Abschluss der Grundwassersanierung in der Krakauer Vorstadt

Pressemitteilung vom 16.11.2023

Abbildung 1: Geltungsbereich der Allgemeinverfügung mit einer Beschränkung der Grundwassernutzung für den menschlichen Gebrauch
Abbildung 1: Geltungsbereich der Allgemeinverfügung mit einer Beschränkung der Grundwassernutzung für den menschlichen Gebrauch
Abbildung 2: Grundwasser-Reinigungsanlage 1 im Bereich der ehemaligen Schadensquelle  (Foto: KWS Geotechnik GmbH, 2013)
Abbildung 2: Grundwasser-Reinigungsanlage 1 im Bereich der ehemaligen Schadensquelle (Foto: KWS Geotechnik GmbH, 2013)
Abbildung 3: Halle an der Mötzower Landstraße mit der Grundwasser-Reinigungsanlage 2  (Foto: KWS Geotechnik GmbH, 2013)
Abbildung 3: Halle an der Mötzower Landstraße mit der Grundwasser-Reinigungsanlage 2 (Foto: KWS Geotechnik GmbH, 2013)
Abbildung 4: Bereich mit LCKW-Konzentrationen über 2 mg/l im Grundwasser 2014 und 2022  (Quelle: Abschlussbericht 2023, KWS Geotechnik GmbH)
Abbildung 4: Bereich mit LCKW-Konzentrationen über 2 mg/l im Grundwasser 2014 und 2022 (Quelle: Abschlussbericht 2023, KWS Geotechnik GmbH)

Im Jahr 2012 begann in Brandenburg an der Havel in der Krakauer Vorstadt eine Sanierungsmaßnahme, bei der in großem Umfang Grundwasser von leicht flüchtigen Chlor-Kohlenwasserstoffen (LCKW) gereinigt wurde.

Die Sanierungsmaßnahme wurde Anfang Januar 2023 abgeschlossen. Im Anschluss begann der Abbau der Anlagentechnik durch das Sanierungsunternehmen ZÜBLIN Umwelttechnik GmbH. Im Oktober wurde die mit Graffiti gestaltete Leichtbauhalle in der Mötzower Landstraße demontiert.

Zurzeit läuft der Rückbau des Hallenfundaments. Bis zum Jahresende werden Schächte, Sanierungsbrunnen und Grundwassermessstellen zurückgebaut oder umgebaut. Einige Grundwassermessstellen bleiben erhalten, da in den kommenden Jahren im Rahmen der Nachsorge der Sanierung regelmäßig Messkampagnen zur Überprüfung der Grundwasserqualität durchgeführt werden.

Verursacher der Grundwasserverunreinigung war die ehem. Potsdamer Chemiehandelsgesellschaft (PCH), auf deren Nordgelände, nördlich der Krakauer Landstraße, von 1957 bis 1968 überwiegend mit flüssigen Lösungs- und Holzschutzmitteln umgegangen wurde. Diese Schadstoffe breiteten sich seitdem in gelöster Form mit dem Grundwasser in Richtung Westen zum Beetzsee aus.

Erste umwelttechnische Untersuchungen begannen im Jahr 1991. Spätestens mit dem Ergebnis der Sanierungsuntersuchungen im Jahr 2004 bis 2005 zeigte sich das ganze Ausmaß der Grundwasserverunreinigung mit Lösemitteln: ein über 700 m langes und bis zu 240 m breites Areal mit einem Gefahrenpotential für das Grundwasser, für die Anlieger in der Krakauer und Mötzower Vorstadt und für den Beetzsee.

Im Januar 2006 wurde daher zum Schutz der menschlichen Gesundheit durch eine direkte (Trinkwasser) oder indirekte Schadstoffaufnahme (z. B. über die Nutzpflanze) eine Allgemeinverfügung mit einer Beschränkung der Grundwassernutzung für den menschlichen Gebrauch erlassen. Die Verfügung galt für das verunreinigte Gebiet zwischen dem Eintragsbereich und dem Beetzsee, welches Kleingärten, Wochenendhäuser, Gewerbeflächen und Eigenheimgrundstücke umfasste (Abbildung 1).

Zum Schutz des Oberflächengewässers Beetzsee und zur Verringerung des Grundwasserschadens war eine Sanierung unausweichlich. Da der Schadensverursacher, die Firma PCH, nicht mehr existierte, war die Stadt verpflichtet, in einer sogenannten Ersatzvornahme für die Beseitigung der von den Grundstücken ausgehenden Gefahren zu sorgen.

Als optimales Sanierungsverfahren stellte sich eine sogenannte Pump-and-treat-Maßnahme heraus. Dabei wurde ab November 2012 Grundwasser aus über 20 Sanierungsbrunnen abgepumpt und in zwei Grundwasserreinigungsanlagen von den leichtflüchtigen Schadstoffen gereinigt. Eine Grundwasserreinigungsanlage befand sich an der ehemaligen Schadensquelle, nördlich der Krakauer Landstraße (Abbildung 2). Die zweite Reinigungsanlage befand sich direkt an der Mötzower Landstraße in einer eigens dafür errichteten Leichtbauhalle (Abbildung 3) im Bereich der Schadstofffahne.

Bei der Wasser-Reinigung in den Anlagen handelte es sich im Wesentlichen um eine zweistufige Belüftung des geförderten Wassers mit anschließender Abluftreinigung über Luftaktivkohle. Das Wasser wurde zudem noch einmal über Filter mit Wasseraktivkohle geleitet. Am Ende des Reinigungsprozesses konnte das sogenannte Reinwasser sowohl über angelegte Mulden versickert als auch über eine unterirdisch verlegte Rohrleitung in den „Kleinen Hafen“ am Beetzsee abgeleitet werden.

Während im Grundwasser nahe der Schadensquelle und im mittleren Bereich der Schadstofffahne zu Sanierungsbeginn noch sehr hohe Schadstoffkonzentrationen bis über 20 mg/l LCKW gemessen wurden, waren es ab 2017 regelmäßig unter 2 mg/l, die in den letzten zwei Jahren noch unter 1 mg/l absanken.

Durch die zehn Jahre laufende Grundwassersanierung konnten insgesamt 6,4 Tonnen LCKW, also erhebliche Mengen Schadstoff, aus dem Grundwasser entnommen werden. Dazu wurden 1.194.989 Kubikmeter Grundwasser gefördert. Neben einigen Betriebsstoffen wurden auch 60 Kubikmeter Wasseraktivkohle, 200 Kubikmeter Luftaktivkohle und fast 2,5 Millionen Kilowattstunden Elektroenergie für die Sanierungsmaßnahme verbraucht.

Die Wirksamkeit der Maßnahme und damit die Wirtschaftlichkeit hat sich über die Jahre erwartungsgemäß verringert. Während im Jahr 2013 mit hoher Schadstofffracht im Grundwasser noch 1.484 kg aus dem Wasser abgereinigt werden konnten, lag der Schadstoffaustrag im letzten Jahr der Sanierung bei relativ geringen 164 kg LCKW.

Aktuell finden sich die stärksten LCKW-Belastungen im zentralen und letzten Fahnenabschnitt, die LCKW-Belastung an der Schadensquelle wurde weitgehend reduziert. Die Kontaminationsfahne ist insgesamt bedeutend schmaler geworden (Abbildung 4). Die Sanierung hat zudem die Menge an Schadstoffen, welche aus dem Grundwasserstrom in das Oberflächengewässer Beetzsee abgegeben werden, deutlich und nachhaltig verringert.

Üblicherweise verblieben bei Pump-and-Treatmaßnahmen am Ende der Sanierung noch relevante Mengen an Schadstoff im Grundwasserkörper. Grundsätzlich ist ein weiterer Rückgang der Schadstoffbelastung des Grundwassers durch den natürlichen Abbau der LCKW zu erwarten sowie durch Verdünnungs- und Verteilungsprozesse im Grundwasser. Dieser Prozess wird allerdings nicht Jahre, sondern eher Jahrzehnte dauern. Das Erreichen einer Trinkwasserqualität im Grundwasser ist daher auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.

Über die kommenden Jahre werden jährlich Grundwasseruntersuchungen durchgeführt und der Schadstoffabbau sowie die Größe der Schadstofffahne überwacht. Vorerst bleibt das relativ großräumig abgesteckte Gebiet, das in der Allgemeinverfügung festgesetzt ist, mit den entsprechenden Einschränkungen für die Nutzung von Grundwasser erhalten.

Die Kosten für den Bau und Betrieb der Grundwasserreinigung lagen bei rund 7,9 Mio Euro. Dazu kamen 700.000 Euro für Gutachter- und Laborleistungen. Die Ausgaben wurden bzw. werden noch bis zum Abschluss Ende 2023 zu 80 % durch das Land Brandenburg über die Investitionsbank gefördert und zu 20 % von der Stadt Brandenburg an der Havel getragen. Behördlich betreut wurde die gesamte Sanierungsplanung und Sanierung durch das Landesamt für Umwelt des Landes Brandenburg.

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