Franz Marcs „Blaue Pferde“ in der St.-Annen-Straße

Pressearchiv - Meldung vom 01.12.2015

Pressemitteilung vom 01.12.2015

Viele Meisterwerke des Blauen Reiter und des Expressionismus waren vor genau 100 Jahren in Brandenburg ausgestellt

Genau vor hundert Jahren konnten die Brandenburger eine sensationelle Ausstellung besuchen, deren Werke heute astronomische Summen erreichen und die heute in großen Museen und Ausstellungen wie zum Beispiel der „ImEx“ in Berlin zu sehen sind.

Der Brandenburger Kunstlehrer und Maler Arnold Topp war befreundet mit Herwarth Walden, einem Berliner Galeristen, der schon vor dem Ersten Weltkrieg namhafte moderne Künstler nach Berlin holte und dort in seiner Sturm-Galerie ausstellte, zum Beispiel Wassily Kandinsky, Alexander Archipenko, Heinrich Campendonk, Marc Chagall, Lyonel Feininger, Johannes Itten, Robert Delaunay, Gabriele Münter, Franz Marc. Walden veranstaltete auch Wanderausstellungen in andere Orte, um die damals moderne Kunst, den Expressionismus, bekannt zu machen und zu unterstützen. Was heute eine selbstverständliche Größe in der Kunstgeschichte ist, löste damals einen Skandal aus. Für viele Kunstliebhaber, Kritiker und auch Museumsleute waren die Expressionisten eine Provokation, „Hottentotten im Oberhemd, eine Horde farbenspritzender Brüllaffen“, ihre Kunst galt vielen schon weit vor den Nationalsozialisten als entartet. In dieser aufgeheizten Stimmung entschlossen sich die beiden Freunde 1915, auch in Topps neuer Heimatstadt Brandenburg eine Ausstellung „Neue Kunst“ zu präsentieren, in der v.a. Hauptwerke des Malers Franz Marc zu sehen waren. Heute würde eine solche Ausstellung Hunderttausende von Besuchern ziehen, damals, im November 1915, konnte man sich diese Bilder in Brandenburg in der St. Annenstraße 30 nicht nur ansehen, sondern auch kaufen.

Die Kuratoren der aktuellen Kunstausstellung „stattbekannt“ Wulf und Undine Holtmann stießen bei ihren Recherchen auf einen Katalog, den Walden anlässlich der Ausstellung 1915 herausgab. Er enthielt zwar keine Abbildungen, aber eine vollständige Liste der Exponate, die damals hier hingen. Darunter waren 21 Bilder von Franz Marc, die heute zu seinen Hauptwerken gehören, v.a. auch der „Turm der blauen Pferde“, ein Gemälde von 1913, das seit 1945 als verschollen gilt. Dieses Bild gilt als Synonym für die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“, die Kandinsky und Marc in München gründeten. Ein weiteres bekanntes Bild „Wölfe“ von 1913 bezieht sich auf den Balkankrieg 1912-1913, der dem ersten Weltkrieg direkt voranging. Das Bild war in diesem Sommer in Berlin in der „ImEx“ zu sehen.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Kunstausstellung „Neue Kunst“ und im Zusammenhang mit „stattbekannt“ 2015, in der Hauptwerke von Arnold Topp noch bis Ende Januar zu sehen sind, haben die beiden Kuratoren Waldens Brandenburger Sturmausstellung rekonstruiert und stellen sie am Samstag, dem 12. Dezember 2015 um 17:00 Uhr als Auftaktveranstaltung im frisch restaurierten Gotischen Haus dem Brandenburger Publikum – nun zum zweiten Mal – vor, dieses Mal nur zum Ansehen.

Bilder in Hochauflösung

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