Im vergangenen Jahr wurde das historische Havel-Pegelhäuschen auf dem Mühlendamm in Brandenburg an der Havel wieder instandgesetzt. Zur offiziellen Vorstellung am 05.10.2007 waren zwar alle Baumaßnahmen abgeschlossen, die eigentliche Meßtechnik war aber noch nicht funktionstüchtig. Der Pegel sollte wie ehemals die Ober- und Unterhavelwasserstände darstellen, aber mittels anderer Technik als früher: Über Sensoren wird Druckluft erzeugt, abgeleitet und aus der Differenz zum natürlichen Gegendruck des Wassers wird die Pegelhöhe errechnet. Die elektronischen Werte werden in mechanische Bewegung zurückverwandelt, um die Wasserstände mit Zeigern ablesbar zu machen.
Diesen schwierigsten Part der Projektrealisierung übernahm dankenswerterweise der Bereich Berufliche Bildung des Brandenburger Werkes der Heidelberger Druckmaschinen AG, der von Herrn Schmidt geleitet wird. Die beiden Auszubildenden Marcel Schneider und Jeffrey Majer, Mechatroniker im 2. Ausbildungsjahr, hatten zusammen mit ihrem Ausbildungsmeister Herr Reinke einige Hürden zu überwinden. So mussten die notwendigen Riemenscheiben individuell berechnet und auf der Drehmaschine angefertigt werden. Eine weitere Hürde war die Beschaffung von geeigneten Steuerungsmodulen, welche die Umsetzung der elektrischen Signale in mechanische Bewegung der Schrittmotoren steuert. Schlußendlich – nach einigem Suchen waren solche Module dann nur bei Klima- und Kältetechnik-Anbietern zu haben. Auch die Übertragung der Drehmomente der beiden Schrittmotoren zu den Zeigern erwies sich als technische Herausforderung, denn die notwendigen Riemen dürfen weder rutschen noch sich dehnen. Gemeistert wurde dieses Problem dann nach einigen Versuchen durch einen eigens entwickelten Hybridriemen, der aus Gummi und Kunststoff besteht.
Die beiden Auszubildenden absolvieren zur Zeit eine Ausbildung zum Mechatroniker und haben das Ziel, Servicemonteure bei Heidelberg zu werden. Beim Instandsetzen des Pegels hatten die beiden Azubis die volle Verantwortung für das gesamte Projekt. So entwarfen sie einen Zeit- und Kostenplan und waren immer mit dem Bauamt in Kontakt. Dabei lernten sie nicht nur die fachlichen Inhalte, wie Verzahnung von mechanischen, elektronischen und informationstechnischen Komponenten kennen, sondern sie mussten mit dem Kunden, welchem sie später dann den Havelpegel übergeben, kommunizieren und natürlich ihren Kosten- und Zeitplan einhalten, denn der Übergabetermin war klar definiert.
Marcel Schneider und Jeffrey Majer sind mit dem Verlauf des Projektes und dem Ergebnis so zufrieden, wie mit ihrer Ausbildung bei Heidelberg. „Es hat uns in diesem Projekt schon sehr geholfen, dass wir bisher eine praxis- und kompetenzorientierte Ausbildung bekommen haben“ sagten die beiden Auszubildenden voller Stolz. Dass die beiden Handlungskompetenz besitzen, haben sie durch das erfolgreiche Ingangbringen der automatischen Messung der Havelstände bewiesen.
Zukünftig kann man sich also auch dank der Unterstützung der Firma Heidelberger Druckmaschinen AG wie in „alten Zeiten“ selbst ein Bild über die Wasserstände an Ober- und Unterhavel machen, in dem man die angezeigten Werte mit dem Wert 27,116 m addiert und so die Absoluthöhen mü NHN erhält. Die alten Müller zum Beispiel haben an dieser Stelle abgelesen, ob das Gefälle ausreichend für die Mahlgänge war, vielleicht werden die Werte ja auch wieder für moderne „Strommüller“ interessant. In Zeiten höherer Wasserstände kann man sich orientieren, ob man schon von einem „Hochwasser“ sprechen kann, so zum Beispiel betragen die Werte für ein 2-jähriges Hochwasser (Mittelwert der Zeitreihe 1967-2005) für den Oberpegel 229 cm und den Unterpegel 166 cm.
Die Stadt Brandenburg an der Havel bedankt sich bei der Heidelberger Druckmaschinen AG und wünscht den beiden Auszubildenden alles Gute für ihre weitere berufliche Zukunft.