Rathaus mit Roland

Wie alle Rathäuser der Mark Brandenburg steht auch das Altstädtische Rathaus auf dem Marktplatz, der bereits vor 1200 entstanden ist und ursprünglich weitaus größer war als heute.


Ratsherren der Altstadt werden schon 1263 erwähnt. Wie Untersuchungen gezeigt haben, existierte bereits um 1300 ein Vorgängerbau, der unterkellert war und an seinen beiden Stirnseiten Vorlauben besaß. An diesen Bau hat man um die Mitte des 15. Jhs. die Ratsstube, einen in zwei Geschossen gewölbten Anbau, angefügt. Er enthält heute das Rolandzimmer.


1468 (d) entstand der große spätgotische Backsteinbau, der bis heute einschließlich seines beindruckenden Dachwerks erhalten ist. Vermutlich dienten Keller und Erdgeschoss als Lager- und Verkaufsraum. Darüber erstreckt sich in voller Gebäudefläche der ungeteilte Ratssaal, der mit einer hölzernen Tonne überdeckt ist. Er konnte ursprünglich durch eine Freitreppe von außen erreicht werden. Hier fanden Ratsversammlungen und Feierlichkeiten statt. Die hochliegenden Fenster zur Schusterstraße hin zeigen heute noch den Ort des Ratsgestühls an.


Die Schauseiten sind reich mit spätgotischen Blendmaßwerken geschmückt. Zum Markt hin erhebt sich der Rathausturm, der als gebautes Programm der Ratsherrschaft gelesen werden kann. Im Keller enthält er einen Gefängnisraum (Exekutive), das Portal im Erdgeschoss ist gleichzeitig die gewölbte Gerichtslaube (Judikative), darüber liegt der Archivraum, in dem die Urkunden verwahrt wurden, die die Rechte der Stadt bestätigten, schließlich Uhr und Glocke.
Die bis dahin selbständige Altstadt wurde 1715 mit der Neustadt vereinigt, die Amtsgeschäfte ins Rathaus der Neustadt verlagert. In dem leer stehenden Gebäude wurde 1754 eine Manufaktur eingerichtet, in der bis zu 66 Weber Barchent (ein Baumwollgewebe) herstellten. Das Gebäude wurde hierfür massiv umgebaut, neue Deckenteilungen und Fenster eingefügt. Nachdem diese Nutzung 1803 aufgegeben worden war, diente das Rathaus als Warenlager, Kaufhalle und Kornmagazin, als Landes- und Stadtgericht und wurde schließlich von der Garnison genutzt.


Bei der Rekonstruktion 1911/12 wurde das ehemalige Rathaus mit dem Ordonnanzhaus in der Schusterstraße durch einen gemeinsamen Zwischenbau verbunden. Beide Bauten wurden 2006/2007 saniert und zum Sitz der Verwaltung umgebaut.


Die 5,35 m hohe Sandsteinfigur des Roland von 1474 symbolisiert die städtischen Freiheiten. Sie stand ursprünglich auf dem Marktplatz der Neustadt und gelangte nach der Zerstörung des Neustädtischen Rathauses 1945 an seinen heutigen Standort vor dem Altstädtischen Rathaus.
 

Der Brandenburger Roland ist ein Symbol und stand als Zeichen mittelalterlicher Rechtsordnung. Der aus Sandstein 1474 jünglingshaft gestaltete 5,35 m hohe Roland gehört zu den schönsten Figuren dieser Art im norddeutschen Raum.

Auffallend das Standbild des Roland mit seiner Plattenrüstung, das Schwert mit der Rechten senkrecht in die Höhe, die Linke am Dolch, in einer Mulde auf dem Kopf das Büschel Donnerbart. Der Legende nach soll die Pflanze den Roland vor Blitzschlag schützen.

Den Soldaten beim Exerzieren auf dem Platz hinderlich, wurde er mit Genehmigung des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. 1716 vor das Neustädtische Rathaus gesetzt. 1941 zum Schutz gegen die Bombenangriffe der Alliierten demontiert und eingelagert, überstand der Roland die Zerstörung des Neustädtischen Rathauses 1945 unbeschadet. Seinen neuen Standort fand er nunmehr vor dem Altstädtischen Rathaus.

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