Ein Polit-Plausch für Kinder und Jugendliche? Mit Kindern und Jugendlichen?
Brandenburgs Stadtspitze hatte sich auf die Vereinbarung, resultierend aus Veranstaltungen mit Schülerinnen und Schülern sowie aus Gesprächen mit Mitgliedern des Jugendforums Brandenburg, eingelassen und der jungen Stadtbevölkerung das Angebot eines persönlichen Austausches unterbreitet. Die erste Kinder- und Jugendsprechstunde sollte Auftakt für eine Veranstaltungsreihe, mit der junge Themen in der Verwaltung präsenter werden sollen.
„Junge Menschen haben eine andere Sicht auf aktuelle Stadtentwicklungen und bringen ihre ganz eigenen Vorstellungen mit ein. Von einem Austausch über Ziele, Wünsche, Pläne und Themen können wir alle profitieren,“
hatte Oberbürgermeister Steffen Scheller seiner Einladung zur Premiere am 23. Januar 2024 hinzugefügt, wurde dann aber kurzfristig von Ministerpräsident Dietmar Woidke zur zeitgleichen Krankenhauskonferenz nach Potsdam beordert. Die weitere Rathausführung sprang ein und so standen zum Auftakt mit Bürgermeister Michael Müller und den Beigeordneten Alexandra Adel und Thomas Barz gleich drei Gesprächspartner zur Verfügung. Zwei Stunden lang, die die jungen Gesprächspartner restlos ausnutzten.
Die Eröffnung der Gesprächsrunde übernahm als Mitinitiatorin die Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt, Katharina Bergholz. Sie freute sich sichtlich darauf,
„diese Idee nun live testen zu können und mit den Besuchern gemeinsam weiterzuentwickeln. Das Format ist eine Riesenchance für uns alle. Hier erfahrt ihr aus erster Hand, welchen Weg ein Wunsch gehen muss bis zur Erfüllung.“
Sie warb für die fünf Folgeveranstaltungen in diesem Jahr und brachte sodann die Beigeordneten und deren Aufgaben ins Spiel. Die Gesprächsrunde war eröffnet und wurde von vier gut vorbereiteten jungen Sportlerinnen des Brandenburger Sport- und Ruder-Klub (BSRK) 1883 e.V. fortgeführt. Nele, Luise und zwei weitere Turnerinnen berichteten vom komplizierten Trainingsbetrieb, weil ihnen eine Halle fehlt, in der ihre teuren Geräte stehen bleiben können. Der Aufbau- und Abbau koste viel Zeit und Kraft, der Federboden komme nur selten zum Einsatz, und es können nur Barren oder Reck verankert werden.
„Mit einem neuen, festen Standort könnten wir an allen Wochentagen trainieren und viel mehr Kinder und Jugendliche aufnehmen,“
hieß es.
Michael Müller, einst selbst Turner, kennt den Aufwand, weiß aber auch, dass
„die Sporthallen multifunktional nutzbar sein müssen, sodass auch Fuß-, Hand- und Volleyballer und weitere Sportler trainieren können.“
Alexandra Adel versprach, mit der Trainerin Kontakt aufzunehmen, um nach Lösungen zu suchen, weswegen sogleich Telefonnummern ausgetauscht wurden.
Einfacher war „Lou“ zu helfen, die sich einen Ort wünscht,
„wo wir unsere Ideen und Fragen loswerden könnten.“
Die Kinder- und Jugendbeauftragte sprang ein:
„Jederzeit und gern bei mir!“
Der Wunsch von Leonie und Moritz, die sich einen
„einfachen Zugang zu Sporthallen für Jugendliche wünschen, um beispielsweise im Winter mal Basketball spielen zu können,“
wird sich nicht so einfach erfüllen lassen, da viele Hallenzeiten planmäßig an Vereine vergeben sind und stets jemand die Verantwortung tragen muss.
Spannend finden die Jugendlichen scheinbar auch den in der Stadtverordnetenversammlung diskutierten, 150.000 Euro schweren „Bürgerhaushalt“, der viel Potential für Jugendliche berge, um kurzfristig manches bewirken zu können. Leonie fände es gut, wenn ein paar Ideen für kleinere Beträge zeitnah umgesetzt werden könnten. „Lou“ fielen da gleich eine Parkbank oder ein Workshop ein,
„kleine Dinge, die gut ankommen würden.“
Katharina Bergholz findet:
„Es geht doch auch darum, sich an Gestaltungsprozessen beteiligen zu können.“
Um gegenseitiges Verständnis aufzubauen, bat Kämmerer Thomas Barz die junge Gästeschar,
„kommen Sie in den Finanzausschuss, ich erkläre ihnen auch gerne, wie ein Haushalt aufgestellt wird und was er bedeutet. Und ich komme auch gerne ins mal Kinder- und Jugendparlament.“
Alexandra Adel schloss sich der Einladung an:
„Kommen Sie in den Jugendhilfeausschuss. Sagt, was ihr wollt, und wir gucken, was möglich ist.“
Nach zwei Stunden wurde sich noch auf ein Hauptthema für das nächste Treffen am 14. März verständigt: Räume und Treffpunkte für junge Leute – wo sind sie, was kann man dort machen, welchen Wünsche zu Veränderungen gibt es.
„Ein Hauptthema ist gut,“
befand Bürgermeister Michael Müller,
„aber der Sprechstunden-Charakter sollte auf jeden Fall bleiben. Der Austausch, das Überraschende ist spannend und erfrischend.“
Katharina Bergholz wünschte sich zum guten Schluss:
„Werbt bei Familie und Freunden für das Format!“
Die nächste Kinder- und Jugendsprechstunde findet am 14. März statt. Dann sicher mit dem Oberbürgermeister. Näheres dazu zeitnah.