Dietlind Tiemann: „Menschen mit Behinderung müssen jederzeit und von überall einen barrierefreien Notruf absetzen können!“
Am Donnerstag, dem 31. August 2017 starteten in der Leitstelle Brandenburg an der Havel Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann, Feuerwehrchef Mathias Bialek, Mitglieder des Behindertenbeirates sowie die App-Entwickler Michael Naumann und Manuel Eckert offiziell den Pilotbetrieb für barrierefreie Direktnotrufe.
Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann:
„Wir haben uns als Stadt mit der Unterzeichnung der „Barcelona Erklärung“ 2003 deutlich zur Chancengleichheit und Teilhabe aller Menschen positioniert. Mit dem barrierefreien Direktnotruf besteht erstmalig die Möglichkeit, das Bürgerinnen und Bürger mit Behinderung das Notrufsystem nutzen können. Ich bin stolz, dass wir als erste Stadt die technischen Voraussetzungen für einen barrierefreien Notruf mittels einer kostenlosen App schaffen konnten und jetzt in die Pilotphase eintreten. Dafür gilt mein Dank sowohl an die App-Entwickler aus unserer Technischen Hochschule als auch an unseren Feuerwehrchef Mathias Bialek, der mit viel Engagement das Projekt vorangetrieben hat.“
Bisher gibt es für Menschen mit Behinderung keinen barrierefreien Notruf (112): Für Gehörlose wird bundesweit lediglich der Faxnotruf und in einigen Bundesländern ein Notruf per SMS angeboten, der daraufhin eine Faxmeldung an die Leitstelle generiert. Eine sofortige und direkte Kommunikation der Notrufenden mit den Leitstellen kann nicht erfolgen.
Neben diesen Problemen bei Notrufen von Menschen mit Behinderung ist für alle Notrufe von mobilen Endgeräten eine direkte Übermittlung der genauen Standortdaten an die Leitstellen nicht vorgesehen. Die Leitstellen können lediglich den ungefähren Standort anhand einer Funkzellenortung über die Netzbetreiber ermitteln. Somit wird eine zügige Bearbeitung der Notrufe in den Leitstellen erschwert, was dann auch zu einem verspäteten Erreichen der Einsatzorte führen kann.
Die Brandenburger BSN BürgerServiceNetz UG (haftungsbeschränkt) hat in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Brandenburg das NotrufKommunikationsSystem NotrufPlus entwickelt. Mit der NotrufPlus App wird erstmals ein barrierefreier Direktnotruf ermöglicht. Dabei werden zusätzlich mittels Internetkommunikation Informationen des Notrufenden, wie die aktuelle (per GPS ermittelte) Standortposition und Nutzerdaten an die Leitstelle übermittelt. Über eine integrierte Chat-Funktion können weitere Informationen ausgetauscht werden. Damit ist ein Dialog zwischen Helfer und Hilfebedürftigen möglich und die Bearbeitung von Notrufen kann künftig auch für alle Bürger, effizienter und schneller erfolgen. – Denn jede Sekunde zählt -
Das NotrufPlus-System besteht aus den Komponenten NotrufPlus-App, dem NotrufPlus- Server und dem NotrufPlus-Kommunikationssystem. Mit den Steuerungsmöglichkeiten der App und dem Zusammenwirken mit den Leitstellen wird eine barrierefreie Kommunikation sichergestellt.
Wesentliche Funktionen sind hierbei:
• eine integrierte Sprachsteuerung und Sprachausgabe, insbesondere für blinde Menschen,
• eine Vibrationsmeldung und eine Mitteilung über die Annahme der Meldung durch die Leitstelle,
• eine integrierte Chat-Funktion zwischen der Leitstelle und den Notrufenden,
• die Übermittlung der aktuellen (per GPS ermittelten) Standortposition des Notrufenden an die Leitstelle.
Der erste barrierefreie Direktnotruf ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der BSN BürgerServiceNetz UG (haftungsbeschränkt), der Technischen Hochschule Brandenburg, dem BürgerServiceNetz e.V., der Stadt Brandenburg an der Havel, der Behindertenbeauftragten und dem Behindertenbeirat sowie der Berufsfeuerwehr Brandenburg an der Havel
Der Pilotbetrieb ersetzt den bisherigen rechtlichen Standard per Telefon oder Fax nicht!