Wie ein Brief aus Amerika den Weg zum Beetzsee fand und zwei Brandenburger Doppelolympiasieger nach Jahren Erinnerungen an ihre sportlichen Glanzzeiten austauschte.
Viele später international erfolgreiche deutsche Wassersportlerinnen und Wassersportler starteten ihre eindrucksvolle Karriere einst auf dem Brandenburger Beetzsee. Einige von ihnen besuchen daher regelmäßig die traditionsreiche Naturregattastrecke, um hier bei der Organisation großer nationaler und internationaler Meisterschaften zu helfen, ihren Nachfolgerinnen und Nachfolgern bei Wettkämpfen die Daumen zu drücken oder sich einfach nur mit ehemaligen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zu treffen und Erinnerungen auszutauschen. Einer davon ist der vor knapp sieben Jahrzehnten in Brandenburg an der Havel geborene Ruderer Jörg Landvoigt, der mit seinem Zwillingsbruder Bernd im Zweier ohne Steuermann nicht nur vier Weltmeistertitel erkämpfte, sondern auch Gold bei den Olympischen Spielen 1976 und 1980 errang.
Mit olympischem Gold aus Montreal und Moskau kehrte damals auch Christiane Köpke, geb. Knetsch, zurück. Die ebenfalls in Brandenburg an der Havel geborene Ruderin war Mitglied des erfolgreichen DDR-Achters, der neben den beiden Olympiatriumphen außerdem 1975 bei den Weltmeisterschaften in Nottingham siegte und 1978 in Neuseeland die WM-Silbermedaille holte. Nach dem Ende ihrer überaus erfolgreichen Laufbahn hatte die ehemalige Leistungsruderin nur noch selten Kontakt zu ihren einstigen Teamkolleginnen oder anderen Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern jener Zeit. Und auch ein Besuch der Regattastrecke Beetzsee lag schon lange zurück, als sie Mitte Juni 2020 ganz unverhofft dorthin eingeladen wurde.
Wie es dazu kam, beschreibt Regattastrecken-Chef Uwe Philipp so: „Vor einigen Wochen landete plötzlich ein geöffneter Briefumschlag auf meinem Schreibtisch. Der Brief stammte von einem Herrn Paris Svoronos und war am 19. Februar 2020 in New York an Christiane Kopke in Altenburg abgeschickt worden. Er enthielt ein freundliches Schreiben mit der Bitte um Zusendung eines Autogramms. Wie der Brief letztlich den Weg zu mir fand, weiß ich nicht, aber meine Neugier war natürlich auf Anhieb geweckt. Sofort recherchierte ich im Internet und fand heraus, dass es sich bei dem Absender um einen New Yorker Chemie-Professor handelt und dass mit der Adressatin offensichtlich die zweifache DDR-Olympiasiegerin Christiane Köpke gemeint ist, die bereits unter ihrem Mädchenname Knetsch eine erfolgreiche Ruderin war. Dank Google stieß ich auch auf die Mail-Adresse eines Paris Svoronos. Obwohl ich nicht genau wusste, ob er wirklich der Absender ist, schickte ich ihm einfach eine kurze Nachricht und teilte ihm mit, dass sein Brief auf Umwegen bei mir gelandet ist und ich bei der Erfüllung seines Autogrammwunsches behilflich sein werde.“
Es dauerte nicht lange, da meldete sich ein freudig überraschter Paris Svoronos bei Uwe Philipp und bestätigte, dass er tatsächlich der Absender des Briefes ist. Seinen Autogrammwunsch erklärte er damit, dass er schon immer deutsche Sportler bewundert hat und auch heute noch bewundere – egal ob aus der DDR oder aus Westdeutschland. „Sie haben gezeigt, dass alles möglich ist, wenn das richtige Training und Engagement investiert wird.“ Autogramme von ehemaligen Olympioniken zu sammeln sei ein Hobby, das er schon seit längerer Zeit mit den Studierenden seiner Chemie-Fakultät teile, berichtet Svoronos weiter.
Inzwischen hatte Uwe Philipp herausgefunden, dass die gesuchte Doppelolympiasiegerin Christiane Köpke heute in Groß Kreutz in der Nähe ihrer Geburtsstadt Brandenburg an der Havel lebt. Als sie davon erfuhr, dass es vier Jahrzehnte nach ihren größten sportlichen Erfolgen noch einen Autogrammwunsch aus den USA gibt, war sie zunächst natürlich etwas erstaunt. Doch sofort stand für sie fest, dass Sie diesen Wunsch erfüllen wird. „Ich habe Christiane zu einem Besuch der Regattastrecke eingeladen, um ihr nicht nur den Brief aus Amerika zu zeigen, sondern auch die in den vergangenen Jahren umfangreich modernisierte und erweiterte Wettkampfstätte zu präsentieren“ erinnert sich deren Chef.
Als Christiane Köpke dann am 11. Juni 2020 das Büro des Chefs der Regattastrecke betrat, war die Überraschung groß, denn neben Uwe Philipp und Hartmut Duif, Ehrenpräsident des Landesrudervebandes (LRV) Brandenburg, war auch ihr ehemaliger Nationalmannschaftskollege Jörg Landvoigt vor Ort. Bei Kaffee und Kuchen wurden später im neuen Zielturm Erinnerungen an die „alten Zeiten“ ausgetauscht und manch Anekdote von damals zum Besten gegeben. Und natürlich wurden auch die von Paris Svoronos liebevoll vorbereiteten „Autogrammkarten“ unterschrieben.
„In den nächsten Tagen wird ein Brief mit den Autogrammen unserer Brandenburger Doppelolympiasiegerin Christiane Köpke nach New York auf die Reise gehen. Außerdem werde ich für Paris Svoronos und seine Studentinnen und Studenten noch ein paar weitere Autogrammkarten von erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern aus unserer Stadt und der Region beilegen“ verspricht Uwe Philipp. Mal sehen, wie sich diese nette Geschichte weiterentwickelt.