Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus finden derzeit deutschlandweit Rundgänge für Demokratie und gegen Rassismus statt. Der Deutsche Städtetag und die Stiftung gegen Rassismus ermutigten dazu, insbesondere den UN-Tag gegen Rassismus am 21. März 2024 zu nutzen und dadurch ein Zeichen für eine offene Stadtgesellschaft zu setzen. Gemeinsam solle gezeigt werden,
„dass Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.“
Brandenburg an der Havel setzte dieses Zeichen Donnerstagmittag, organisiert von der Koordinierungsgruppe für Demokratie und Toleranz, eine parteiübergreifende Initiative, die schon vor einigen Jahren von der Stadtverordnetenversammlung ins Leben gerufen wurde.
Startpunkt war die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde, Nicolaiplatz 28/30, wo die Leiterin der Gedenkstätte, Sylvia de Pasquale, zum Thema „Aus Ableismus und Rassismus wurde 1940 Mord“ sprach. Die nächste Station auf dem Rundgang – die Stadtverwaltung Klosterstraße, ehemals VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg – widmete Redner Marius Krohn, Leiter des Industriemuseums, dem „Alltagsrassismus in der DDR und gegenüber den Vertragsarbeitern“.
Am Standort des Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft (BBAG) e.V. auf dem Gotthardkirchplatz äußerte Sebastian Möckel vom „Houses of Resources“ Brandenburg an der Havel seine Gedanken über „Rassismus heute“, wobei er beklagte, dass zu viele Menschen immer seltener zögern, rassistische Begriffe zu nennen. Er gab zu bedenken:
„Worte haben Macht. Worte folgen Taten.“
Und er betonte:
„Jeder Mensch sollte wertgeschätzt werden.“
Eric Noel Mbiakeu schilderte, dass jeder Mensch mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung eine Bereicherung für diese Region und das Land sei.
„Wir sind keine Fremden,“
versicherte er und wehrte sich sogleich gegen den Begriff
„Fremdenfeindlichkeit. Das ist ein deutsches Wort, das international nicht genutzt wird und von denen, die darunter leiden, nicht gekannt wird. Die Übersetzung Xenophobie hat die Angst im Wort. Es ist aber keine Angst. Es ist Ablehnung und Abwertung von Personen, die als fremd angesehen werden. Und das ist Rassismus!“
Wozu Rassismus führen kann schilderte an der letzten Station des Rundganges, an den Stolpersteinen in der Packhofstraße (vor Nummer 12 und 25), Stadtmuseums-Leiterin Anja Grothe. Sie erinnerte mit Lebensläufen und zeitgemäßen Zeitungsnotizen an die Ausgrenzung und Verfolgung von jüdischen Menschen zwischen 1933 und 1945 in Brandenburg an der Havel. Sie schloss ihre Ausführungen mit dem deutlichen Hinweis:
„Der Artikel 1 unseres Grundgesetzes lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Es ist aber an uns, diesen Artikel mit Leben zu füllen und diese Würde unserer Mitmenschen jeden Tag zu achten und dafür zu sorgen, dass sie geachtet wird. Wir dürfen nie mehr schweigen.“