Informationstag der Stasi-Unterlagenbehörde

Pressearchiv - Meldung vom 30.03.2011

Pressemitteilung vom 30.03.2011

Bürgerberatung sowie Ausstellung und Vortrag über das Wirken der Staatssicherheit

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Außenstelle Frankfurt (Oder) der Stasi-Unterlagenbehörde, veranstalten am Dienstag, 12. April 2011, in Brandenburg an der Havel einen Informationstag in der Stadtverwaltung und im Altstädtischen Rathaus in Brandenburg an der Havel.

In der Zeit von 15:00 – 19:00 Uhr wird Interessierten im Gebäude der Stadtverwaltung in der Klosterstraße 14 (Raum A 306) die Möglichkeit zu einer persönlichen Beratung geboten. Bei Vorlage des Personalausweises kann man einen Antrag auf Akteneinsicht oder gegebenenfalls einen Wiederholungsantrag stellen, wenn der Erstantrag schon lange Jahre zurück liegt. Für spezifische Fragen nehmen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gern Zeit für individuelle Beratungen. Außerdem kann man vor Ort Einsicht in Musterakten nehmen. Darüber hinaus liegen kostenfreie Publikationen zu verschiedenen Themen aus und können mitgenommen werden.

Um 17:00 Uhr beginnt im Rolandsaal des Altstädtischen Rathauses, Altstädtischer Markt 10, eine Vortrags- und Gesprächsveranstaltung. Der Referent Rüdiger Sielaff von der Stasi-Unterlagenbehörde spricht zum Thema „MfS – Schild und Schwert der Partei“ und geht dabei insbesondere auf das Wirken der Staatssicherheit in der Region ein.

Im Foyer des Verwaltungsgebäudes in der Klosterstraße 14 kann vom 12.04. – 06.05.2011 die Ausstellung „Die Arbeit am Feind . . . – Der Bürger im Visier der Stasi" besucht werden. Die Ausstellung ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 08:00 – 16:00 Uhr, Dienstag von 08:00 – 18:00 Uhr und Frreitag von 08:00 – 14:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Zur Ausstellung „Die Arbeit am Feind . . .“
Auf 16 Tafeln sind Informationen über die Arbeitsweise der Staatssicherheit und die daraus resultierenden Folgen für die Menschen in der Region dargestellt. Der Ausstellung wurden Unterlagen zugrunde gelegt, die überwiegend aus dem Archiv der Außenstelle Frankfurt (Oder) stammen. Die Staatssicherheit stützte sich bei ihrer Informationserhebung vor allem auf Inoffi¬zielle Mitarbeiter (IM). Dokumente der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS geben darüber Aufschluss, dass im Jahr 1986 im Bezirk Frankfurt (Oder) bzw. Cottbus auf 95 bzw. 80 Bürger ein IM zum Einsatz kam. Viele Bürger brachten jedoch aus unterschiedlichen Motiven auch die notwendige Zivilcourage auf und lehnten die inoffizielle Zusammenarbeit ab (Tafel Verweigerte Spitzeldienste).
Das MfS war geheimer Nachrichtendienst, politische Geheimpolizei und Untersuchungsorgan zugleich. Insbesondere in den 50er Jahren dienten Willkür und Härte in der Justizpolitik der Einschüchterung und Ausschaltung von Regimegegnern (Tafel Politische Prozesse in der Ära Ulbricht und Tafel Der Volksaufstand).
Wer ins Visier des MfS geriet, war einem Apparat ausgeliefert, der über alle nur denkbaren illegalen Mittel und Methoden verfügte, um auch bis in den letzten Winkel des Privatlebens vorzudringen.
So wurden beispielsweise von der Staatssicherheit verschiedene Tarnvarianten für Observationstechnik entwickelt, um unentdeckt Informationen sammeln zu können. Ein Campinganhänger erregte kein Aufsehen in der DDR, wo Ferienheim- und Hotelplätze als Auszeichnung vergeben wurden. Auch unlackierte Fahrzeugteile waren infolge des Mangels an Ersatzteilen im Straßenbild keine Seltenheit (Tafel Beobachten und Ermitteln).
Trotz verfassungsmäßig garantiertem Postgeheimnis kontrollierte die Staatssicherheit seit 1950 Briefsendungen, Postkarten, Pakete und Telegramme aus dem Ausland, dem innerdeutschen Postverkehr genauso wie innerhalb der DDR.
Viele der Antragsteller entdecken heute bei der Akteneinsicht in den vorgelegten Unterlagen Kopien ihrer Postsendungen oder auch Briefe, die niemals ankamen (Tafel Post¬ und Paketkontrolle und Tafel Briefkontrolle).
Banale Anlässe genügten, um die Aufmerksamkeit des MfS zu erregen. Die DDR hatte wenig Interesse an einer freien Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die nach einem eigenen Weg suchten und zu selbst bestimmten Menschen heranwachsen wollten. Von Januar 1979 bis September 1980 wurde von der Bezirksverwaltung Frankfurt (Oder) eine Gruppe Jugendlicher im Operativen Vorgang „Gruppe” bearbeitet, um eine „feindliche Tätigkeit” einzuschränken. Die Jugendlichen waren aufgefallen, weil sie einer Gruppe angehörten, deren Mitglieder die Richtigkeit der Politik von SED und Regierung bezweifelten. Trafen sich die Freunde, wurden sie aus dem Beobachtungspunkt der Staatssicherheit beim Betreten des Gebäudes fotografiert (Tafel Jugend als Opposition).

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