79. Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden

Pressemitteilung vom 22.04.2024

Oberbürgermeister Steffen Scheller vor dem Mahnmal am Marienberg.
Oberbürgermeister Steffen Scheller vor dem Mahnmal am Marienberg.
Gedenken am Marienberg-Mahnmal.
Gedenken am Marienberg-Mahnmal.
Kranzniederlegung.
Kranzniederlegung.
In der Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden.
In der Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden.
Oberbürgermeister Steffen Scheller und Innenminister Michael Stübgen bei der Kranzniederlegung.
Oberbürgermeister Steffen Scheller und Innenminister Michael Stübgen bei der Kranzniederlegung.
In der Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden.
In der Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden. Fotos: Stadtverwaltung Brandenburg an der Havel, G. Zimmer

Orte des Gedenkens und des Erinnerns bleiben unerlässlich. Das wurde einmal mehr während der Gedenkveranstaltungen zum 79. Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden am 21. April 2024 deutlich.

Auch wenn die zugrundeliegenden Gräueltaten sehr lange zurückliegen und die Generationen, die sie durchleiden mussten, aussterben. Heutige Generationen müssen dafür mit Sorge tragen, dass die Erinnerungen wach bleiben. Ganz besonders in einer Zeit, in der in Europa wieder Krieg herrscht.

Am Ehrenmal am Marienberg, das bereits am 4. Mai 1947 für die im Zuchthaus Görden von den Nationalsozialisten inhaftierten und hingerichteten Widerstandskämpfer eingeweiht wurde – wenn auch noch in anderer Form – legte unter anderem Oberbürgermeister Steffen Scheller einen Kranz nieder. In seiner Rede erinnerte er an den Sommer 1940, als die NS-Justiz in einer Garage des Zuchthauses eine Hinrichtungsstätte einrichten ließ, weil bestehende Kapazitäten für die steigende Zahl von Todesurteilen nicht mehr ausreichten.

2.032 Männer aus ganz Europa, aber zumeist aus Deutschland, wurden in dieser Garage des Grauens zwischen dem 1. August 1940 und dem 20. April 1945 hingerichtet. Menschen, die dem NS-Regime Widerstand geleistet, sich dem Wehrdienst entzogen oder den deutschen Sieg öffentlich angezweifelt hatten.

Zum Befreier wurde am 27. April 1945 die Rote Armee. Für die Befreiung kann insbesondere die deutsche Bevölkerung nicht dankbar genug sein. Und deswegen haben wir – ebenfalls wie jedes Jahr – im Vorfeld auch wieder einen Kranz auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof niedergelegt. Befremdlich wirkt dabei, dass die russische Armee im 21. Jahrhundert selbst zum Kriegstreiber geworden ist. Das verurteile ich zutiefst. Und das darf auch an einem 79. Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden durch die Rote Armee nicht unerwähnt bleiben,

so Oberbürgermeister Steffen Scheller, der im Anschluss auch die Gedenkveranstaltung im ehemaligen Zuchthaus in der heutigen Justizvollzugsanstalt besuchte.

Gewidmet wurde das diesjährige Gedenken dort dem katholischen Geistlichen Max Joseph Metzger, der am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet wurde, weswegen Gedenkstättenleiterin Dr. Sylvia de Pasquale neben Innenminister Michael Stübgen auch Monsignore Dr. Hansjörg Günther vom Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg als Gast und Redner begrüßen konnte. Letzterer erzählte aus dem Leben Max Joseph Metzgers, dessen Urteil schon verfasst war, bevor sein 70-minütiger Schauprozess begann. Am 29. Juni 1943 war er durch die Gestapo wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet worden. Er hatte ein „Demokratisches Manifest“ verfasst, in dem er Deutschland als einen Bund demokratisch geführter Freistaaten vorhersah. Am 22. Oktober 1943 wurde Max Josef Metzger ins Zuchthaus Brandenburg-Görden verlegt und am 17. April 1944 um 15:26 Uhr hingerichtet.

Viele von Metzgers in diesem Memorandum festgehaltenen Ideen, sind heute Wirklichkeit. Diese Ideen waren es aber auch, die ihn sein Leben kosteten. Metzger übergab sein Manifest einer Vertrauten, die es dem Erzbischof von Uppsala überbringen sollte. Jedoch erwies sich diese Vertraute als Agentin der Gestapo,

schilderte Innenminister Michael Stübgen. Weiter sagte er:

Brandenburg-Görden war ein Instrument der Verfolgung, der Unterdrückung und der Vernichtung Andersdenkender. Es ist heute unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich Orte wie das Zuchthaus Brandenburg-Görden nicht wiederholen. Dies können wir – die Zivilgesellschaft – indem wir uns jeden Tag aufs Neue für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einsetzen. Denn nur so können wir beweisen, dass wir aus den Gräueln des Nationalsozialismus und der DDR-Diktatur etwas gelernt haben. Und gleichzeitig erhalten wir so das Gedenken an diejenigen, die im Kampf für Ihre Ideen von Freiheit und Gerechtigkeit ihr Leben gelassen haben.

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