sibylle Schönemann und die „Dritte Generation Ostdeutschland“ im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel
Die Schülersonderausstellung „Jugend in der DDR“ ist inzwischen abgebaut. Sicher erinnern sich noch viele Brandenburgerinnen und Brandenburger an die große Abschlussdiskussion mit Roland Jahn, Sibylle Schönemann, Ines Geipel, Ilko-Sascha Kowalczuk u.a. im Rolandsaal des Altstädtischen Rathauses. Auch nach dem Ende der Ausstellung erreichten das Stadtmuseum zahlreiche Anfragen nach weiteren Angeboten. Erfreulicherweise sieht sich das Museum nun in der Lage am Jahresende zwei weitere Veranstaltungen anzubieten.
Am 25. November 2011 kommt Sibylle Schönemann erneut in die Stadt. Die Regisseurin wurde 1984 wegen eines Ausreiseantrages verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, 1985 wurde sie in die Bundesrepublik abgeschoben. Nach der Demokratischen Revolution kehrte sie zurück und suchte die Menschen auf, die für ihre Behandlung verantwortlich waren. Stasi-Mitarbeiter, Richter und Gefängniswärter geben offenherzig Auskunft über ihre damaligen Motive. Ein Richter ist bis heute in der Brandenburgischen Justiz beschäftigt. Frau Schönemann wird ihren aus diesen Befragungen entstandenen Film „Verriegelte Zeit“ zeigen und für eine Diskussion zur Verfügung stehen.
Das Projekt „Dritte Generation Ostdeutschland“ wurde einer breiten Öffentlichkeit durch ein großes Treffen im Juli 2011 bekannt. Kleinster gemeinsamer Nenner ist die Tatsache, dass die Angehörigen dieser Generation zwischen 1975 und 1985 in der DDR geboren wurden. Zum Zeitpunkt der Demokratischen Revolution waren sie zwischen 4 und 14 Jahren alt, in der Regel also zu jung um Einfluss auf deren Verlauf zu nehmen, aber alt genug um die Auswirkungen auch nach 1989/90 zu erfassen. Die Mitglieder des Projekts gehen von der These aus, dass diese Generation durch die Umbruchserfahrung in besonderer Weise geprägt wurde.
Am 9. Dezember 2011 werden Mitglieder der Projekt-Mannschaft ins Stadtmuseum kommen. Sie werden ihr Projekt im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorstellen. Die Ergebnisse der Diskussion werden in die Arbeit des Projektes einfließen.
Die Veranstaltungen finden in der Zeit von 18:00 – 20:00 Uhr im Museum im Frey-Haus, Ritterstraße 96 in 14770 Brandenburg an der Havel statt.
Dank der Unterstützung durch die Bundesstiftung Aufarbeitung ist der Eintritt zu den Veranstaltungen kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Zahl der Plätze ist allerdings begrenzt.