40. Geburtstag der Regattastrecke „Beetzsee“ gefeiert

Pressearchiv - Meldung vom 17.11.2009

Pressemitteilung vom 17.11.2009

Zur Erinnerung an den 40. Geburtstag der Regattastrecke
Oberbürgermeisterin begrüßt den Sportminister
Festrede der Oberbürgermeisterin mit Rückblick auf 40 erfolgreiche Jahre
Grußwort des Ministers
Grüße vom Deutschen Ruderverband
Grüße vom Deutschen Kanu-Verband
LRV und LKV in trauter Gemeinsamkeit
Seltenes Plakat der Junioren-WM 1985
Ausblick in die Zukunft: Der neue Zieltrum
Minister interessiert sich für Ausbaupläne der Regattastrecke
"Alte Hasen" tauschen Erinnerungen aus

Bei einem Festakt im Altstädtischen Rathaus von Brandenburg an der Havel wurde Bilanz von vier erfolgreichen Jahrzehnten gezogen und ein Blick in die Zukunft der schönsten Naturregattastrecke der Welt geworfen.

Zahlreiche ehemalige und aktive Sportler, Mitglieder aus Wassersportverbänden und -vereinen sowie Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft der Stadt und des Landes Brandenburg würdigten bei einer Festveranstaltung im Rolandsaal des Altstädtischen Rathauses von Brandenburg an der Havel die erfolgreiche Entwicklung der Brandenburger Regattastrecke „Beetzsee“. Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann ließ in ihrer Festrede die vergangenen 40 Jahre Revue passieren. Sie hob die Leistungen der Erbauer der Regattastrecke hervor, die nach dem ersten Spatenstich im Oktober 1967 nur knapp zwei Jahre brauchten, um am Ufer des Beetzsees eine moderne Regattastrecke zu errichten, die den damaligen internationalen Anforderungen entsprach und mit moderner Technik jener Zeit ausgestattet war. Sie erinnerte an die ersten internationalen Titelkämpfe im Jahr 1972, als sich in Brandenburg an der Havel die besten europäischen Ruderinnen zu ihren Kontinentalmeisterschaften trafen. Auch die ersten Juniorenweltmeisterschaften der Ruderer im Jahr 1985 haben gezeigt, dass die Brandenburgerinnen und Brandenburger weltoffene Gastgeber und gute Organisatoren sind.

Das derzeitige Stadtoberhaupt verwies in ihrer Rede auch auf den Mut und die Weitsicht der Menschen, die nach der Wiedervereinigung Deutschlands in der Havelstadt und in der Potsdamer Landesregierung Verantwortung trugen. „Mit der Wende entstand die Frage, was aus der damals gerade 20 Jahre alt gewordenen Sportanlage werden soll. Klar war allen Beteiligten, dass nicht unerhebliche Mittel in die Hand genommen werden müssen, um die Gebäude und technischen Anlagen zu sanieren und zu modernisieren, die Infrastruktur auszubauen und die Bedingungen für die Zuschauer zu verbessern. Ich bin froh, dass die Verantwortlichen in der Stadt und im Land Anfang der 90er Jahre die mutige Entscheidung getroffen haben, die Regattastrecke nicht ihrem Schicksal zu überlassen – wie das im Osten Deutschlands damals leider mit vielen Sportstätten passierte. Nein, in Brandenburg an der Havel und in Potsdam bekannte man sich dazu, dieser wunderschönen Anlage eine Zukunft zu geben und stellte dafür auch das notwendige Geld zur Verfügung.“ sagte Dr. Dietlind Tiemann.

Und natürlich ging die Oberbürgermeisterin auch auf die umfangreichen Baumaßnahmen zur Sanierung und Modernisierung der Sportstätte und die erfolgreiche Durchführung der internationalen Meisterschaften 2005, 2008 und 2009 in Brandenburg an der Havel ein, die den guten Ruf der Regattastrecke „Beetzsee“ als weltweit anerkannter Wettkampfort bestätigt haben.

Auch Sportminister Holger Rupprecht sowie Dr. Dag Danzglock für den Deutschen Ruderverband und Thomas Konietzko für den Deutschen Kanuverband würdigten die erfolgreiche Entwicklung der Brandenburger Regattastrecke in den vergangenen vier Jahrzehnten.

Unter den ca. 150 Gästen der Festveranstaltung waren auch zahlreiche ehemalige und aktive Ruderer und Kanuten, darunter mehrere Weltmeister und Olympiasieger, die auf dem Brandenburger Beetzsee die Grundlagen für ihre beeindruckenden Sportlerkarieren legten. In einer kleinen Ausstellung wurde an Hand von Informationstafeln, Medaillen, Programmheften und Erinnerungsstücken, Sportler- und Helferbekleidungen sowie Fotos und Zeitungsausschnitten die wechselvolle 40-jährige Geschichte der Regattastrecke nachgezeichnet. Mit der Präsentation von Plänen und Computeranimationen stellten die Planer und Architekten auch die nächsten Projekte für den weiteren Ausbau der Sportanlage vor, der mit der „Verschiebung“ der Insel Hünensteg bereits begonnen hat.

40 Jahre Regattastrecke „Beetzsee” im Überblick

Die Begeisterung für den Wassersport hat in der Region eine mehr als 120 Jahre alte Tradition. Zunächst eroberten die Ruderer die Brandenburger Gewässer, einige Jahre später die Kanuten. In der Folgezeit entstanden in der Havelstadt zahlreiche Wassersportvereine, die die Grundlage für die Entwicklung eines Breiten-, Leistungs- und Wettkampfsports bildeten. Wettkämpfe wurden in der Regel auf dem kleinen Beetzsee ausgetragen, wo Ende August 1947 auch die erste Nachkriegsregatta stattfand. Mitte der 1960-er Jahre fiel die Entscheidung, 1969 in Brandenburg an der Havel ein Verbandstreffen der Ruderer durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde die Errichtung einer internationalen Regattastrecke beschlossen. Die besten Bedingungen für die Realisierung dieses anspruchsvollen Vorhabens fand man am Ufer des lang gestreckten großen Beetzsees, von dessen hervorragenden natürlichen Voraussetzungen die Wassersportler schon immer begeistert waren.

Im Oktober 1967 erfolgte der erste Spatenstich, bereits 22 Monate später stand eine Wettkampfanlage zur Verfügung, die den modernsten Anforderungen der damaligen Zeit entsprach. Um Platz für die sechs Bahnen zu schaffen, musste an der Landzunge Hünensteg ein Durchstich ausgebaggert werden, so dass damals die heute im Volksmund liebevoll als „Acapulco“ bezeichnete Insel entstand.

Die erste große internationale Herausforderung wurde 1972 bestanden, als sich in Brandenburg an der Havel 21 Frauen-Nationalmannschaften zu den Ruder-Europameisterschaften trafen. Im August 1985 wurden auf dem Brandenburger Beetzsee dann die 1. Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern ausgetragen, an denen sich 30 Nationalmannschaften beteiligten. Bis 1990 fanden jährlich bis zu 24 Sportveranstaltungen im Rudern, Kanu- und Motorbootrennsport statt. Insgesamt 365 Mal war der Beetzsee bis zur Wende Austragungsort für große Sportveranstaltungen, darunter 21 internationale Kanuregatten, 16 DDR-Meisterschaften der Ruderer und 11 der Kanuten, 3 internationale Junioren-Wettkämpfe im Rudern, 21 nationale und internationale Motorbootrennen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands stand die Frage nach der Zukunft der beliebten Regattastrecke im Raum, die zu jenem Zeitpunkt den gewachsenen technischen Anforderungen in weiten Teilen schon nicht mehr entsprach. Die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung sprachen sich damals für eine schrittweise Sanierung und Modernisierung der denkmalgeschützten Anlage aus und fassten damit eine kluge und weit voraus schauende Entscheidung. 1994/95 wurde als erste Maßnahme der Kampfrichterturm saniert und umgebaut. Es folgten der neue Tribünenbereich mit einer Teilüberdachung, die Neugestaltung der Straßen, Wege und Infrastruktur, die Erweiterung des Sattelplatzgebäudes, die Sanierung des Funktionsgebäudes und der Umbau des Eingangsbereiches. Außerdem wurde die Start- und Streckentechnik erneuert und eine moderne videofähige Anzeigetafel mitten im Beetzsee installiert. Insgesamt ca. 6 Millionen Euro wurden in diesen Jahren investiert, jeweils zur Hälfte von der Stadt Brandenburg an der Havel und dem Land Brandenburg finanziert. Als im Sommer 2005 die 21. Juniorenweltmeisterschaften im Rudern stattfanden, präsentierte sich die Brandenburger Regattastrecke den Aktiven aus 53 Ländern in neuem Gewand auf technisch höchstem Niveau.

Nach dem großen Erfolg dieser Titelkämpfe erhielt der Deutsche Ruderverband mit der Regattastrecke Beetzsee noch im selben Jahr vom Ruderweltverband FISA den Zuschlag zur Ausrichtung der U 23 Weltmeisterschaften 2008. Im Vorfeld dieser nächsten großen Herausforderung wurden weitere Verbesserungen vorgenommen, wie zum Beispiel die Installation einer Beregnungsanlage, die Erweiterung des Siegerehrungsbereiches, die Komplettierung der Steganlagen oder die Anschaffung einer neuen Zielkamera und zweier Schiedsrichterkatamarane. In dieser Zeit reiften auch erste Pläne, das Ziel einer „großen Ruder-WM“ in Angriff zu nehmen und eine entsprechende Bewerbung für das Jahr 2013 vorzubereiten. Da für ein solches Vorhaben die Erweiterung der bis dato 6-Bahnen-Anlage auf acht Bahnen wichtigste Voraussetzung ist, erhielt die Stadt Brandenburg an der Havel anlässlich der Eröffnung der U 23 Ruder-WM im Sommer 2008 aus den Händen von Sportminister Holger Rupprecht einen Fördermittelbescheid über 250.000 Euro. Ein Betrag in gleicher Höhe wurde aus dem kommunalen Haushalt bereit gestellt, so dass die Mittel zur notwendigen „Verschiebung“ der Insel Hünensteg um 27 Meter schon zu diesem Zeitpunkt gesichert waren. Anfang 2009 überreichte dann der Umweltminister des Landes Brandenburg den Genehmigungsbescheid für die erforderlichen Arbeiten zur Neugestaltung der Insel. Inzwischen laufen die Arbeiten zur Abbaggerung des westlichen Teils der Insel und zur Wiederanschüttung und Neugestaltung im süd-östlichen Teil auf Hochtouren.

In der zweiten Hälfte der 40-jährigen Geschichte der Regattastrecke entwickelte sich die Anlage zunehmend zu einer national und international anerkannten und bei den Sportlerinnen und Sportlern äußerst beliebten Wettkampfstrecke. Davon zeugen unter anderem fast 70 Kanuregatten, darunter ein Welt-Cup im Kanu-Marathon, sieben Deutsche Meisterschaften der Kanuten und Drachenbootsportler, je 18 Landesmeisterschaften und Ostdeutsche Meisterschaften, 17 Große Brandenburger Kanuregatten und diverse andere Wettbewerbe. Auch die Ruderer nutzen die sich ständig weiter entwickelnde Anlage. Neben den bereits erwähnten Weltmeisterschaften gab es seit 1990 auch sechs Deutsche Meisterschaften und 18 Landesmeisterschaften. Der multifunktionale Charakter der Regattastrecke „Beetzsee“ widerspiegelt sich in der Tatsache, dass neben den Kanuten und Ruderern auch die Motorbootfahrer mehrmals zu Gast waren, unter anderem zu Läufen im Rahmen der Weltmeisterschaften in der Formel 500. Darüber hinaus fanden regelmäßig Segelregatten, Titelkämpfe im Schlauchboot-Geschicklichkeitsfahren, Jet-Ski-Wettbewerbe, Triathlon-Veranstaltungen oder der Beetzsee-Lauf statt. Und auch für Messen und kulturelle Events, wie die Brandenburger Wassermusiken, wurde das Gelände der Regattastrecke wiederholt genutzt.

Nach der erfolgreichen U 23 WM der Ruderer 2008 mit Sportlern aus 54 Nationen setzten im Sommer 2009 die Kanuten mit ihren Europameisterschaften die Reihe der internationalen Großereignisse fort. 35 europäische Nationalteams gingen in Brandenburg an der Havel an den Start, wo erstmals auch Staffelrennen ausgetragen wurden. Ein weiteres Novum stellte die Live-Berichterstattung von den Entscheidungen in ARD, ZDF und Eurosport dar. Im Jahr 2010 wird der Brandenburger Beetzsee Austragungsort für die Weltmeisterschaften im Barfußwasserski sein.

Doch schon heute richtet sich der Blick weit voraus, denn Brandenburg an der Havel möchte in absehbarer Zeit Austragungsort einer „großen“ Ruder-WM werden. Auch wenn der erste Anlauf nicht geklappt hat und beim FISA-Kongress Ende August 2009 im polnischen Poznan die Weltmeisterschaften 2013 nach Südkorea und 2014 nach Amsterdam vergeben wurden, wird dieses Ziel weiterhin konsequent verfolgt und nun die WM 2015 ins Auge gefasst.

Bis dahin wird sich das Gesicht der Regattastrecke noch einmal deutlich verändern, denn neben der Erweiterung auf acht Bahnen stehen noch zahlreiche andere Veränderungen an. So sollen mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von insgesamt 5 Millionen Euro zusätzlich 13 weitere Teilprojekte realisiert werden. Dazu zählen unter anderem die Erweiterung der Zuschauertribüne, die Ertüchtigung der Übertragungs- und Medientechnik, die Neugestaltung des Presse- und Medienbereiches, die Erweiterung des Kampfrichterturmes, der Neubau von Athletikzentren und die Umgestaltung des Akkreditierungsbereiches oder die Umsetzung und Vergrößerung der Anzeigetafel. Der bauseitige Part für die Realisierung dieser Vision ist planerisch und finanziell bereits detailliert untersetzt.

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