Konzept zur Förderung und zum Ausbau der touristischen E-Mobilität mit Booten und Schiffen in der Havelregion zwischen Potsdam und Havelberg
Der Wassertourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und liefert positive Effekte für Stadt- und Regionalentwicklung, Beschäftigung und Lebensqualität. Ihn zu erhalten, weiter zukunftsgerichtet zu stärken und seine ökonomischen Potenziale auszunutzen ist unverzichtbar.
Im vergangenen Jahr hat die Lokale Aktionsgruppe Fläming- Havel e.V. in Zusammenarbeit mit den Wassertourismusinitiativen WIR und FUN, die Erarbeitung des Konzeptes zur Förderung und zum Ausbau der touristischen E-Mobilität auf dem Wasser in der Havelregion zwischen Potsdam und Havelberg in Auftrag gegeben.
Das vollständige Konzept zum Download finden Sie hier
Im Folgenden präsentieren wir Ihnen eine kurze Zusammenfassung:
Projekthintergrund und -ziele
An Land kommt der Umstieg auf die Elektromobilität voran. Vielerorts wird die benötigte Ladeinfrastruktur für die steigende Zahl an E-Autos installiert. Im Bereich des Binnen- und Schifffahrtsverkehr existieren jedoch kaum elektrisch angetriebene Motorboote. Nicht zuletzt, weil die besagte Infrastruktur in Häfen und Marinas fehlt.
Hintergrund und Ziel des Konzeptes war es, die Perspektiven der E-Mobilität im Bereich des Wassertourismus zu analysieren, Entwicklungschancen aufzuzeigen und geeignete Handlungsstränge zu erbarbeiten
Methodik
Im Rahmen des Konzeptes wurden verschiedene Beteiligungsformate genutzt
- Online-Befragungen – Um die Bedarfe der Infrastruktur zielgerichtet bestimmen zu können wurden im Projektverlauf mittels Online-Umfrage bei den Betreibern von Marinas, Sportboothäfen sowie Charterboot-Anbietern Erhebungen durchgeführt.
- Experteninterviews
- Workshops
Die Bewertung der gewonnenen Erkenntnisse (Bestandsanalyse und Trends) münden in ein zusammenfassendes Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Profil. Darauf aufbauend wurden die strategischen Ziele und Handlungsfelder gemeinsam mit den Akteuren in Workshop Formaten abgeleitet. Anschließend erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Experten eine Zusammenstellung von möglichen Maßnahmen und Projekten
Zentrale Daten & Fakten zu Marktentwicklung im Bereich E-Mobilität auf dem Wasser
- Die EU möchte spätestens 2050 klimaneutral sein, Deutschland hat sich das Jahr 2045 als Ziel gesetzt. Für den Bereich der Klein und Freizeitschifffahrt werden derzeit noch keine Vorgaben konkretisiert, dennoch muss dieser Sektor auch 2045 emissionsfrei sein
- Das globale Marktvolumen für Elektroschiffe wird bis 2030 von 8,4 auf 15,6 Milliarden US-Dollar geschätzt, dies entspricht einem jährlichen Wachstum von 13,2 %.
- Elektroboote gewinnen im Freizeitbereich an Popularität. Rund zwei Drittel der Anbieter in Berlin/Brandenburg besitzen die Grundbereitschaft in Elektroboote zu investieren
- Das Umweltbewusstsein der Nutzer (Einheimische und Gäste) ist gestiegen. Elektroboote bieten eine saubere und leisere Alternative, die nicht nur die Umweltbelastung reduziert, sondern nachhaltig die Natur des Reviers schont.
- Internationale Wettbewerber sind bereits auf fortschrittlicheren Stand, was die Förderung sowie Infrastruktur für die E-Mobilität auf dem Wasser betrifft u.a. Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Schweden, USA.
- In der Branche der Hafen-/Marinasbetreiber sowie Bootsvercharterer werden besondere Herausforderungen und Hemmnisse in Bezug auf Genehmigungen, Auflagen und der hohen Bürokratie für die Inbetriebnahmen von Steganlagen gesehen.
- Eine staatliche Unterstützung und ein starkes Netzwerk mit klaren Regularien sowie Fördermöglichkeiten sind für einen effizienten Ausbau der E-Mobilität unabdingbar
Leitbild
„Unsere Maxime ist es, die Havelregion zwischen Potsdam und der Hansestadt Havelberg zu einem Vorbild für ein emissionsarmes Revier zu entwickeln, indem wir klimafreundliche Mobilität auf dem Wasser flächendeckend ermöglichen und so die Qualität des Naturgenusses steigern.“
Übergeordnete Ziele
- Verbesserung der touristischen Infrastruktur im Kontext der natürlichen Fluss- und Seenlandschaft der Havel
- Ausbau einer übergreifend kompatiblen E-Ladeinfrastruktur im Revier
- Erhöhung der E-Mobilität auf dem Wasser im Revier
- Förderung des nachhaltigen, kooperativen Agierens der unterschiedlichen Nutzergruppen
- Berücksichtigung von Umwelt- und Naturschutzaspekten
- Ausbau der Digitalisierung
- Schaffung eines Umsetzungs- und Planungsmanagements
Handlungsfelder
Im Zuge der Analysen, Workshops sowie den Experteninterviews sind Handlungsfelder entstanden, die zentrale Betätigungsbereiche benennen, in den die größte Handlungsnotwendigkeit besteht. Innerhalbe der Felder werden konkrete Ziele definiert. Die Handlungsfelder weisen teilweise inhaltliche Überschneidungen auf und/ oder bedingen einander – sie sind also nicht trennscharf zueinander. So sind auch Ziele und Maßnahmen in den Handlungsfeldern teilweise übergreifend für andere Handlungsfelder zu verstehen. Auf eine Priorisierung der Handlungsfelder oder eine Gewichtung der Ziele wurde bewusst verzichtet
Angebot & Infrastruktur | Organisation, Kooperation & Finanzierung | Kommunikation & Marketing |
Kombination von E-Infrastruktur & vorhandenen touristischen Angeboten | Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle | Positionierung als Vorreiter-Revier im Bereich E-Mobilität auf dem Wasser |
Qualitätssteigerung des ganzheitlichen Angebotes | Etablierung einer projektbegleitenden und weiterführenden Arbeitsgruppe | Mitnahme und Bewusstseinsschaffung für die Relevanz der (Weiter-)entwicklung im Bereich der E-Mobilität nach innen und außen |
Unterstützung der Entwicklung des touristischen Angebotes | Langfristige Festlegung von Zuständigkeiten | Einheitliche Kommunikation & Marketing |
Verknüpfung & (Weiter-)entwicklung der Angebote/ Infrastruktur mit angrenzenden Revieren | Unterstützung der Leistungsträger in diversen Bereichen | Dauerhafte Optimierung & Pflege der (digitalen) Sichtbarkeit sowie der Inhalte |
Einführung eines einheitlichen, digitalen Reservierungs- und Bezahlsystems | Aufbau eines festen Netzwerks/ Schaffung von Kooperationen | Nutzung bestehender, etablierter Apps |
Schaffung/Aufrüstung von Steganlagen mit E-Infrastruktur | Begleitung von Fördermittelanträgen für private u. öffentliche Antragsteller | Intensive Einbindung des Bereichs E-Mobilität in den Social-Media-Kanälen |
Lückenloser Ausbau der Ladeinfrastruktur mind. alle 30 Wasserkilometer im gesamten Revier | Mobilisierung privater u. öffentlicher (dauerhafter) Investitionen | Durchführung von Marketing-Kampagnen, PR-Aktivitäten, Sponsoring |
Bereitstellung einer adäquaten, technischen Infrastruktur (u.a. Stromzufuhr, Internet, etc.) | Absicherung der rechtlichen Rahmenbedingungen | |
Ausbau der Anzahl von E-Booten und -Schiffen durch Neuanschaffung/Umrüstung |
Starterprojekte
Auf Grundlage der gesammelten Daten und Erkenntnissen wurden drei Starter Projekte formuliert, wobei die Reihenfolge nichts über die Relevanz der Punkte aussagt:
Schaffung eines Umsetzungsmanagement | Detailplanung neuer Ladeinfrastruktur | Kommunikationsoffensive |
1. Prüfung der benötigten Personalkapazitäten | 1. Bedarfsanalyse & Standortbestimmung | 1. Informationskampagne für lokale Betriebe/ Checkliste |
2. Festlegung von Aufgabenbereichen & Zuständigkeiten | 2. Technologische Planung | 2. Schaffung eines digitalen Informations-, Reservierungs- und Bezahlsystems |
3. Projektplanung und -Koordinierung | 3. Ortsbegehung Häfen/Marinas | 3. Langfristige Öffentlichkeitsarbeit |
4. Nutzung und Weiterentwicklung bestehender Netzwerke | 4. Einbindung lokaler Akteure, Berücksichtigung bestehender Planung | 4. Kooperationen zwischen wasserbezogenen Tourismusakteuren |
5. Unterstützung beteiligter Leistungsträger | 5. Beantragung von Fördermitteln & Ausschreibungen | 5. Etablierung eines laufenden E-Mobilitätsberichts |
6. Projektüberwachung | ||
Anschlussmaßnahmen: Installation der Ladeinfrastruktur, Instandhaltung & Monitoring | ||
Fazit und Ausblick
Das Konzept macht deutlich, dass die Relevanz der Thematik E-Mobilität auf dem Wasser steigt und sich weiterentwickelt, weg vom Verbrenner, hin zu E-Motoren. Da sich die potenziell betroffenen Akteure in der Region leider nur in relativ geringem Umfang in den Erstellungsprozess dieser Konzeption eingebracht haben, wird es in der nahen Zukunft verstärkt darauf ankommen, sie von dem Zukunftsnutzen der neuen Technologie zu überzeugen.In Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels, der strenger werdenden Umweltauflagen und des technologischen Fortschritts ist der Wechsel auf elektrische Boote unverzichtbar. Er bietet klare Vorteile für die Umwelt und den Tourismus, da deutlich geringere Luft- und Lärmemissionen entstehen.
Es wurde deutlich, dass die Weiterentwicklung der Elektromobilität auf dem Wasser auf breite Zustimmung stößt und gefördert werden sollte. Zwei Drittel der Befragten stehen der E-Mobilität mit positiv gegenüber, jedoch herrscht, wie zu Beginn der E-Mobilität auf der Straße eine große Unsicherheit. Daher ist die verstärkte Vermarktung des Themas E-Mobilität auf dem Wasser in der Region dringend zu fokussieren, um die Vorteile der E-Mobilität aufzuzeigen und Unwissenheit sowie potenziellen Ängsten (z.B. bzgl. der Reichweite von E-Booten) bei allen Aktueren entgegenzuwirken.
Die drei Starter-Projekte definieren klar, welche nächsten Schritte notwendig sind, um die E-Mobilität im Revier umzusetzten. Wichtig ist es diese Schritte zielgerichtet zu realisieren, um sich als Modellregion hervorzuheben