Wanderausstellung des Historikers Andreas Weigelt zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Nummer 6 in Jamlitz 1945-1947
Angeregt durch Zeitzeugenberichte von NKWD-Opfern in der AG Erinnern und Gedenken haben die Museen und Gedenkstätten der Stadt Brandenburg an der Havel kurzfristig dieses Thema aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Waldfriedhof und Dokumentationsstätte Sowjetisches Speziallager Nummer 6 Jamlitz 1945-1947 eine Dokumentationsausstellung in das Programm aufgenommen. Damit möchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch den Schulen der Stadt gleichzeitig eine weitere Arbeitsgrundlage für die Beschäftigung mit der Geschichte von Brandenburg an der Havel anbieten.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 15. Januar 2006, um 11:00 Uhr im Museum im Frey-Haus in der Ritterstraße 96 statt.
Nachdem die Ausstellungen „Brandenburg unter dem Hakenkreuz“, „Keine Bombennächte mehr – aber Frieden“ und „Jüdisches Leben in der Stadt Brandenburg" gemeinsam mit Schülern erarbeitet wurden, soll in diesem Jahr besonders die Beschäftigung mit der Geschichte der DDR im Mittelpunkt stehen, so wie es auch vom Bildungsministerium vorgegeben wird.
Das Internierungslager in Jamlitz („Speziallager Nummer 6 des NKWD“) war eines von 12 bzw. 15 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und eines von über 40 in ganz Deutschland. Es entstand bis Oktober 1945 durch Verlegung des Lagers Nummer 6 Frankfurt/Oder nach Jamlitz. Erste Internierte trafen von dort bereits im August ein. Diese bereiteten die 1943/44 als Juden-Nebenlager des KZ-Sachsenhausen errichteten Baracken zur Wiederbenutzung vor.
Weitere Transporte aus dem NKWD-Sammelgefängnis Cottbus sowie aus den Lagern Ketschendorf, Sachsenhausen und Bautzen brachten insgesamt mehr als 10.000 Internierte ins Lager nach Jamlitz. Die Höchstbelegung betrug im Februar 1947 etwa 7.200 Internierte. Mehr als 3.000 Menschen ließen in Jamlitz ihr Leben. Die Auflösung des Lagers Nummer 6 in Jamlitz endete durch große Transporte nach Mühlberg und Buchenwald bis zum 4. April 1947. Nur 9 Internierte wurden entlassen, etwa 12 Personen gelang die Flucht.
Im Lager waren mehrheitlich niedere Funktionsträger der NSDAP und ihrer Gliederungen inhaftiert. Dazu kamen eine Anzahl von Jugendlichen, die unschuldig inhaftiert wurden. Fast jeder dritte Insasse dieses Lagers verlor dort sein Leben.
In Brandenburg an der Havel beschlagnahmte der sowjetische Geheimdienst 1945 das Haus Neuendorfer Straße 89a. Unter dem bloßen Verdacht, nationalsozialistische Verbrechen begangen zu haben oder die Sicherheit der Besatzungsmacht zu gefährden, wurden hier unzählige Menschen, unter ihnen auch Kinder und Jugendliche, eingesperrt, verhört und gefoltert. Dieser berüchtigte Keller war der Anfang eines langen Leidensweges. Von dort aus führte der Weg in das Speziallager Nummer 6 nach Jamlitz und über diese Station ging es dann weiter nach Sibirien in die Gulak-Lager. Durch sowjetische Militärtribunale wurden auch Todesurteile verhängt und vollstreckt, auch in der Stadt Brandenburg an der Havel.
In der Ausstellung werden Originaldokumente, Bilder, Berichte von Zeitzeugen, Einzelschicksale Brandenburger Bürger im GPU Keller und deren Verschleppung nach Sibirien gezeigt
Im Zuge des geplanten museumspädagogischen Begleitprogramms werden auch in Brandenburg an der Havel inhaftierte Opfer den Brandenburger Schülern ihr Schicksal erläutern.