Von der Pflegekraft zur Chefin einer Gesundheitsinstitution mit 2.200 Mitarbeitenden
Menschen, die lange in einer Klinik bleiben wollen, gibt es sicher selten. Gabriele Wolter aber hat nach 40 Jahren Klinikaufenthalt noch immer nicht genug und versicherte Oberbürgermeister Steffen Scheller bei Entgegennahme eines schicken Jubiläums-Blumenstraußes samt Ehrenurkunde, gerne weiterzumachen. Ihr berufliches Lebenswerk scheint noch nicht vollendet.
Gabriele Wolter, die seit dem 1. Dezember 1992 die Chefin des heutigen Universitätsklinikums Brandenburg an der Havel, hat am 1. September 1984 als Pflegekraft im Bezirkskrankenhaus in der Hochstraße angefangen. 1986 kam das Angebot, in die Krankenhausverwaltung zu wechseln und ein BWL-Studium zu beginnen. Als der Abschluss in der Betriebswirtschaftslehre 1990 vollbracht war, war mit der „Wende“ auch der gesellschaftliche Umbruch in vollem Gange. Also erarbeitete sie sich noch das neue bundesdeutsche Wissen, wurde Personalchefin und sollte 1992 die wegen ihrer Stasi-Tätigkeit gekündigte frühere Geschäftsführerin ersetzen.
Ihr Kampf gegen die Privatisierung und für den Ausbau des seit 1901 bestehenden Klinikstandortes begann. Das Bezirkskrankenhaus wurde Städtisches Klinikum Brandenburg; Gabriele Wolter schmiedete Pläne, beschaffte Geld und Fachleute. Auf dem Marienberg wurde der Rettungshubschrauber Christoph 35 stationiert und direkt ans Klinikum angebunden. Neubauten im Westen (2002) und Osten (2011) des Haupthauses entstanden. Die HNO-Klinik, Neurochirurgie, Kliniken für Augenheilkunde und für Orthopädie komplettierten den multifunktionalen Klinikstandort der unter anderem wegen seiner hervorragenden Frühgeborenen-Versorgung deutschlandweit geachtet wird.
Im Jahr 2014 wurde das Klinikum als Krankenhaus der Schwerpunktversorgung anerkannt und gründete noch im gleichen Jahr die Medizinische Hochschule Brandenburg. Seit dem 4. September 2021 ist das Hochschulkrankenhaus das „Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel“. Wenigstens 200 Millionen Euro sind seit Gabriele Wolters Antritt als Klinikchefin in das Klinikum geflossen, zu dem auch Ärztehäuser, das Gesundheitszentrum am Hauptbahnhof, die Medizinische Schule und bald die Rehaklinik in Hohenstücken gehören. Ein Klinik-Anbau für Herzkathetermessplätze und ein Hybrid-OP-Bereich gesellt sich gegenwärtig hinzu, ist für rund 12 Millionen Euro im Entstehen. So versorgt Gabriele Wolter mit annähernd 2.200 Mitarbeitenden jährlich inzwischen rund 48.000 ambulante Patienten und 25.000 stationäre Patienten.
„Ihr ist es insbesondere zu verdanken, dass das Universitätsklinikum heute eine weit über die Stadtgrenzen hinaus etablierte Gesundheitseinrichtung ist. Gabriele Wolter hatte von Anfang an Visionen und Durchsetzungsvermögen und blieb bei allem, was sie anpackte, äußerst menschlich und bodenständig, umgänglich und zugänglich,“
lobte Oberbürgermeister Steffen Scheller die Dienst-Jubilarin, die ihre kleine Jubiläumsfeierlichkeit in der Caféteria des Universitätsklinikums beging – im Rahmen der Quartalsfeier für alle Dienstjubilare des Klinikums. Gabriele Wolter ist so bescheiden wie erfolgreich. Die 60-Jährige gehört zu diesem Krankenhaus wie ihr eigenes Zuhause nach Mahlenzien.
„Ich hoffe, die Straßen dazwischen bleiben noch viele Jahre ihr Arbeitsweg,“
so Oberbürgermeister Steffen Scheller.