700 Jahre Wust: Episode aus der Ortschronik diente als Roman- und Filmvorlage

Pressemitteilung vom 07.06.2024

Szene aus dem Film "Grenadier Wordelmann" mit Franziska Troegner, Herbert Köfer und Peter Reusse (v.l.n.r.)
Szene aus dem Film „Grenadier Wordelmann“ mit Franziska Troegner, Herbert Köfer und Peter Reusse (v.l.n.r.)

Quelle: Christine Nerlich; „FF dabei“, Nummer 44/1980, Seite 17

Seit einiger Zeit informiert eine Tafel über das Schicksal des Kossäten Schmitzdorff und den Film "Grenadier Wordelmann". Sie steht in der heutigen Fe
Seit einiger Zeit informiert eine Tafel über das Schicksal des Kossäten Schmitzdorff und den Film „Grenadier Wordelmann“. Sie steht in der heutigen Feuerwehrgasse, wo Schmitzdorff einst gelebt haben soll.

Quelle: Festkomitee „700 Jahre Wust“

Der Ortsteil Wust feiert vom 23. bis zum 25. August seinen 700. Geburtstag und gewährt von Zeit zu Zeit Einblick in seine Geschichte(n): Wie der Brandenburger Ortsteil zu literarischem Ruhm und ins DDR-Fernsehen kam. Filmvorführung von „Grenadier Wordelmann“ zum Ortsjubiläum.

Im Brandenburger Stadtarchiv befindet sich eine dicke „Criminal acta“ zu einem Vorfall, der sich im Jahr 1780 in Wust ereignete und als Buch- und Filmvorlage diente. Es geht dabei um die tragisch-komische Geschichte des Kossäten Schmitzdorff. Dieser einfache Bauer hatte im Siebenjährigen Krieg gedient und in der Schlacht bei Roßbach mitgekämpft. Aus dem Krieg zurückgekehrt, nahm er sich eine Frau, die bereits drei Kinder hatte. Nach deren frühem Tod plante er, die jüngste seiner drei Stieftöchter zu heiraten. Weil er dafür weder vom Ortspfarrer noch vom Rat der Brandenburger Neustadt eine Genehmigung erhielt, machte er sich auf den Weg in die Residenzstadt Potsdam, um beim König persönlich um die Heiratserlaubnis zu bitten. Nachdem er im Laufe des Tages vergeblich versucht hatte ins Schloss zu gelangen, landete er am Abend schließlich im berüchtigten Wirtshaus „Zur Patronentasche“. Dort geriet er an den gerissenen Grenadier Wordelmann. Bei reichlich Bier und Wein erzählte er ihm seine traurige Geschichte und dieser witterte sofort die Chance, den armen Kerl um einige Taler zu erleichtern. Im festen Glauben, dass der Leibgrenadier von Friedrich II. sich beim König für ihn einsetzen werde, zahlte Schmitzdorff an Wordelmann ein „Honorar“ und kehrte frohen Mutes nach Wust zurück.

Doch anstatt sich um die Heiratserlaubnis zu kümmern, vertrank Wordelmann das Geld lieber gemeinsam mit seinen Kumpanen. Um das zu verschleiern und den immer drängenderen Nachfragen des Bräutigams auszuweichen, wurde schließlich am Stammtisch ein perfider Plan ausgeheckt und in die Tat umgesetzt. Man lud Schmitzdorff und seine Braut in die zu einer provisorischen Kirche umfunktionierte Kneipe „Zur Patronentasche“ ein und spielte den beiden unter Mitwirkung des Garnisonspredigers eine Hochzeitszeremonie vor. Die Inszenierung war offensichtlich so gut, dass das frisch „vermählte“ Paar ohne jeglichen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Heirat nach Wust zurückreiste und fortan als Mann und Frau zusammenleben wollte. Doch dazu kam es nicht, denn der Schwindel flog alsbald auf und aus dem bösen Scherz wurde bitterer Ernst.

Wie genau die Geschichte ausging, hat Georg Hermann in seinem Roman „Grenadier Wordelmann“ festgehalten. Das 1930 veröffentlichte Buch des deutschen Schriftstellers mit jüdischer Herkunft, der 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, war Vorlage für einen gleichnamigen Film. Dieser wurde von Hans-Joachim Hildebrandt produziert und erlebte am 2. November 1980 im 1. Programm des Fernsehens der DDR seine Erstausstrahlung. In der Rolle des Grenadiers Wordelmann ist Peter Reusse zu sehen, Bauer Schmitzdorff wird von Herbert Köfer gespielt und als dessen Braut agiert Franziska Troegner.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 700. Geburtstag von Wust wird der Film „Grenadier Wordelmann“ am Freitag, 23. August 2024, um 21:00 Uhr in der Wuster Kirche gezeigt.

Veranstaltungsdetails

Datum:
Freitag, 23.08.2024 um 21:00 Uhr
Ort:

Wuster Straße 45
14776 Brandenburg an der Havel


Dorfkirche Wust

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