2016 war wieder ein turbulentes und ertragreiches Jahr für die Stadtarchäologie der kreisfreien Stadt Brandenburg an der Havel. Eine rekordverdächtige Anzahl archäologischer Dokumentationen betraf verschiedenste Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet: Baugrunduntersuchungen, baubegleitende Untersuchungen und Beobachtungen in Trassen oder bei der Sanierung von Gebäuden und in vergleichsweise großer Zahl Begleitung von Neubauten von Einfamilienhäusern.
Am 19. Januar 2017, 18:00 Uhr präsentieren die in der Stadt tätigen Archäologinnen und Archäologen im Rolandsaal des Altstädtischen Rathauses einen Überblick über neueste Grabungserbnisse und die Highlights des vergangenen Jahres 2016.
Torsten Geue berichtet vom Stand seiner langjährigen Forschungen über die Bronzezeit in Brandenburg. Auf dem Windmühlenberg in Neuendorf konnten 2016 größere Flächen eines intensiv genutzten bronzezeitlichen Speicherareals ergraben werden (Stefan Dalitz). In Falkenbergswerder nördlich des Quenzsees gelang erstmals der Nachweis einer germanischen und einer mittelslawischen Besiedlung (Stefan Dalitz und Torsten Trebeß).
Im Ortskern von Schmerzke, der bei zahlreichen archäologischen Maßnahmen der letzten Jahre eine fast durchgehende Bewohnung seit dem Neolithikum offenbart hatte, fand im vergangenen Jahr eine großflächige Ausgrabung statt. Torsten Trebeß und Schari Grabow haben in der Grundfläche des Neubaus des Feuerwehrhauses eine intensive urgeschichtliche Besiedlung, Reste eines spätmittelalterlichen Gehöfts, Spuren des großen Dorfbrandes und des folgenden Neubaus dokumentieren können.
Die Innenstadt bildet traditionell einen Schwerpunkt der archäologischen Forschung. Wolfgang Niemeyer stellt seine Grabung in der Neustädtischen Wassertorstraße vor. Auf dem Gelände der bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitenden Neustädtischen Ziegelei konnte er Spuren einer Vorstadt des 12. und 13. Jahrhunderts sichern, die beim Bau der Ziegelei aufgegeben wurde. Neue Aufschlüsse gibt es auch zu dem sehr seltsamen Befund einer tiefen Geländesenke in der Neustadt, die schon im Mittelalter teilweise verfüllt wurde (Joachim Müller). Während der Sanierung des Schulhofs in der Großen Münzenstraße traten die Fundamente der 1882 errichteten und 1938 zerstörten Synagoge zu Tage, die von Joachim Müller gezeigt werden.
Schließlich wird Marita Genesis von der Forschungsgrabung auf dem Wasenberg bei Mötzow berichten, der ehemaligen Richtstätte des Brandenburger Domkapitels.
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende von 2 € wird gebeten.