Jedes Jahr rufen die Fouqué-Bibliothek und das Brandenburger Wochenblatt BRAWO den stadtweiten Undine-Wettbewerb aus. In der ersten Stufe des Wettbewerbs können junge Literaten im Alter von 7 – 25 Jahre ihre eigenen Märchen einreichen, in der zweiten Stufe werden bildkünstlerische Darstellungen der zuvor eingereichten Märchen von Kindern und Jugendlichen entgegen genommen.
In diesem Jahr musste die Siegerehrung der Märchen-Beiträge zum 16. Undine-Wettbewerb leider ausfallen. Um die literarischen Werke dennoch zu ehren – und um den Familien in Brandenburg an der Havel eine kreative Abwechslung zu bieten – werden seit dem 27.03.2020 jedes Wochenende (freitags und samstags) zwei Siegermärchen vorgestellt.
„Flauschi und der Zauberstift“
Hauptpreis in der Altersklasse 7 – 9 Jahre
Autorin: Sophie Kreilinger, 8 Jahre, Meusebach-Grundschule Geltow
"Es war einmal eine sprechende Katze namens Flauschi. Wie ihr Name schon verrät, war ihr Fell flauschig wie ein Entenküken. Dies lag aber nicht an einer besonders guten menschlichen Pflege. Flauschi war eine Wildkatze berühmter Abstammung: Ihre Großmutter war die Bremer Stadtmusikantin. So wie es außergewöhnlich war, dass eine Katze sprechen konnte, so war sie auch von blühender Schönheit. Sie hatte ein weißes, langes Fell und ihr Schwanz hatte die Farben des Regenbogens.
Flauschi lebte schon lange Zeit im Wald der singenden Vögel. Tief in diesem Wald gab es eine Zauberquelle, die sich nur alle 7 Jahre bei klarem Vollmond zeigte. Bei einem Abendspaziergang entdeckte die neugierige Katze dieses glitzernde Kunstwerk. Durstig vom langen Weg und neugierig, wie das glitzernde Wasser wohl schmecken würde, trank sie gierig. Plumps di beng di glitzer di dei — Flauschi wurde plötzlich in das Wasser gezogen und in ein unterirdisches Labyrinth gewirbelt. „Wow, was ist das wunderschön hier!" Sie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Wände des Labyrinths waren goldene und silberne Felsen mit bunten Kristallen. An manchen Stellen gab es riesige himbeerfarbene Wasserfälle. Flauschi machte sich gleich auf Entdeckertour. Als schlaue Katze kam sie in einem Labyrinth eigentlich gut zurecht. Mit ihren scharfen Krallen markierte sie die Felsen, an denen sie schon abgebogen war. Doch stets fand sie nur Sackgassen.
Erschöpft legte sie sich auf den Boden der hintersten Sackgasse. Da spürte sie unter sich etwas Hartes im sandigen Boden. Sie schaute, was es wohl sein möchte. Es war ein leuchtender Stift. Sogleich wollte die neugierige Katze ihn ausprobieren. Doch so klug sie auch war, wusste sie nicht so recht, wie er funktionierte. „Du musst mich in den dritten goldenen Felsen stecken„, sprach da plötzlich eine hohe Stimme. Flauschi ließ vor Schreck den Stift fallen und fragte „Wer ist da?“. „Aua, ich„ antwortete der Stift. Flauschi hob ihn schnell wieder auf und tat, wie der Stift ihr gesagt hatte. Ein „Klingklang“ ertönte, der Stift fiel zu Boden und zersprang. „Schöpfe schnell 7 Tropfen der glitzernden Quelle am Ende der Gasse, und gieße sie auf mich„ sagte er. Flauschi eilte los und kippte dann das Wasser über den sprechenden Stift. Ein weiteres „Klingklang“ war zu hören – der Stift wurde wieder ganz und begann zu wachsen. Bunte Lichter stiegen auf und vor Flauschi stand plötzlich ein alter, sympathischer Kater in einer Schloss-Uniform.
„Hallo, wer bist Du denn?„ fragte Flauschi. Da sagte der Kater „Ich bin Olin, der Kanzler des gestiefelten Katers. Die böse Hexe Trikone hat mich in diesen Stift verzaubert. Sie ist eine Nichte des bösen Zauberers, den mein Herr überlistet und gefressen hat. Aus Rache hat sie sein Schloss und den ganzen Hof verzaubert. Wie es scheint, bist Du hergekommen, uns zu retten.“
„Naja, eigentlich wollte ich gar nicht hier her, das war eher eine Art Unfall. Aber vielleicht hat mich das magische Wasser wirklich auserwählt”, sagte Flauschi. „Was müssen wir jetzt tun?"
„Es gibt in diesem Labyrinth 1.000 Kristalle. Wir müssen den einen richtigen davon finden. Mit ihm können wir den goldenen Felsen öffnen. Doch wenn wir auch nur einmal einen falschen nehmen, verwandeln wir uns beide in Stifte.„ Flauschi war sprachlos. Einer von 1.000, wie sollten sie den finden. Sie war eine sehr mutige Katze. Aber 999 Möglichkeiten ein Stift zu werden und nur eine, hier heraus zu kommen. Das war auch für sie zu viel. „Habt Mut“, sagte da plötzlich eine Stimme aus dem Dunkeln. Sie gehörte einem kleinen Wichtel. „Ich bin mir sicher, ihr schafft das. Ihr müsst es nur versuchen und genau auf alles achten„. So schnell, wie er gekommen war, war der Wichtel auch schon wieder weg. Flauschi und Olin hatten noch immer keine Ahnung, wie sie es schaffen sollten, aber sie fingen an, jeden Kristall ganz genau anzusehen und abzutasten. Stunden vergingen ohne Ergebnis. „Kuck mal Flauschi, Dein Schwanz leuchtet, das muss das Zeichen sein“, rief Olin plötzlich. „Welchen Kristall hast Du gerade berührt?„. „Keinen, sagte Flauschi, aber ich bin auf etwas getreten.“ Sie trat einen Schritt zurück und tippte mit ihren Krallen wieder auf den Stein am Boden, den sie gerade gespürt hatte. Und wirklich, ihr Schwanz leuchtete hell auf. Gemeinsam nahmen sie den Stein und brachten ihn zum goldenen Felsen. Wieder ertönte ein „Klingklang" und der Felsen öffnete sich.
Fröhlich spazierten Olin und Flauschi zwischen den Felsen hindurch. Draußen erblickten sie ein Schloss, mitten im Wald der singenden Vögel. „Ein Schloss, in unserem Wald?„, murmelte Flauschi überrascht. „Ja, es war die ganze Zeit da, aber unsichtbar, sagte Olin“. Neugierig wie sie war, lief Flauschi schnell hin und wollte die große Tür öffnen. Verschlossen! Aber ein Vögelchen sprach zu ihr: „Male einen Schlüssel auf das Blatt der bunten Singvogelblume.„ Flauschi kannte diese Blume und wusste wo sie wächst und sie kannte ihr Geheimnis: Schnell lief sie dorthin, pflückte das wunderschöne Blatt, suchte am Waldboden nach einer Singvogelfeder und malte mit ihr einen Schlüssel auf das Blatt. Dann versuchte sie es damit am Schloss der großen Tür. „Klingklang“ – mit diesem bunten Schlüssel ließ sich die Tür wirklich öffnen.
„Ich kenn mich hier aus„, sagte Olin. „Wir müssen über die silberne Lufttreppe und dann rechts“. Über die riesige Treppe gelangten sie an eine goldene Flügeltür. Zwei Diener öffneten ihnen und Flauschi stockte der Atem. Am Ende eines prächtigen Saales voller goldener Stühle und Tische saß auf einem Thron ein Kater mit Krone auf dem Kopf. Er hatte blaue Augen, ein braun-schwarzes Fell und trug einen wunderschönen Anzug und lange, schwarze Stiefel. Freundlich sprach er: „Hallo, bist
Du die, die uns gerettet hat?„. „Ich — naja, ich weiß nicht“, antwortete Flauschi. „Aber natürlich ist sie es„, sagte Olin und erzählte die ganze Geschichte. Da sagte der gestiefelte Kater: „Zur Feier unserer Erlösung veranstalte ich heute Abend einen Ball. Möchtest du mich begleiten?“ Flauschi wurde rot und strahlte über beide Ohren: „Oh wie gerne möchte ich kommen!"
Es war ein wunderschöner, märchenhafter Ball, der niemals zu Ende gehen sollte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tanzen die beiden Verliebten immer noch."