Die Stadt Brandenburg an der Havel leitet unverzügliche Krautung der Plane im Unterlauf ein

Pressearchiv – Meldung vom 05.08.2011

Pressemitteilung vom 05.08.2011

Konkrete Hilfe für Betroffene vor Ort – weitere Vorsorge dennoch unerlässlich

Mit dem Beginn der unverzüglichen Krautung des Unterlaufs der Plane hat die Stadt Brandenburg an der Havel auf die Hochwasserereignisse vor Ort reagiert. Wie Kerstin Wallitzer für die untere Wasserbehörde der Stadt Brandenburg an der Havel sagte, seien dies konkrete Maßnahmen, um die Situation der vom über die Ufer der Plane tretenden Wasser betroffenen Anwohner zu verbessern. „Wir nehmen die Sorgen und Wünsche der Bürger vor Ort ernst und haben uns deshalb dazu entschlossen, die eigentlich erst für den 16.09.2011 vorgesehene Krautung unverzüglich vorzuziehen.“

Gleichzeitig kündigte Kerstin Wallitzer an, dass die Stadt Brandenburg an der Havel bei den zuständigen Wasser- und Bodenverbänden und in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde den Gewässerunterhaltungsplan überprüfen lassen werde. Vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen legt dieser Plan für jedes Gewässer die Unterhaltung fest und verfolgt das Ziel, den Landschaftswasserhaushalt im Land Brandenburg zu verbessern und das Wasser in der Landschaft zu halten.

Im Hinblick auf die sonstigen Wassermengen und Wasserstände in der Stadt Brandenburg an der Havel verwies Kerstin Wallitzer darauf, dass diese zwar für die Jahreszeit außergewöhnlich hoch seien, aber noch keine Hochwassersituation darstellten. In Anbetracht des nassen Sommers gelte es dennoch für die Betroffenen, weitere Vorsorgemaßnahmen zu treffen. „Da eine Entspannung bezüglich sinkender Grundwasserstände und eine Verbesserung der Wasseraufnahme der Böden gegenwärtig kaum zu erwarten ist, sollte sich jeder Bürger auf hohe Wasserstände auch in den kommenden Monaten einstellen und gegebenenfalls Vorsorge treffen.“

Über das Internet kann man sich auf der Seite des WSA Brandenburg aktuell über die Wasserstände der Havel informieren (www.wsa-brandenburg.wsv.de <http://www.wsa-brandenburg.wsv.de>).

Hintergrund:
Die Wasserstände der Havel sind am UP Brandenburg innerhalb der letzten Woche um mehr als einen halben Meter gestiegen. Am OP Brandenburg wurde bis Mittwoch der normale Sommerstau gefahren. Die Wasserstandshöhen entsprechen einem erhöhten Mittelwasser bezogen auf den Jahresdurchschnitt. Es strömen pro Sekunde ca. 160 m³ Havelwasser auf die Stadt zu. Die Wassermengen und die Wasserstände sind für die Jahreszeit außergewöhnlich hoch, stellen jedoch derzeit noch keine Hochwassersituation dar.

Die Grundwasserstände sind im gesamten Stadtgebiet sehr hoch, so dass selbst im Sommer Grundwasser in ungedichtete Kellerräume an den verschiedensten Standorten eindringt.

Die Situation der Nebengewässer Plane, Sandfurtgraben und Buckau stellt sich dramatischer dar. Hier haben die Regenfälle der letzten Wochen zu mittleren Hochwasserzuständen bereits geführt. Die Plane bzw. das Überschwemmungsgebiet Rohrbruch ist im Bereich der Feldstraße/ Göttiner Landstraße bereits über die Ufer getreten und hat bewohnte Bereiche und Gärten überflutet.

In kleineren Gewässern, wie Quenzgraben und Pelzgraben, haben Biberdämme zu einem weiteren Aufstau des abfließenden Wassers geführt.

Begründet sind diese Wasserstände in den enormen Regenfällen im Monat Juli. Es fielen in unserem Einzugsgebiet ca. 200 mm Regen pro m². Das ist fast die Hälfte des Niederschlags, der in trockenen Jahren (450 mm pro Jahr) das gesamte Jahr über fiel. Außer diesen Regenmengen haben die wassergesättigten Böden und noch teilweise gefüllten Überschwemmungsflächen mit dazu beigetragen, dass diese Wassermengen sich auch im bewohnten Gelände verteilen.

Grundsätzlich ist in den nächsten Tagen in der Havel von weiter steigenden Wasserständen auszugehen. Mittlere Hochwasserstände werden mit ziemlicher Sicherheit erreicht oder auch überschritten. Das mittlere Hochwasser liegt für den UP Brandenburg ca. 70 cm unter dem höchsten Wasserstand des Winters 2011.

Die Wasserstände der Plane und des Sandfurtgrabens stagnieren bzw. sinken leicht.

In der gegenwärtigen Lage wird in Abstimmung zwischen der Stadt und dem Wasser- und Schifffahrtsamt Brandenburg der OP Brandenburg bis auf maximal 215 cm (Sommerstau 205 cm) hochgefahren, um den UP Brandenburg zu entlasten und den Abfluss der Nebengewässer weiter zu gewährleisten. Das Wehr Bahnitz ist bereits geöffnet, so dass die Havel verstärkt abfließen kann. Die planmäßige Krautung der Plane im Unterlauf wurde mit Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde vorgezogen und am 04.08.2011 ausgeführt, um einen besseren Abfluss zu gewährleisten. Biberdämme und Aufstauhindernisse in den kleineren Gewässern wurden bzw. werden weiter teilweise entfernt.

Grundsätzlich wird die Stadt bei den zuständigen Wasser- und Bodenverbänden und in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde den Gewässerunterhaltungsplan überprüfen lassen. Dieser Plan legt für jedes Gewässer die Unterhaltung fest. Aufgrund der verbreiteten Klimaszenarien, der vielen trockenen Jahre in den letzten 2 Jahrzehnten und den nachgewiesenermaßen bis 2010 sinkenden Grundwasserständen im Land Brandenburg stand neben der Sicherung des Wasserabflusses auch die Aufgabe, den Landschaftswasserhaushalt im Land Brandenburg zu verbessern und das Wasser in der Landschaft zu halten. Daneben spielte die Renaturierung und Vernässung von geschützten Flächen/ Biotopen eine rechtlich wichtige Rolle. Diese Maßnahmen und die daran angepasste Gewässerunterhaltung sind für die Ableitung derartiger Regenereignisse auf bereits wassergesättigten Böden nicht ausgelegt.

Ableitend aus den Erfahrungen des letzten Winters sollten Betroffene den Sommer noch nutzen über Vorsorgemaßnahmen in ihren Häusern, Wochenendgrundstücken und Gärten nachzudenken und auszuführen. Jeder Bürger, der in tiefliegenden Gebieten lebt und Sachschäden erleiden könnte, sollte die Abdichtung seiner Gebäude gegenüber dem Grundwasser, gegen Überflutung durch übertretende Oberflächengewässer oder Überschwemmungsgebiete prüfen und schützen. Die Höherlegung von Heizungsanlagen und anderen technischen Einrichtungen oder die Sicherung von Öltanks gegen Auftrieb wird empfohlen. Eine Kellerberäumung je nach Notwendigkeit und die Sicherung von Öffnungen durch Sandsäcke sollten kurzfristig möglich sein und deshalb organisatorisch vorbereitet sein.

Die weitere Entwicklung der Wasserstände hängt von der Stärke der angekündigten Niederschläge ab.

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