Brandenburg an der Havel setzt Bewerbungsverfahren fort und kämpft weiter um eine Ruderweltmeisterschaft auf dem Brandenburger Beetzsee.
Am Montag, 31.08.2009, ist im polnischen Poznań die Entscheidung über die Ruderweltmeisterschaften in den Jahren 2013 und 2014 gefallen. Die koreanische Stadt Chungju wird 2013 Ausrichter sein, ein Jahr später Amsterdam. Zu den Kandidaten, die sich um diese Titelkämpfe beworben hatten, zählte auch Deutschland mit dem Austragungsort Brandenburg an der Havel und der Regattastrecke auf dem Beetzsee.
Beim Kongress des Ruderweltverbandes FISA erhielt Chungju 67 von 138 möglichen Stimmen. Damit entfielen lediglich knapp 49 % der Stimmen auf den im Vorfeld vom FISA-Council empfohlenen WM-Ausrichter für 2013. Brandenburg an der Havel bekam in diesem Wahlgang 42 Stimmen. Außerdem gab es 29 Stimmenthaltungen.
Hinsichtlich der Titelkämpfe im Jahr 2014 orientierten sich die anwesenden Vertreter der Nationalverbände deutlich stärker an der Empfehlung der FISA-Spitze. Amsterdam erhielt den Zuschlag bei nur wenigen Stimmenthaltungen, auch weil Deutschland kurz vorher aus sportlich-fairen Gründen seine Bewerbung für 2014 zurück gezogen hatte. Schließlich war es für Amsterdam bereits der fünfte Versuch, eine WM ins eigene Land zu holen.
Die hohe Anzahl an Stimmen, die im ersten Wahlgang – trotz der pro koreanischen FISA-Empfehlung – für Brandenburg an der Havel abgegeben wurden, hat den Deutschen Ruderverband dazu bewogen, sich noch während des Kongresses in Poznań bei der FISA offiziell für die WM im Jahr 2015 zu bewerben.
Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann, die gemeinsam mit Landesruderverbandspräsident Hartmut Duif und weiteren Mitgliedern des Brandenburger Teams „VISION 2013“ nach Polen gereist war, um bei den Weltmeisterschaften noch einmal für Brandenburg an der Havel zu werben und bei der Abstimmung live dabei zu sein, sagte nach Ende des FISA-Kongresses in Poznań: „Als faire Sportler gratulieren wir natürlich zu aller erst unseren Mitbewerbern aus Korea und Amsterdam. Auch wenn wir es beim ersten Anlauf noch nicht geschafft haben, eine ‚große’ WM nach Brandenburg an der Havel zu holen, werden wir dieses Ziel weiter intensiv verfolgen. In den letzten Monaten konnten wir viele Erfahrungen sammeln und haben in der internationalen Ruderfamilie eine Reihe neuer wichtiger Freunde gewonnen. Sie haben uns darin bestärkten, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen. Viele Vertreter aus den verschiedenen Nationalverbänden erinnern sich noch gern an die erfolgreichen Junioren- und U 23 Weltmeisterschaften in Brandenburg an der Havel und wissen, dass es bei uns erfahrene Organisatoren gibt, die auch in der Lage sind, die nächst größere Herausforderung zu bewältigen. Vor allem auch das große Interesse an den vorhandenen und ausfinanzierten Plänen zum WM-taugliche Ausbau unserer wunderschönen Naturregattastrecke hat gezeigt, dass wir gute Chancen haben, 2015 die besten Ruderer der Welt auf dem Beetzsee begrüßen zu können.“
Auch Hartmut Duif, Präsident des Landesruderverbandes Brandenburg e.V., sah in der FISA-Entscheidung keine Niederlage, sondern richtete den Blick bereits nach vorn. „Ein Sieg im ersten Anlauf wäre eine Sensation gewesen, über die wir uns natürlich außerordentlich gefreut hätten. Doch realistisch betrachtet geht das Ergebnis völlig in Ordnung. Mit der Entscheidung für Chungju hat der Weltverband ein Signal für die Entwicklung des Rudersports in Asien gesetzt und für unsere Sportfreunde in Amsterdam war es bereits der fünfte Anlauf – sie haben die WM wirklich verdient. Was mich in den vergangenen Wochen und Monaten besonders gefreut hat, ist das positive Feedback und die deutlich spürbare Anerkennung für unsere bisherigen Leistungen. So, wie viele Athleten des Deutschen Ruderverbandes hier bei den Welttitelkämpfen in Poznań dank harten Trainings erfolgreich an die Weltspitze zurückgekehrt sind, so werden auch wir zielstrebig daran arbeiten, die Voraussetzungen für eine Bewerbung um die Austragung einer WM auf dem Brandenburger Beetzsee weiter zu vervollkommnen. Früher oder später führt kein Weg mehr an uns vorbei.“
Tiemann und Duif dankten allen Freunden und Unterstützern des Rudersports, die das Bewerbungsverfahren begleitet haben. Insbesondere das Land Brandenburg habe sich als verlässlicher Partner erwiesen, der die große Bedeutung der Brandenburger Regattastrecke als internationale anerkannte Wettkampfstätte frühzeitig erkannt habe. „Wir möchten alle dazu einladen, mit uns gemeinsam die Vision von einer Ruder-WM in Brandenburg an der Havel weiter zu entwickeln. 2015 wäre dafür ein idealer Zeitpunkt, wenn unsere Stadt und die Havelregion auch Gastgeber der Bundesgartenschau sind.“ warf die Oberbürgermeisterin den Blick bereits in die Zukunft.
Die vor vier Jahrzehnten auf dem Brandenburger Beetzsee errichtete Naturregattastrecke wurde Mitte der 1990-er Jahre umfangreich saniert und im Hinblick auf die Austragung der Juniorenweltmeisterschaften im Rudern 2005 für insgesamt ca. fünf Millionen Euro schrittweise ausgebaut und modernisiert. Nach der äußerst erfolgreichen Durchführung dieser internationalen Titelkämpfe erhielt Brandenburg an der Havel noch im selben Jahr den Zuschlag für die U 23 WM 2008. In dieser Zeit entstand beim DRV und LRV die Idee, sich um eine „große“ WM mit der Regattastrecke „Beetzsee“ als Austragungsort zu bewerben. Die so genannte „VISION 2013“ wurde vom Land Brandenburg und der Stadt Brandenburg an der Havel von Anfang an inhaltlich und finanziell voll unterstützt. So wurden aus dem Konjunkturpaket II für den weiteren Ausbau der Wettkampfanlage noch einmal fünf Millionen Euro bereit gestellt, um die modernsten technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen, die für die Austragung internationaler Titelkämpfe in den verschiedenen Wassersportarten notwendig sind.