Aus den Händen von Dagmar v. Gersdorff konnte Beigeordneter Dr. Wolfgang Erlebach am Donnerstag, 23.01.2014, ein Portrait des aus der alteingesessenen Brandenburger Kaufmannsfamilie Riedel stammenden Franz Riedel als Schenkung an das Stadtmuseum entgegennehmen.
Als Nachfahren von Franz Riedel, haben sich seine Ur-Enkelin, die Schriftstellerin Dagmar v. Gersdorff und sein Ur-Ur-Enkel Alexander v. Gersdorff entschlossen, das Porträt an den Ort zu geben, in dem die Familie über 160 Jahre lebte und wirkte und das Geschäfts- und Handelsleben Brandenburgs im Besonderen mit bestimmte. Der Todestag von Franz Riedel jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal.
Franz Joseph Augustin Riedel (1850-1914) gehörte in 4. Generation das Handelsgeschäft Riedel, das seit 1840 in der Hauptstraße 90 ein gut situiertes Kaufhaus für Kurz-, Weiß- und Wollwaren sowie später auch Raumkunst war. Schon 1780 hatte sich die aus Böhmen kommende Familie in Brandenburg mit einer Schleiferei und Siebmacherei sowie einem Handel mit Scheren, Messern, Garnen, Galanterie- und Kurzwaren in der Kurstraße angesiedelt.
Franz Riedel, der anfänglich eine Beamtenlaufbahn eingeschlagen hatte, musste nach dem Tod seines Vaters 1895 und dem seines jüngeren Bruders Ernst 1904 das Geschäft in der Hauptstraße allein weiter führen. Schon 1890 war Franz Riedel Stadtverordneter geworden, wurde später in den Vorstand der Stadtverordnetenversammlung gewählt und war einige Jahre bis 1912 deren Vorsitzender. Ablesbar ist diese Tatsache auch an dem Porträt. Die Amtskette, die der Porträtierte trägt, wurde vermutlich nachträglich in das Bild gemalt. Verdient gemacht hat sich Franz Riedel auch um den Bau des Silokanals 1910. Dafür erhielt er den „Roten Adlerorden IV. Klasse“ verliehen. Franz Riedel war Mitbegründer des Gewerbeschutzvereins und der Brandenburgischen Handelskammer. Wie bereits seine Vorfahren, war auch Franz Riedel Kirchenvorsteher der katholischen Kirche Heilige Dreifaltigkeit.
Den Eröffnungstermin des von ihm geplanten Geschäftsneubaus und des Umbaus der alten Häuser Hauptstraße 90/91 und Katharinenkirchplatz 11 im Jahr 1915 erlebte Franz Riedel nicht mehr. Im September 1914 verstarb er. Die Firma bestand bis 1945.
Das Geschäftshaus, das gegenüber des Neustädtischen Rathauses lag, existiert seit Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr.
Das Gemälde ist in Öl auf Leinwand gemalt, 57 x 70 cm groß und muss Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sein. Der Künstlername konnte bisher leider noch nicht identifiziert werden.
Sein stadtgeschichtlicher Bezug ist einzigartig und macht es deshalb für das Museum so interessant. Das Bild soll im Foyerbereich des Museums für zunächst ein viertel Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 13:00 – 17:00 Uhr
Stadt Brandenburg an der Havel
Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus, 14770 Brandenburg an der Havel, Ritterstraße 96