Entdeckungen zum Alter der Homeyenbrücke

Pressearchiv - Meldung vom 25.06.2009

Pressemitteilung vom 25.06.2009

Wie bei fast allen Bauarbeiten in den historischen Stadtkernen wurde auch der Neubau der Homeyenbrücke durch die Denkmalschutzbehörde der Stadt archäologisch begleitet.

Obwohl versucht worden war, alle Eingriffe in das Erdreich an der Homeyenbrücke zu vermeiden, sind dennoch bei kleinräumigen Suchschachtungen und den Bohrungen für die Bohrpfähle der neuen Brücke 6 Pfähle und Pfahlstücken von den Vorgängerbrücken geborgen worden. Seit gestern liegen die aus den Jahresringen der gut erhaltenen Holzproben gewonnenen Daten vor. Demnach konnte ein Pfahl aus Fichtenholz einer sehr jungen Brücke, wahrscheinlich der Brücke von 1936, identifiziert werden. 2 kleinere, vermutlich mittelalterliche mit dem Beil zugespitzte Eichenpfähle, konnten wegen zu weniger Jahresringe nicht datiert werden. Besondere Bedeutung haben 3 Hölzer, die aus mittelalterlichen Bauphasen stammen. So konnten zwei bisher unbekannte Brückenbauphasen mit je einem Pfahl in die Zeit um 1356 und um 1320 datiert werden. Eine weit ältere Probe bestimmt wahrscheinlich den ersten Brückenbau an dieser Stelle um das Jahr 1200. Diese Probe wurde auf der altstädtischen Uferseite in ca. 7 m Tiefe unter der Wasseroberfläche in die Bohrkrone eingedreht und geborgen.

Nach den geologischen Aufschlüssen der Umgebung muss davon ausgegangen werden, dass die mittelalterlichen Ufer wesentlich weiter zurückversetzt lagen. Die älteste aus 7 m Tiefe heraufgeholte Probe hat sich demnach fast in der Flussmitte befunden und ist sicher ein Brückenpfosten gewesen. In dem Zusammenhang ist zu verstehen, warum bei den Erdarbeiten an den heutigen Brückenrampen kein mittelalterliches Fundmaterial entdeckt werden konnte.

Bislang wurde auf Grund historischer Quellen angenommen, dass die 1216 als „Neue Brücke“ im Zuge des „Alten Dammes“ erwähnte Brücke das erste Brückenbauwerk an dieser Stelle ist. Eine ältere Urkunde, die im Januar des Jahres 1204 ausgefertigt wurde, bezeichnet jedoch schon ein Hospital bei der Brücke von Krakau. Damit benennt diese Urkunde nicht nur das älteste Heilig Geist Hospital in Deutschland, sondern kann nun wohl auch für die Ersterwähnung der Homeyenbrücke herangezogen werden.

Der Bau gerade dieser Brücke hat für die Stadtgeschichte Brandenburgs eine große Bedeutung. Hinter den Überlegungen steht die wichtige Frage nach dem Zeitpunkt, ab dem sich die Stadt Parduin aus der direkten Verbindung zur Burg Brandenburg löst und aus ihrem Schatten als Suburbium heraustritt und eigene und unabhängige Verkehrs- und Wirtschaftsverbindungen in das weitere Umland aufbaut. Der sich entwickelnde Marktplatz und die Einnahmen der Stadt hingen direkt am Tropf der Durchfahrtsverkehrs der Kaufleute und Händler. Ganz im Gegensatz dazu war ursprünglich der Siedlungsplatz des slawischen Suburbiums und der daran angeschlossenen Ansiedlung deutscher Kaufleute, Handwerker und Bauern auf eine naturräumlich geschützte Lage am Wasser orientiert. Bis zur Erschließung des Grillendammes und dem Bau der Homeyenbrücke bestand wahrscheinlich nur die Möglichkeit, über die Burg- und Dominsel in das östliche Havelland zu gelangen. In dem Maße, wie sich die Stadt Parduin entwickelte und sich der Wettbewerb mit der jungen aufstrebenden Neustadt Brandenburg verstärkte, brauchte die Stadt Parduin einen florierenden Händler- und Warenstrom unabhängig von der Dominsel und der Neustadt. Bereits um 1200 scheinen die Voraussetzungen dafür geschaffen worden zu sein.

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