Bekämpfung der Rosskastanienminiermotte durch Kohl- und Blaumeise

Pressearchiv - Meldung vom 06.10.2011

Pressemitteilung vom 06.10.2011

Seit Ende der Neunziger Jahre wird die Weißblühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) von der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) befallen.

Der Schaden an den Blättern entsteht durch die Fraßtätigkeit der Larven. Dabei trennen sie die Blattoberhaut vom darunter liegenden Blattgewebe und damit von der Wasserversorgung ab, wodurch die Bereiche oberhalb der Minen austrocknen und verbräunen. Bei starkem Befall vertrocknen die Blätter allmählich und rollen sich von den Rändern her ein.

Die Auswirkungen des Befalls auf die Rosskastanien sind in Grünanlagen der Stadt bereits seit Jahren allgegenwärtig. Während die erste Generation der Miniermotte meist nur den unteren Kronenbereich des Baumes befällt, kann bei starkem Befall bereits die Sommergeneration die Blätter des gesamten Baumes zu 100% minieren. In der Folge setzt der Laubfall bereits im August ein. Ende September sind diese Bäume völlig kahl. Die in den Ballungsräumen sehr wichtige Aufgabe der Rosskastanie als klimaregulierender und Staub bindender Stadtbaum wird dadurch stark eingeschränkt. Gerade in warmen Jahren mit großer Hitze-, Trockenheits- und Staubbelastung kann auch der Befall durch die Miniermotten sehr stark sein. In solchen Situationen büßen die Rosskastanien ihre stadtökologische Funktion infolge der frühzeitigen Entlaubung vollständig ein. Zusätzlich beeinträchtigen die auffälligen Schadsymptome die ästhetische Erscheinung der Rosskastanien, das allgemein beliebte grüne Stadtbild wird dadurch nachdrücklich beeinträchtigt. Der Befall durch die Kastanienminiermotte hat auch unmittelbare ökonomische Folgen: Durch den vorzeitigen Laubfall entstehen zusätzliche Kosten für die Reinigung der Straßen und Gehwege und die Laubentsorgung.

Bislang ging man davon aus, dass die Kastanienminiermotte keine natürlichen Feinde in unserer einheimischen Vogelwelt hat. Vogelbeobachter aus dem Südwest Deutschland konnten aber 2009 beobachten, dass Kohl- und Blaumeisen (Parus major bzw. Parus caeruleus) von morgens früh bis abends spät befallene Rosskastanien anflogen und Miniermottenlarven an ihre Jungtiere verfüttern.

Die Fachgruppe Naturschutz, Grünflächen und Friedhöfe der Stadtverwaltung Brandenburg an der Havel wird nun an den über 300 Rosskastanien in der Gördenallee an jedem zweiten Baum Meisenkästen anbringen lassen, um somit gegen die Miniermotte vorzugehen. Durch die Mitarbeiter der BAS im Naturschutzzentrum Krugpark wurden 150 Meisenkästen hergestellt. Diese werden in den nächsten Wochen durch die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums fachgerecht angebracht. Durch die Anbringung sollen die in den Nistkästen einziehenden Meisen gezielt an die Larven der Miniermotte heran geführt werden. Diese Biologische Schädlingsbekämpfung kommt auch den an der Gördenallee angrenzenden Grundstücken zugute. Auch hier werden die sich ansiedelnden Meisen Schädlinge aller Art sammeln und an ihre Jungen verfüttern. Darüber hinaus ist dies ein aktiver Beitrag der Stadt, die Biologische Vielfalt innerhalb des besiedelten Bereiches zu fördern.

Interessantes